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Slowakei-Trainer Francesco Calzona will DFB-Team in Play-offs schicken | ABC-Z

Am Samstag bei Sonnenaufgang war Francesco Calzona immer noch wach. Am Abend zuvor hatte seine Mannschaft in einer nervenaufreibenden Partie knapp mit 1:0 (0:0) gegen Nordirland gewonnen. „Zwei nicht anerkannte Tore, ein Lattentreffer, wir brauchten Mut, und der Sieg in der Nachspielzeit war umso schöner“, berichtete der italienische Trainer der Slowakei.

Drei Punkte in letzter Sekunde, die den Gegner der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation an diesem Montag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur WM-Qualifikation und im ZDF) in eine besondere Lage versetzen. Mit einem Sieg würde sich die Slowakei direkt für die WM qualifizieren, zum ersten Mal nach 2010. „Wir alle träumen von der WM, das wäre ein historischer Erfolg“, sagt der 57 Jahre alte Trainer aus Kalabrien.

Calzonas Team hatte sich bereits für die EM 2024 qualifiziert und war dort erst in der Verlängerung im Achtelfinale gegen England ausgeschieden. Bis zur 90. Minute hatte die Slowakei gegen den späteren Finalisten 1:0 geführt, dann machten Harry Kane in der 91. Minute und Jude Bellingham mit einem Seitfallzieher in der Verlängerung den Traum vom Weiterkommen zunichte.

Der Schlüssel zum Erfolg der Slowakei ist der Trainer, für dessen Werdegang Erfindungsreichtum und Beharrlichkeit eine bedeutende Rolle spielen. Als Spieler schaffte es Calzona mit dem toskanischen Klub SS Arezzo Ende der Achtzigerjahre bis in die Serie B. Später spielte er für Provinzklubs in der Toskana und in Umbrien. Beim Fünftligaklub Tegoleto arbeitete Maurizio Sarri, heutiger Coach von Lazio Rom als Trainer, die beiden verstanden sich auf Anhieb gut.

„Wie ein Drink in der Sonne“

Calzona, der zur Aufbesserung seiner Finanzen als Vertreter von Kaffeebohnen und -maschinen durch die Toskana reiste, hatte im damaligen Bankangestellten Sarri seinen Mentor gefunden. Die beiden wurden unzertrennlich, Calzona wurde Sarris Assistent. Der Kaffeeunternehmer Marco Magi zeigt sich noch heute begeistert von seinem damaligen Vertreter: „Ciccio besaß unglaubliche Willenskraft, dank ihm haben wir heute sechs Lieferwagen, die täglich Produkte ausliefern. Er war ein Innovator, nicht nur im Fußball.“

2007 starteten Sarri und sein Assistent Calzona in der zweiten Liga bei US Avellino. Bald zog das Duo weiter nach Verona, Perugia, Grosseto, Alessandria, Sorrento und schließlich nach Empoli, wo 2014 der Aufstieg in die erste Liga gelang. Die Aufgabenteilung war klar: Sarri war der Chef, Calzona sein Experte für Taktik, für Analyse der Gegner und die Defensivphase. Sarri und Calzona wohnten sogar zusammen.

„Sie werden fast eine Person“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ damals. 2015 verpflichtete die SSC Neapel das Duo, das am Vesuv in nur drei Jahren eine Ära und einen „Sarrismo“ genannten Stil prägte und für seinen spektakulären Fußball in ganz Europa Aufsehen erregte. Pep Guardiola nannte Sarri „einen der besten Trainer der Welt“, sein Fußball sei so schön „wie ein Drink in der Sonne“. Einen nicht unerheblichen Teil des Kompliments kann Calzona für sich in Anspruch nehmen.

Ein Anruf beim Tanken

Sarri wechselte zu Chelsea und später Juventus Turin. Calzona suchte neue Wege, wurde kurzzeitig Assistent bei Cagliari Calcio und kehrte 2021 unter Luciano Spalletti zur SSC Neapel zurück. Ein Jahr später, so erzählte es der 57-Jährige selbst, bekam er beim Tanken einen Anruf von Marek Hamsik, Ikone der SSC Neapel, früherer Kapitän der Slowakei, heute Teammanager und Assistent.

DSGVO Platzhalter

Sein Vorschlag: Calzona soll Nationaltrainer werden. Calzona nahm an, als erster nicht aus der ehemaligen Tschechoslowakei stammender Trainer. Seither ist die Slowakei wieder auf Erfolgskurs: mit hohem Pressing, Ballbesitz, mutigem, vertikalen Offensivfußball. „Für mich ist Fußball ein Spektakel, man muss alles tun, um die Zuschauer zu unterhalten“, lautet das Credo des Italieners.

Sein verlängerter Arm auf dem Platz ist Stanislav Lobotka, ein kleiner, kluger Spielmacher und Garant des Gleichgewichts auch bei der SSC Neapel. 2024 durfte Calzona sogar für einige Monate gleichzeitig die Nationalelf und den aktuellen italienischen Meister betreuen. Daran kann man ablesen, wie viel man in Bratislava und in Italien von ihm hält. Sollte es mit dem Sieg über Deutschland nicht klappen, bleiben der Slowakei die Play-offs zur WM-Qualifikation.

Dass die Nationalmannschaft der Slowakei Calzonas letzte Trainerstation bleiben wird, ist unwahrscheinlich. Der Mann will mehr. Er hoffe, eines Tages einen großen Klub zu coachen, kündigte Calzona schon an. „Wenn das nicht passiert, werde ich mir aber sicher nicht die Haare raufen. Das würde einfach bedeuten, dass ich unterwegs irgendwo etwas versäumt habe.“

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