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Ski-Inline: Alternative im Klimawandel – Sport | ABC-Z

Die Wintersport-Saison ist voll im Gange und ein Verein im Bayerwald, der FC Chammünster (FCC), freut sich über nach den Corona-Jahren wieder über bessere Teilnehmerzahlen bei den Skikursen. Davor war das Interesse am Alpin-Sport eher gesunken. In den Sommermonaten wird im gleichen Verein aber noch eine andere Rennsportart betrieben: Inline-Alpin. Ein dynamischer Sport, in dem ebenfalls im Slalom und Riesenslalom angetreten wird – nur eben auf Asphalt und auf Rollen. Bis auf zusätzliche Schutzausrüstung und das Schuhwerk gibt es kaum Unterschiede zum Wintersport. Inline-Fahrer verwenden sogar Skistöcke.

Die Sportart wird auch Ski-Inline genannt und ist im Deutschen Skiverband und dem Deutschen Rollsport- und Inline-Verband organisiert. International ist sie mit neun weiteren Rollsportarten Teil des Verbandes World Skate – zum Beispiel mit Skateboarden, das seit 2020 olympisch ist. Ski-Inline hat sich vor allem in den jüngsten zehn Jahren zu einer eigenständigen Sportart entwickelt, aber existiert auch als Sommerpendant zum Skirennlauf. Der FCC ist dabei einer der wenigen Vereine im Skiverband Bayerwald, der Inline-Alpin anbietet. Viele Mitglieder nehmen an großen Meisterschaften wie Weltcups teil und sind dabei auch erfolgreich. 2012 war der Verein sogar Ausrichter für die Inline-Alpin-Weltmeisterschaften. Einige wenige Mitglieder üben beide Sportarten aus und stellen sich dementsprechend zweimal im Jahr um.

„Wenn man in die Details geht, Richtung Spitzensport, geht die Schere immer weiter auseinander“, sagt  Abteilungsleiter Siegfried Zistler

So macht es auch Siegfried Zistler, der Abteilungsleiter für Ski und Inline des FCC. Er ist seit 1980 Mitglied des Vereins. Der begeisterte Rennläufer dachte beim ersten Fahren eines Inline-Slaloms: „Das ist ja genau wie Skifahren.“ Trotz der unterschiedlichen Rahmenbedingungen teilen beide Sportarten eine enge Verbindung, vor allem durch die ähnlichen Bewegungsabläufe. Inline-Alpin ist dabei nicht nur eine eigenständige Disziplin, sondern dient auch als Trainingsmöglichkeit für den Skirennlauf. Laut Zistler sei, je nach Trainer und Niveau, eine Spezialisierung auf eine der beiden Sportarten erwünscht: „Wenn man in die Details geht, Richtung Spitzensport, geht die Schere immer weiter auseinander“, sagt er.

Besonders im Kinderbereich, aber auch für Erwachsene, die im Sommer nicht auf Schnee trainieren können, könne man viele Trainingselemente so gestalten, „dass die Bewegungsabläufe genau der Skitechnik entsprechen“. Vor allem durch den Kanteneinsatz von Skiern und andere Kräfte könne sich aber auch der ein oder andere Fehler in der Skitechnik einschleichen. Obwohl Inline-Alpin als Trainingsmethode für das Skirennfahren umstritten ist, bietet es eine praktikable Alternative – besonders in Ländern, in denen der Wintersport weniger etabliert ist. Zistler nimmt wahr, dass „Inline-Alpin in Deutschland teilweise verpönt ist und in anderen Nationen wie Italien, Lettland oder Schweiz viel mehr geschätzt wird“.

Der Trend kommt hierzulande erst langsam an, aber es gibt schon singuläre Spitzensport-Veranstaltungen: Deutschland bei der Inline-Alpin-WM 2018 in Kirchhundem. (Foto: Ralf Rottmann/Funke Foto Services/Imago)

Dabei hatte Inline-Alpin in Deutschland und der Schweiz sogar seinen Ursprung. Und womöglich werden sich hierzulande wieder mehr Menschen für den Sport interessieren. Denn durch immer weniger Schnee im Winter und die damit verbundenen steigenden Kosten dürfte der Skisport langfristig nicht mehr massentauglich sein. Das bemerkt auch der FCC an sinkenden Mitgliederzahlen: „Wir hatten Skikurse mit 100 Teilnehmern oder Vereinsmeisterschaften mit mehr als 100 Teilnehmern, jetzt ist man mit 30 bis 40 froh.“

Die Gründe dafür seien vielfältig: steigende Kosten, weniger Engagement von Eltern, vielfältigere Sportangebote in der Umgebung, Angst vor Unfällen, Gedanken um Nachhaltigkeit und die Pandemie. Für dieses Jahr haben sich die Teilnehmerzahlen beim Skikurs zwar wieder verbessert, dennoch legt der Klub großen Wert darauf, den Nachwuchs zu stärken. Besonders wichtig sei es laut Zistler, die Vereinsstrukturen zu erhalten und neue Trainer und Trainerinnen für alle Altersgruppen auszubilden. Das sei wichtig, „wenn man weiter existieren will“.

Wegen der steigenden Kosten für den Wintersport stellt der FCC Vereinsbusse, Zuschüsse zu Trainingslagern, Kleidung und Material zur Verfügung: „Da haben wir schon viele Möglichkeiten, vor allem im Kinderbereich“, sagt Zistler.  Rennskier können vereinsintern weitergegeben werden. Am Gletschertraining hingegen nehmen immer weniger Kinder teil, weil Kosten für Unterkünfte und Lifte jedes Jahr steigen.

Die rückläufigen Zahlen beim Skirennlauf sind nicht nur beim FC Chammünster zu beobachten, sondern im gesamten Skiverband Bayerwald. Durch die Stärkung des Nachwuchses und finanzielle Unterstützung, die sich der Verein durch Sponsoring und das Ausrichten von Wettbewerben finanziert, kämpft der FCC gegen solche Entwicklungen an. Gegen den Klimawandel wird er aber auch nichts ausrichten können. Auch das beobachtet Zistler seit vielen Jahren: „Wir haben Trainingslager an Allerheiligen und an Weihnachten gehabt. Seit 1985 war ich eigentlich jedes Jahr dabei.“ Er erinnere sich an vier bis fünf Meter Schnee in Obertauern, „jetzt kann man froh sein, wenn man 80 Zentimeter oder einen Meter hat. Es ist jedes Jahr weniger geworden“.

Zistler hält es für möglich, dass der Trend in Zukunft auch in Deutschland zum Rollsport geht: „Mit dem Hintergrund, dass Skifahren immer teurer wird und der Klimawandel doch zu sehen und spüren ist, könnte das für den einen oder anderen ein Ansporn sein, sich umzuschauen.“

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