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So bereitet sich der Münchner Flughafen auf den Winter vor | ABC-Z

München – Schneeabfuhr, Streu- und Räumfahrzeuge, Kehrblasgeräte, Flugzeugenteiser – auch Eisbären genannt -, Pistenbullys und mehr: Insgesamt 184 Fahrzeuge kommen am Flughafen in München zum Einsatz, sobald Schnee gefallen ist. 200 Frauen und Männer rücken dann in einer Schicht aus, um das Gelände von dem weißen Pulver zu befreien.

Denn seit dem 27. Oktober gilt dort der neue Winterflugplan. Damit rund um die Uhr ein sicherer Betrieb gewährleistet ist, hat der Winterdienst am Dienstag vor Ort trainiert.

Eine Lufthansa-Maschine nach Miami hebt noch gen Himmel ab, dann ruht der Flugverkehr auf einer der Bahnen. Er wurde umgelenkt, damit der Fuhrpark des Winterdienstes für die Übung ausrücken kann. Im Schnitt 30 Minuten wird für eine Räumung der über 4000 Meter langen und circa 60 Meter breiten Start- und Landebahn benötigt.

Es wird für den Ernstfall geprobt

Aktuell muss man sich die weiß bedeckten Flugbahnen noch vorstellen. Doch geprobt wird dennoch schon für den Ernstfall: Denn bei Schneefall müssen große Areale geräumt werden. Allein die zwei Start- und Landebahnen, Vorfelder und Rollwege umfassen rund 5,6 Millionen Quadratmeter. Das entspricht umgerechnet einer Fläche von über 780 Fußballfeldern, sagt Stefan Häberlein, Leiter der Verkehrsaufsicht.

Der Fuhrpark des Winterdienstes rückt zum Training aus.
© Bernd Wackerbauer
Der Fuhrpark des Winterdienstes rückt zum Training aus.

von Bernd Wackerbauer

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“Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Kampf ums Überleben”

Doch was passiert genau, wenn über Nacht am Flughafen ein halber Meter Neuschnee fällt, möchte die AZ von Häberlein wissen. “Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Kampf ums Überleben”, sagt er und lacht. Generell wisse aber jeder Mitarbeiter über den “Schneeplan” Bescheid. “Wenn es geschneit hat, dann weiß jeder am Flughafen, was zu tun ist”, so Häberlein weiter. 

Durch die Verkehrsleitung wird dann der Winterdienst alarmiert, der insgesamt aus 600 Personen besteht. Aktuelle Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes und ein Glatteis-Frühwarnsystem, das Daten von 18 Messstellen auf dem Gelände bezieht, helfen der Verkehrsleitung bei der Einschätzung der Wetterlage. Auch prüft dieser den Oberflächenzustand der Bahnen.

Generell gelte: Ab zwei Zentimetern Neuschnee müsse gehandelt werden, so Häberlein. “Es kommt darauf an, wie hoch der Schnee liegt, zu wie viel Prozent die Bahn bedeckt ist und was genau auf ihr liegt.” Winterreifen haben Flugzeuge übrigens nicht, sie sind demnach auch nicht nötig.

Streu- und Räumfahrzeuge, “Eisbären” und Pistenbullys im Einsatz.
© Bernd Wackerbauer
Streu- und Räumfahrzeuge, “Eisbären” und Pistenbullys im Einsatz.

von Bernd Wackerbauer

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Letztes Jahr, als – entgegen der Prognosen – 41 Zentimeter Neuschnee in der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember fielen, habe man die weiße Fahne hissen und den Flughafen schließen müssen. “Am Ende gilt Sicherheit als oberstes Gebot”, so Häberlein.

Wetterumschwünge mit großen Temperaturunterschieden sowie mehr nasser und schwerer Schnee werden generell immer häufiger, prognostiziert Katrin Hohmann vom Deutschen Wetterdienst, vor Beginn der Übung im Besucherzentrum des Flughafens.

Keine Sorge bei Unwetter: “Ein Flugzeug ist ein Faradayscher Käfig.”

Auch Häberlein sagt der AZ, dass der Klimawandel den Flugverkehr vor neue Herausforderungen stelle. Turbulenzen kämen etwa immer häufiger vor, wie auch eine Studie der britischen Universität Reading 2023 zeigte. “Mehr Energie in der Atmosphäre heißt unruhigeres Fliegen”, sagt Häberlein. 

Vor einem Flug durch Unwetter und Blitzeinschlag müsse man keine Bedenken haben. “Ein Flugzeug ist ein Faradayscher Käfig.” Phantomgewitter, die nicht auf dem Wetterradar zu finden seien, würden aber schon eine Gefahr darstellen.

Blitzeis sei zudem ein schwieriges Wetterereignis. “Weil es nicht nur die Fläche stark beeinträchtigt, sondern auch das Flugzeug.” Dann kommen die “Eisbären” der EFM, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa und der Flughafen München GmbH, zum Einsatz. Die Spezialfahrzeuge sprühen unmittelbar vor dem Start Enteisungsmittel auf die Flieger. Denn die Fläche der Maschinen muss laut Häberlein möglichst glatt sein.

“Wenn sich dort Unebenheiten durch Eis bilden, ist die Luftgeschwindigkeit nicht mehr so groß, wie sie sein sollte und der Flieger kommt runter.” Auf den Bahnen wird wiederum Granulat verteilt, dass das Eis zum Schmelzen bringt. 

Erstmals setzt der Münchner Flughafen heuer auch biologisch abbaubare Gurkensole der Unterhachinger Firma Develey für den Winterdienst ein. Dabei handelt es sich um Salzwasser, das übrigbleibt, wenn Gurken durch Fermentation haltbar gemacht werden. Es entsteht bei der Produktion von Salzgurken. Bislang kommt es nur im öffentlichen Bereich und nicht auf der Rollbahn zum Einsatz – dort sind schließlich die “Eisbären” zuständig.

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