Skepsis vor allem im Osten weithin: Knappe Mehrheit ist gegen neue US-Raketen in Deutschland | ABC-Z
Skepsis vor allem im Osten groß
Knappe Mehrheit ist gegen neue US-Raketen in Deutschland
31.07.2024, 06:10 Uhr
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Die USA stärken ihre Präsenz in Europa. Beim NATO-Gipfel vor drei Wochen kündigt das Land an, neue Mittelstreckenraketen in Deutschland zu stationieren. Eine Forsa-Umfrage zeigt, entlang welcher Linien sich die Haltung der Deutschen dazu spaltet. Insgesamt lehnt eine Mehrheit den Schritt ab.
Die Bevölkerung lehnt die Vereinbarung zur Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen in Deutschland mehrheitlich ab. In einer Forsa-Umfrage gaben nur 45 Prozent an, die Entscheidung der USA, ab 2026 neue Waffen wie Marschflugkörper vom Typ Tomahawk und Raketen mit größerer Reichweite in Deutschland zu stationieren, richtig zu finden. 49 Prozent sprechen sich dagegen aus.
Besonders in Ostdeutschland wird dies kritisch gesehen. Hier äußerten 74 Prozent der Befragten eine ablehnende Haltung – bei nur 23 Prozent Zustimmung. Im Westen sind 49 Prozent dafür, 45 Prozent dagegen.
Eindeutig ist auch das Bild beim Blick auf die Parteipräferenzen der Befragten. Anhänger von BSW (85 Prozent) und AfD (79 Prozent) wenden sich gegen die Stationierung solcher Waffen in Deutschland. Wähler der Ampelparteien (SPD 50, FDP 56, Grüne 64 Prozent) sowie der Union (62 Prozent) halten den Schritt für richtig.
Kreml wütet
Am Rande des NATO-Gipfels in Washington hatten die USA und Deutschland am 10. Juli verkündet, dass die US-Armee – nach mehr als 20 Jahren Pause – ab 2026 wieder Langstreckenwaffen in Deutschland stationieren werde. Darunter sollen auch Tomahawk-Raketen sein, die Ziele in deutlich mehr als 2000 Kilometer Reichweite treffen können, sowie noch weiter zu entwickelnde Hyperschallwaffen. Die Europäer wollen diese Fähigkeiten dann auch selbst entwickeln.
Die Entscheidung lässt bei vielen Erinnerungen an den Kalten Krieg wach werden. Im Anschluss an den NATO-Gipfel hatte sich an dieser Frage in Deutschland eine Debatte entfacht – entlang der Parteigrenzen, die sich auch in den oben genannten Einstellungen spiegelt. Der Kreml reagierte empört. Es handele sich um “ein Kettenglied im Eskalationskurs” der NATO und der USA gegenüber Russland, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow legte nahe, dass europäische Hauptstädte zu möglichen Zielen im Fall eine Eskalation werden könnten.
Für die Bundesregierung verteidigte Verteidigungsminister Boris Pistorius die Stationierungspläne. Von einem neuen Wettrüsten könne keine Rede sein, sagte der SPD-Politiker. “Russland hat diese Waffensysteme schon seit Längerem unter anderem – wie wir vermuten – in Kaliningrad stationiert, das heißt in absoluter Reichweite zu Deutschland und anderen europäischen Nationen.” Die kritischen Stimmen würden nicht die Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren, sagte er Mitte Juli – die Forsa-Umfrage widerspricht dem nun.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 25. und 26. Juli erhoben. Datenbasis: 1002 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
Weitere Informationen zu Forsa hier.
Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.