So düster wie bei George Orwell | ABC-Z

Berlin. Wer Sprache verbietet, verbietet Denken, sagt unsere Autorin. Sie erinnert sich an die Dystopie „1984“, für sie ist sie aktuell wie nie.
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Nehmen wir doch einfach den Diskussionen die Wörter – und schon schaffen wir uns die Diskussion vom Hals: Nach diesem Motto würgt US-Präsident Donald Trump mit seiner Streichliste von unliebsamen Wörtern gerade alles ab, was nach Widerspruch, Reflexion oder einfach nur Diskurs aussieht.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Tatsächlich gibt es reichlich Grund für Widerspruch: Schließlich streicht seine Regierung gerade etliche staatliche Programme, die Frauen fördern sollen oder die Klimaforschung. Programme, bei denen es um Inklusion geht oder die Benachteiligung von Schwarzen. Kurz: Programme, die eine moderne, vielfältige und gesunde Gesellschaft fördern.
Trumps Welt und damit Trumps Logik ist weiß, männlich, erfolgreich und heterosexuell, seine Sprache ist klar wie knapp, die Botschaft einfach: Bist du nicht mein Freund, bist du mein Feind. Die Folge: Wer sich nicht in diesem Dunstkreis bewegt, den will Trump auch nicht zu Wort kommen lassen. Denn in diese Logik passen Wörter wie „Gleichberechtigung“, „Benachteiligung“ oder „Feminismus“ nicht rein.
Doch wer die Sprache kontrolliert, kontrolliert das Denken. Damit verliert die Gesellschaft die Freiheit, zu sagen, was ist, etwa, wenn es um Fakten rund um Klimaschutz oder Covid-19 geht, die nicht ins Regierungsprogramm passen. Was übrig bleibt? Alternative Fakten. Woran das erinnert? An „1984“ von George Orwell. „Freiheit ist die Freiheit, zu sagen, dass 2+2=4 ist“: So hat es Protagonist Winston Smith in der Dystopie ausgerückt. Alles andere ergebe sich von selbst. Als das eben nicht mehr gewährleistet ist, wendet er sich gegen den Staat – und scheitert. Dass seine Kritiker scheitern: Das ist auch das Ziel von Trump.