So gefährlich sind die Partikel für unsere Gesundheit | ABC-Z

Berlin. Mikroplastik gelangt bis in Gehirn, Herz und Knochen. Was bedeutet das für unsere Gesundheit? Neue Studien liefern erste Hinweise.
Sie stecken in der Luft, in unserem Essen, im Trinkwasser – und längst auch in uns selbst: Mikroplastikpartikel wurden inzwischen in nahezu allen Organen des menschlichen Körpers nachgewiesen, von der Leber über das Gehirn bis tief ins Knochenmark. Doch was richten sie dort eigentlich an?
Eine Spurensuche beginnt in einem unscheinbaren Feld in Hertfordshire nördlich von London. Seit 1843 werden dort Bodenproben archiviert. Anfangs ging es um bessere Weizenerträge, doch heute liefern diese Proben ein Zeitdokument industrieller Umwälzungen. In Proben aus den 1960er-Jahren entdeckten Forscher erste Spuren von Mikroplastik. Damals begann das Plastikzeitalter im großen Stil – und seitdem nimmt die Belastung rasant zu.
Mikroplastik im Gehirn: Zusammenhang mit Demenz vermutet
Eine Studie zeigt, dass sich die Belastung seit 1990 weltweit versechsfacht hat. Im Schnitt nehmen wir laut Schätzungen mittlerweile zehntausende Plastikpartikel pro Jahr auf, über Nahrung, Getränke oder eingeatmete Luft. Besonders betroffen sind dabei Regionen wie die USA, China und Nordeuropa.
Besonders aufhorchen ließ im Frühjahr 2025 eine Studie aus den USA: Forscher fanden bei verstorbenen Personen mit Demenz bis zu zehnmal mehr Mikroplastik im Gehirn als bei Menschen ohne entsprechende Vorerkrankung. Die Partikel könnten laut den Forschern über Lipide – also Fette – in den Blutkreislauf und von dort in das zentrale Nervensystem gelangen. Das Gehirn sei besonders anfällig, da es einerseits viel Fett enthält, andererseits Schadstoffe wegen einer geschwächten Blut-Hirn-Schranke bei Erkrankten leichter eindringen können.
Plastik im Körper: Risiko für Herz, Knochen und Zellen?
Auch in der Halsschlagader von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde Mikroplastik nachgewiesen, mit möglicherweise gravierenden Folgen: Das Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte ist bei Betroffenen mit Mikroplastik-Ablagerungen um das 4,5-Fache erhöht.
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Ebenfalls bedenklich: Forscher in China entdeckten Mikroplastikpartikel in Knochen- und Muskelproben nach Gelenkoperationen. Sie warnen, dass dies die Regeneration oder Leistungsfähigkeit beeinträchtigen könnte.
Erschwert wird die Forschung durch die Vielfalt des Plastikmülls. Ein Liter Wasser kann bis zu 240.000 Kunststoffpartikel enthalten, aus unterschiedlichsten Materialien. Manche davon können Giftstoffe oder Bakterien transportieren. Andere sind so klein, dass sie Zellmembranen durchdringen und möglicherweise Entzündungen auslösen.