Urlaub in Deutschland: Es lebe die Düsseldorfer Idylle – Gesellschaft | ABC-Z

Wer immer noch „Post-Holiday-Depression“ schiebt, guckt nur nicht weit genug nach vorn: Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. Erst recht vor dem nächsten Städtetrip. Vor all den verlängerten Wochenenden. Gerade ist man zwar da, aber bald schon wieder weg. Deshalb hat Marco Polo gerade seinen neuen Trendguide mit „40 handverlesenen Reisezielen für 2026“ veröffentlicht. Damit alle schon mal anfangen können zu träumen. Auf nach Pantelleria! Tours! Montevideo! Mmmhhh.
Aber auch: Nichts wie hin nach Cottbus. Ulm. Düsseldorf. Hm?
Die Städte finden sich – neben Hamburg und der Steiermark – tatsächlich unter den Deutschlandzielen, und selbst wenn man diese Insidertipps bislang nicht auf dem Zettel hatte, erscheinen sie bei genauerer Betrachtung nicht nur irgendwie erfrischend, sondern geradezu unausweichlich. In Zeiten von Overtourism kann man die Leute wirklich nicht immer weiter nach Barcelona, Südtirol, Ibiza schicken. Das ist für die Regionen selbst fatal, all den anderen Tourismusbüros da draußen gegenüber ungerecht, für Reise-Experten obendrein stinklangweilig. Toskana, Sylt und Kyoto kommen ihnen sicher schon aus den Ohren raus. Düsseldorf klingt da vergleichsweise exotisch und im Gegensatz zum ewigen Mittelmeer ist der Rhein definitiv ein neues Ufer. Wenn die Landeshauptstadt erst mal zur Trendmetropole 2026 aufgestiegen ist, wird den Einheimischen niemand mehr hämisch „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“ zurufen. Vielmehr werden Weitgereiste, die die Nase voll von überfüllten Hotspots haben, nach einem herrlich ereignislosen Wochenende im Breidenbacher Hof seufzen: Wären wir doch bloß in Düsseldorf geblieben!
Bei Parfum, Mode oder Magazinen geht der Trend schon lange zur Nische, mit der man sich distinguiert von der Masse absetzen will. Beim Tourismus funktioniert das traditionell eigentlich ähnlich, die Karawane zieht immer ein Stück weiter. Aber allmählich ist halt auch die letzte griechische Insel abgegrast, die Uckermark komplett gentrifiziert. Da müssen jetzt mal andere Orte auf die Landkarte und Insta-Timeline gesetzt werden. Die Internetseite euronews empfahl diese Woche das türkische Gaziantep und Oulu in Finnland als coole „not hot“ Destinationen. Manchester wird seit Jahren als London-Alternative auf der Insel angepriesen, allerdings brauchte es dann doch ein paar Oasis-Konzerte, um die Besucherzahlen endgültig in die Höhe zu treiben.
Vielleicht könnten sich Kraftwerk kurz mal trennen und dann eine große Reunion-Tour in ihrer Heimatstadt – Düsseldorf, eh klar – starten. Hilfreich wäre auch, wenn die nächste Staffel von „The White Lotus“ nicht an der total erwartbaren französischen Riviera, sondern in Mannheim oder Graz gedreht würde. Da gibt es sicher auch schöne Ecken, die danach überrant werden können. Sowieso ist alles nur eine Frage der richtigen Inszenierung und Verkaufe. Selbst Cottbus ist gar nicht ab vom Schuss, sondern „off the beaten track.“ So wird ein alternativer Sehnsuchtsort draus.