So isst Politik: Minister-Kochbuch ist verschwunden | ABC-Z

Der Bundeslandwirtschaftsminister hat ein Kochbuch geschrieben, doch es ist wie vom Erdboden verschluckt. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise sorgen Politiker dafür, dass ihre Werke leicht erhältlich sind. Was ist da los?
Noch im Januar präsentierte der Politiker, Alois Rainer von der CSU, sein Buch stolz auf Instagram. Es handelte sich um ein Weißwurstkochbuch; der Metzger aus Niederbayern hatte im Jahr 2002 schon die längste Weißwurst der Welt produziert (825 Meter). Brisant: Unter den 15 Rezepten sind laut Inhaltsverzeichnis auch einige neumodische, etwa Weißwurst-Wraps und Weißwurst-Lauch-Gratin. Rainer kommentierte damals: „Klar, so ein Werk sorgt auch mal für Diskussionen – die Weißwurst bleibt schließlich ein emotionales Thema.“ Dazu ein lachender Smiley, dem ein Schweißtropfen auf der Stirn steht.
Wo ist das Kochbuch?
Im Rückblick wirkt das wie die Vorahnung heraufziehender Kontroversen. Gab es sie, erreichten sie die Bundeshauptstadt nicht. Dort wiederum gewann das Thema Essen vor wenigen Tagen Aktualität. Rainer, inzwischen Minister, kündigte an, bei Veranstaltungen im Ministerium solle es künftig wieder gemischte Kost geben, nicht nur Vegetarisches, wie sein Amtsvorgänger, der Grüne Cem Özdemir, angeordnet hatte. Das warf die Frage auf, ob die bayerische Küche eine besondere Rolle spielen könnte. Im Zuge der Recherche wurde die F.A.S. auf die Existenz des Kochbuchs aufmerksam. Doch wie konnte man eines erlangen?
Auf Instagram schrieb Rainer im Januar, das Kochbuch, auf dem neben dem Motto „Weißwurst, Heimat, Verantwortung“ auch das CSU-Logo prangt, sei bei allen Infoständen und Veranstaltungen der nächsten Zeit zu erhalten. Der F.A.Z.-Bayernkorrespondent ergatterte keines, wie er auf Nachfrage der F.A.S. bedauernd bekundet. Aus Rainers Wahlkreisbüro heißt es, bei einem Computerabsturz seien alle Dateien zum Buch verschwunden, gedruckte Restexemplare habe man ans Ministerium geschickt. Eine schriftliche Bitte um ein Buch will die Mitarbeiterin dorthin weiterleiten; diese und eine weitere Mail an die Pressestelle bleiben unbeantwortet.
Dasselbe gilt für eine Nachricht an den Landesinnungsverband für das bayerische Fleischerhandwerk, der ein kleines Video mit dem Buch in den sozialen Medien gezeigt hatte. Auch eine Frau von der Jungen Union, die auf einem Flyer für ein Koch-Event mit Rainer („Es geht um die Wurst“) als Kontakt angegeben ist, meldet sich auf eine SMS nicht zurück. Eine Verschwörung? Einzig Forschungsministerin Dorothee Bär, ebenfalls CSU, zeigt sich an der Auffindung des Kochbuchs interessiert; sie selbst habe es auch nicht, lässt sie wissen, gibt aber die Suchmeldung, gepostet auf dem Instagram-Account der Autorin dieser Zeilen, an ihre 63.000 Follower weiter. Auch von diesen bisher keine Meldung. Wir bleiben dran.