Skispringen – Philipp Raimund hat kurz eine WM-Medaille vor Augen | ABC-Z

Die deutschen Skispringer haben bei der WM in Trondheim eine Medaiile von der Großschanze verpasst: Philipp Raimund vergab am Samstag (08.03.2025) die Chance mit einem etwas mutlosen zweiten Sprung. WM-Gold ging sensationell an Domen Prevc aus Slowenien – alle Norweger wurden nachträglich wegen „Manipulation“ bei den Anzügen disqualifiziert.
Raimund hatte nach dem ersten Durchgang mit einem Klasse-Sprung auf 137,5 Metern auf Rang sechs gelegen – nur 0,9 Punkte vom Bronzerang entfernt. Im zweiten Durchgang wollte er dann offenbar nicht zu viel riskieren, sprang etwas verhalten und landete nur bei 133 Metern – das reichte am Ende zu Rang 5.
Raimund sagte danach im ARD-Interview: „Ich war verdammt nervös, so eine Situation hatte ich noch nicht. Vielleicht habe ich dann etwas zu sehr runtergefahren und hatte nicht mehr die richtige Entschlossenheit im zweiten Durchgang.“
Domen Prevc crasht die Norwegen-Party
Der Titel ging in einem extrem spannenden Wettbewerb an den Slowenen Domen Prevc (301,8 Punkte).Der Norweger Marius Lindvik (297,1) landete zunächst auf Rangh zwei, hinterher wurde ihm aber die Silbermedaille aberkannt, auch der im Wettkampf Viertplatzierte Norweger Johann Andre Forfang flog aus der Wertung.
Aus Bronze für den Österreicher Jan Hörl (286,5) wurde somit Silber, der Japaner Ryoyu Kobayashi (284,7) landete nach den Disqualifikationen der Norweger auf Platz drei. Zweitbester Deutscher wurde Andreas Wellinger, dessen Rang 10 (267,0) schließlich noch zu Rang 8 wurde. Wellinger sagte zur ARD: „Es war okay, wenn es auch springerisch noch nicht ganz die feine Klinge war.“
Paschke und Geiger mal wieder abgehängt
Erneut meilenweit hinterher sprangen Pius Paschke und Karl Geiger. Paschke, zu Saisonbeginn noch der beste Springer im gesamten Feld und unterwegs zur Saison seines Lebens, stürzte im 2. Durchgang sogar regelrecht ab und landete bei peinlichen 113,5 Metern – keiner war schlechter (222,0 Punkte).
Geiger hatte sich als 30. des 1. Durchgangs so gerade noch für den zweiten Sprung qualifiziert, konnte dann mit einer halbwegs passablen Leistung (233,5 Punkte) immerhin noch sieben Kollegen hinter sich lassen.
Anzug-Streit gerät aus den Fugen
Weiter ging auch am Samstag der Dauerstreit um die Anzüge der Springer. Österreich, Polen und Slowenien legten noch während des ersten Durchgangs offiziell Protest gegen die Anzüge der Norweger ein, die sie für nicht den Regeln entsprechend halten. Dazu kursierte ein Video aus der Nacht vor dem Wettkampf am Samstag, auf dem zu sehen sein soll, wie das norwegische Team die Anzüge manipuliert.
Im Interview mit der ARD rechtfertigten sich die Norweger, dass es sich bei diesem Video um die Vorbereitung von Anzügen für die Raw-Air-Wettbewerbe eine Woche später in Oslo handeln würde. Dazu sagte Sportschau-Experte Sven Hannawald: „Auf dem Video sind Chips auf den Anzügen zu sehen, für das Event in Oslo gibt es die aber noch gar nicht.“ Seiner Meinung nach würde sich also doch um eine Vorbereitung der Anzüge für den 2. Durchgang in Trondheim handeln – die Ausrede mit Raw Air nannte er „eine Posse“.
Erst nur Eriksen Sundal disqualifiziert
Der DSV schloss sich dem Protest nicht an, richtete aber ein eigenes Schreiben an den Dachverband, in dem radikale Aufklärung und Transparenz gefordert wurden. Möglicherweise ein Bauernopfer sollte wohl Kristoffer Eriksen Sundal sein, der nach dem 1. Durchgang zunächst als einziger Norweger disqualifiziert wurde. Hannawald nannte das „lächerlich“.
Und tatsächlich: Rund eine Stunde nach Wettkampfende nahm die FIS alle Norweger aus der Wertung, die offizielle Begründung lautete „Manipulation des Anzugs“.