So hat München gewählt: Diese Kandidaten ziehen in den Bundestag ein | ABC-Z

München – Gerade mal eine Stunde hat der CSUler Hans Theiss in dieser Wahlnacht geschlafen. Bis um halb fünf morgens blieb er auf, um noch von der Bundeswahlleiterin zu erfahren, dass es wirklich klappt mit dem Einzug in den Bundestag. Dabei hatte sich eigentlich schon früh am Abend abgezeichnet, dass Theiss seinen Wahlkreis, den Münchner Norden, mit 32,4 Prozent der Erststimmen klar gewonnen hat.
Trotzdem wollte er auf keinen Fall zu früh jubeln. Denn wegen des neuen Wahlrechts ziehen nicht mehr alle ein, die ihren Wahlkreis direkt gewinnen. Hätte das BSW die fünf Prozent geschafft, wäre es eng geworden.
In Feldmoching-Hasenbergl gab es für die CSU die meisten Stimmen und einen AfD-Rekord
Gleich am Montagmorgen buchte Theiss einen Zug. Am Nachmittag geht es los, damit er bei den ersten Besprechungen dabei sein kann. „Ich bin extrem gespannt“, sagt Theiss. Am liebsten würde er Gesundheitspolitik machen. Schließlich arbeitet er als Herz-Spezialist an einem Uni-Klinikum.
Am besten schnitt Theiss in Feldmoching-Hasenbergl ab: 38,4 Prozent der Wähler stimmten hier für ihn. Hier gibt es außerdem mit 14,5 Prozent die meisten AfD-Wähler. Aber selbst im Uni-Viertel Maxvorstadt hatte sein Grüner Konkurrent Frederik Ostermeier nur 2,7 Prozentpunkte mehr als Theiss.

© Petra Schramek
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Noch ein zweiter Münchner CSUler sieht in der Gesundheitspolitik seine größte Kompetenz: Stephan Pilsinger, der im Münchner Westen 34,7 Prozent holte, arbeitet als Hausarzt in Günzburg. „Persönlich bin ich mit meinem Ergebnis zufrieden“, sagt er. Pilsinger konnte bei den Erststimmen im Vergleich zu 2021 7,7 Prozent dazugewinnen.
Kein anderer CSU-Kandidat schaffte so einen großen Sprung. Wie ist das zu erklären? Im Münchner Westen trat kein AfDler an. Die AfD reichte nach AZ-Informationen die Unterlagen nicht rechtzeitig ein. Das hatte eher einen geringen Einfluss, meint Pilsinger. Die meisten neuen Stimmen seien von der FDP gekommen, glaubt er. Und: „Mein Einsatz im Wahlkreis hat sich ausgezahlt.“

© Daniel Loeper
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Seit 2017 vertritt er den Münchner Westen in Berlin. Besonders stark war er diesmal in Allach-Untermenzing: Hier holte er 45,9 Prozent der Erststimmen. Nicht einmal halb so viel (22,2 Prozent) schaffte er auf der Schwanthalerhöhe. Hier kamen bei den Erststimmen die Grünen auf 38,3 Prozent. Die Linke schaffte bei den Zweitstimmen hier München weit mit 14,2 Prozent ihr bestes Ergebnis. Der Unterschied zur SPD: nicht ganz zwei Prozent.
Der erfolgreichste CSUler trat im Münchner Osten an
Der dritte CSUler, der es in den Bundestag schafft, ist Wolfgang Stefinger (39). Er trat im Münchner Osten an – zum vierten Mal. Stefinger erzielte mit 36,3 Prozent das beste Ergebnis unter allen Münchner Kandidaten. Auch er legte 4,6 Prozentpunkte gegenüber 2021 zu. Am besten schnitt er mit 41,2 Prozent in Trudering-Riem ab. Nur in Au-Haidhausen wurde er von dem Grünen-Kandidaten André Hermann überholt. Der schaffte hier 36,8 Prozent.

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Über das Unions-Ergebnis insgesamt sind einige Münchner CSUler unzufrieden. „Bei dem desolaten Zustand der Ampel hätten es deutlich über 30 Prozent sein müssen“, sagte CSU-Chef Manuel Pretzl am Wahlabend. Und auch Pilsinger sagt: „Ich hätte mir noch mehr gewünscht.“ Mit dem Münchner Ergebnis sei er aber sehr zufrieden.
Die ganze Stadt ist – zumindest, was die Wahlkreise betrifft – schwarz. So wie nach der Europawahl 2024 ist die CSU in München stärkste Kraft. „Das ist eine gute Position für die Kommunalwahl“, meint Pilsinger.
AfD: „Mit einem ähnlichen Ergebnis kommen wir in Fraktionsstärke in den Stadtrat“
Auch der AfDler Wolfgang Wiehle, der im Süden kandidierte und der über die Liste in den Bundestag einzieht, sieht seine Partei in einer guten Ausgangslage für den Kommunalwahlkampf. Zwar holte die AfD in München nur 9,3 Prozent der Zweitstimmen, also etwa halb so viel wie im Bund, allerdings: „Mit einem ähnlichen Ergebnis kommen wir in Fraktionsstärke in den Stadtrat“, sagt Wiehle.
Momentan sitzen dort drei AfDler – so wenige, dass sie nicht in Ausschüssen vertreten sind. Das könnte sich 2026 ändern.

© Hannes Magerstädt
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„München ist ein schwieriges Terrain, weil hier eine grüne Subkultur fest verankert ist“, jammert der AfDler Wiehle. Trotzdem zieht mit Tobias Teich ein zweiter AfDler aus München in den Bundestag ein. Er kandidierte im Osten, holte dort 9,1 Prozent der Erststimmen. So wie in allen Münchner Wahlkreisen hat sich die AfD auch dort fast verdoppelt.
Jamila Schäfer hat ein besseres Ergebnis und verliert trotzdem das Direktmandat
Jamila Schäfer, die 2021 für die Grünen im Münchner Süden das einzige Direktmandat Bayerns holte, konnte sogar 2,3 Prozent zulegen. Trotzdem reichte es mit 29,8 Prozent nicht, den Wahlkreis direkt zu gewinnen. Sie will nun „die progressive Stimme für München im Bundestag sein“. Die meisten Stimmen holte im Süden die CSUlerin Claudia Küng. Doch aufgrund des Wahlrechts zieht sie trotzdem nicht ein.

© Daniel von Loeper
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Der dritte Abgeordnete, der im Süden antrat und der es über die Liste ins Parlament schafft, ist der SPDler Sebastian Roloff. Dabei erzielte er unter den Münchner SPDlern mit 14,6 Prozent der Erststimmen das schlechteste Ergebnis.
Erneut gehört außerdem die Linken-Politikerin Nicole Gohlke wieder dem Bundestag an.

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Sie schaffte im Münchner Westen 6,1 Prozent der Erst- und 8,9 Prozent der Zweitstimmen. Ebenso viel erzielte dort die AfD – ohne Kandidaten.