Sinkende Bauzinsen? ING-Experte wagt vorsichtige Einschätzung | ABC-Z
Berlin. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Bauzinsen gesunken. Drei Experten ordnen ein – ist ein guter Zeitpunkt für eine Baufinanzierung?
- Die Top-Zinsen für eine Baufinanzierung mit zehnjähriger Zinsbindung haben die Drei-Prozent-Marke geknackt.
- Wie ist die aktuelle Marktsituation für Kreditnehmer einzuschätzen?
- Branchenkenner äußern sich vorsichtig optimistisch.
Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) erleichterte jahrelang Baufinanzierungen. Michael Neumann, Vorstand von Dr. Klein, bezeichnet diese Phase im Gespräch mit unserer Redaktion als historisch. Er warnt jedoch ausdrücklich vor Risiken beim Timing einer Finanzierung.
„Ich rate dringend davon ab, auf sinkende Zinsen zu spekulieren“, warnt Neumann. Als Gründe nennt der eine Seitwärtsbewegung der Bauzinsen und die aktuell attraktiven Kredit-Konditionen. Wie entwickeln sich die Zinsen aktuell? Der Finanzierungsvermittler Interhyp analysiert in seinem monatlichen Banken-Panel die Entwicklung der Bauzinsen. Interhyp-Vertriebsvorständin Mirjam Mohr bezieht dabei eine klare Position zu den Zinssaussichten.
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Top-Zinsen für die Baufinanzierung: Expertin gibt klare Empfehlung
Aktuell bietet sich für Verbraucher ein attraktives Zinsumfeld. Der Top-Zins für eine Baufinanzierung mit einer Zinsbindung von zehn Jahren liegt aktuell bei 3,00 Prozent, heißt es vom Finanzierungsvermittler Dr. Klein. Ähnlich sieht es auch Mohr: „Nach einem leichten Anstieg Mitte Oktober bewegen sich die Zinsen für zehnjährige Darlehen jetzt wieder um den bisherigen Jahrestiefstwert von rund 3,30 Prozent.“
Das sei eine sehr gute Situation für Kaufinteressierte mit einer konkreten Immobilie an der Hand, so die Expertin. „Ich empfehle, aktiv in die Preisverhandlungen zu gehen und das Kaufvorhaben – wenn möglich – zu den momentan guten Bedingungen vor Jahresende abzuschließen.“ Mohr prognostiziert, dass sich die Bauzinsen im kommenden Jahr wieder verstärkt der Vier-Prozent-Marke annähern könnten.
Zinsen für die Baufinanzierung: Experten erwarten Anstieg
Von steigenden Bauzinsen geht auch die Mehrheit des monatlichen Interhyp-Banken-Panels um Mohr aus. Allerdings ist die Prognose der Zinsen immer mit Vorsicht zu genießen, denn die Bauzinsen sind von vielen verschiedenen Faktoren abhängig sind. Dazu zählen sowohl geopolitische Konflikte, die Konjunktur und Inflation als auch Angebot und Nachfrage.
Zinswende 2025? ING-Volkswirt nennt essenziellen Kostenfaktor
Mehr Klarheit in den kommenden Wochen erhofft sich ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski: „Die Wende von der Zinswende der EZB hat die Kapitalmarktzinsen erst einmal nach unten gedrückt“, sagt er. „Allerdings scheinen die Finanzmärkte etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein.“
Das bedeutet: In den kommenden Wochen sollte sich dem Experten zufolge herauskristallisieren, dass die EZB die Geldpolitik zwar lockert, „aber nicht so weit, wie die Märkte das aktuell denken.“ Der ING-Experte erwartet in dem Zeitraum einen leicht steigenden Kapitalmarktzins.
Kapitalmarktzins: Dieser Faktor hat Einfluss auf die Bauzinsen
Der Kapitalmarktzins bezieht sich auf die Zinsen, die am Finanzmarkt für längerfristige Kredite oder Anlagen gezahlt werden, wie Staatsanleihen, Unternehmensanleihen oder andere langfristige Schuldverschreibungen. Im Kontext der Baufinanzierung ist er besonders wichtig, da er als Referenzwert für Baukredit-Zinsen dient. Banken nutzen den Kapitalmarkt zur Refinanzierung, sodass die Zinsentwicklung auf dem Kapitalmarkt direkten Einfluss auf die Bauzinsen hat.
Steigen die Kapitalmarktzinsen, steigen in der Regel auch die Bauzinsen – und umgekehrt. Trotzdem ist eine genaue Prognose der Bauzinsen schwierig. „Eine schwächelnde Wirtschaft und eine hohe Kerninflation könnten dazu führen, dass die EZB in Zukunft vorsichtiger agiert“, heißt es von einem Branchenkenner aus dem Interhyp-Panel. Deshalb habe die Notenbank auch bei der jüngsten Zinssenkung im Oktober vermieden, einen bestimmten Zinspfad festzulegen.
Wie finanzieren Banken Baukredite?
Banken refinanzieren sich über den Kapitalmarkt, um langfristige Kredite wie Baufinanzierungen anbieten zu können. Dabei leihen sie sich Geld, indem sie Anleihen oder Pfandbriefe ausgeben, die von Investoren gekauft werden. Diese Methode ist häufig günstiger als andere Geldquellen und erlaubt es den Banken, Kredite zu festen Zinssätzen über viele Jahre zu vergeben.
Immobilie finanzieren: Was Sie vorab unbedingt abklären sollten
Unsere Einschätzung: Der Zeitpunkt für eine Baufinanzierung ist aktuell günstig. Große Player am Markt wie die 1822direkt mit ihrer Baufinanzierung und die ING werben mit attraktiven Konditionen. Der Konsens unter Experten ist, dass der Abschluss einer Finanzierung derzeit sinnvoll sein kann.
Dennoch sollte man nichts überstürzen und nicht allein wegen des aktuellen Zinsumfelds handeln. Verhandlungen sollten erst dann begonnen werden, wenn man eine Immobilie in Aussicht hat und sich der Entscheidung sicher ist.
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Zunächst sollte geklärt werden, ob eine Baufinanzierung langfristig tragbar ist – auch bei möglichen Veränderungen der Lebensumstände, wie beispielsweise durch Familienplanung. Wie viel Geld kann man monatlich für die Tilgung entbehren? Steht ein Eigenkapital für die Baufinanzierung zur Verfügung und wenn ja, wie viel?
Vieles gilt es, vorab zu beachten. Im Leitfaden zur Baufinanzierung gehen wir auf die wichtigsten Punkte ein und erklären Begriffe, die für eine Immobilienfinanzierung relevant sind.
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