„Soll das ein Witz sein?“ | ABC-Z
Berlin/Washington. Ab Sonntag sollen die Waffen zwischen Israel und der Hamas schweigen. Ein Erfolg – aber wer kann den wirklich für sich reklamieren?
Diese Nachricht ging am Mittwochabend um die Welt: Israel und die islamistische Hamas haben sich auf eine Waffenruhe im Gazastreifen geeinigt. Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani verkündete, die Waffenruhe solle am Sonntag um 11.15 Uhr in Kraft treten und zunächst für 42 Tage gelten.
Die große Hoffnung: ein Ende des seit 15 Monaten andauernden Krieges, der begann, nachdem am 7. Oktober 2023 die Hamas Israel mit einem Terrorangriff heimgesucht hatte, der mehr als 1.100 Todesopfer forderte.
Biden oder Trump: Wem ist die Waffenruhe zu verdanken?
Kurios: Der designierte US-Präsident Donald Trump reklamiert die Einigung für sich, schrieb in seinem Onlinedienst Truth Social: „Dieses epische Waffenstillstandsabkommen konnte nur als Ergebnis unseres historischen Sieges im November zustande kommen.“
Diese Interpretation der Ereignisse stößt allerdings beim aktuellen US-Präsidenten Joe Biden auf wenig Gegenliebe. Auf die Frage, ob Trump nicht Anerkennung verdiene, antwortet Biden: „Ist das ein Witz?“ Und weiter führt der 46. Präsident der USA aus: „Wissen Sie, das ist genau die Vereinbarung, die ich schon im Mai vorgeschlagen hatte.“
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Trump hatte der Hamas Anfang Januar gedroht, sollte sie die Geiseln nicht bis zu seinem Amtsantritt freilassen, werde „im Nahen Osten die Hölle losbrechen“. In die Verhandlungen über ein Abkommen hatte sich zuletzt sein Nahost-Sondergesandter Steve Witkoff eingeschaltet. Am Mittwoch schrieb Trump dann auf Truth Social: „Wir haben einen Deal für die Geiseln im Nahen Osten. Sie werden bald freigelassen. Danke!“
Fakt ist aber auch: Die scheidende Biden-Regierung hatte in den vergangenen Wochen ihre Bemühungen um ein Abkommen im Gaza-Krieg erheblich verstärkt.
Waffenruhe zwischen Israel und Hamas: Baerbock äußert sich
Laut Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (44/Die Grünen) war es die Zusammenarbeit der amtierenden und der künftigen US-Regierung, die jetzt den Durchbruch brachte. Sowohl das Lager von Biden als auch das von Trump hätten deutlich gemacht, dass es keinen anderen Plan gebe werde, „und das hat offensichtlich jetzt den Knoten gelöst“, sagte die Bundesaußenministerin im „Morgenmagazin“ der ARD.
Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl
Während der Waffenruhe sollen 33 der insgesamt 98 Entführten im Austausch gegen palästinensische Häftlinge freikommen – wobei ungewiss ist, wie viele Geiseln überhaupt noch am Leben sind. Krankenhäuser in Israel haben sich auf die Aufnahme zutiefst traumatisierter und teilweise auch kranker und verletzter Menschen vorbereitet.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Während im abgeriegelten Gazastreifen die Menschen in Jubel ausbrachen, nahmen Angehörige der israelischen Geiseln die Verkündung einer Einigung mit gemischten Gefühlen auf. „Für mich ist es erst vorbei, wenn es vorbei ist“, sagte Jimmy Miller, Cousin der deutsch-israelischen Geisel Schiri Bibas, im Zentrum von Tel Aviv. Der Platz war am Mittwochabend ungewöhnlich leer, niemand schien in Feierstimmung.
dpa/AFP/dw