Singspiel am Nockherberg mit mysteriösem Titel – München | ABC-Z

Tauschen möchte man mit Maxi Schafroth gerade wirklich nicht. Erstens weil es nun wahrlich nicht jedem gegeben ist, vor vielen Menschen eine sehr beachtete Rede zu halten, und zweitens weil die Welt gerade Kopf steht. Konsequenterweise redet der in diesen Tagen und Wochen wieder vom Kabarettisten zum Fastenprediger mutierende 40-Jährige gar nicht erst lange drum herum. Man könne schon verzweifeln angesichts all der vogelwilden Volten, die die Weltgeschichte gerade so schlage, meint Schafroth: „Wie soll man das bayerische Kabinett derblecken, wenn einem in diesen Tagen die weltweiten Themen nur so um die Ohren fliegen?“
Er habe „schon ein paar Schreib-Tage gehabt, an denen einen die Weltlage drückt“, gibt der Mann mit dem so herrlich ansteckenden Lachen zu, „aber jetzt kann ich schon wieder ein bisschen lächeln. Und wie geht‘s euch?“, fragt Schafroth seine Nebensitzer, und damit willkommen im Raum Bavaria der Gaststätte am Nockherberg.
Die besten Pointen habe man weggeschmissen
Der Tag X, der Beginn der Starkbierzeit in München, ist einer der höchsten Feiertage im Jahr des Bayern. Kein Wunder also, dass nicht nur die Vorfreude auf das hochprozentige Getränk gewaltig ist, sondern auch das Interesse an denen, die den Auftakt zur fünften Jahreszeit künstlerisch einläuten. Neben dem Leviten-Leser Schafroth haben auf dem Podium das Singspiel-Team mit den Textern Richard Oehmann und Stefan Betz sowie der musikalische Leiter Martin Probst Platz genommen. Letzterer beschreibt seinen neuen Job als „schöne, spannende und lustige Arbeit“, was man ihm angesichts der Nonstop-Frotzelei der Kollegen sofort abnimmt.
Maximal launig berichtet Stefan Betz, dass man gerade „aktuell ein neues Ende“ schreibe, und Kollege Oehmann fügt an: „Die besten Pointen haben wir weggeschmissen. Wir können also sagen: Bis gestern wär‘s noch total lustig gewesen.“ Nach der Wahl habe man schon noch einiges geändert, wobei das angesichts des politischen Potenzials eigentlich vergebene Liebesmüh sei, denn: „Wer soll da schon was Gescheites sagen?“
Überhaupt dieser Oehmann: Gerade kam seine Stimme noch aus dem Kinderzimmer, wo der Nachwuchs „Doktor Döblingers geschmackvolles Kapserltheater“ hörte, mit Oehmann als Kasperl, Prinz Jochen und Wachtmeister Wirsing. Welche Art Kasperltheater diesmal im Singspiel aufgeführt werden wird, ist Staatsgeheimnis. Betz verrät immerhin den Titel: Ein Wadl für Deutschland. „Das wird Ihnen jetzt nichts sagen, macht dann aber Sinn.“ Zum Plot lässt er nur so viel raus: Die CSU feiert Friedrich Merz. Hm. Und das Bühnenbild? „Bunt“, sagt Betz.
Im vergangenen Herbst habe man angefangen mit dem Sich-Gedanken-Machen, war noch davon ausgegangen, dass man sich am Tag X wohl in einer Art Vor-Wahlkampfzeit befinden würde. „Dann haben wir kurz blöd geschaut, die neue Situation aber beherzt angenommen“, erzählt Stefan Betz. Schließlich musste vor Weihnachten die grobe Richtung klar sein, damit die Bühnenbildner loslegen konnten. Wirklich mit dem Schreiben begonnen habe man dann erst im neuen Jahr; die letzte Fassung des Singspiels will er am Samstag an die Schauspielerschar rausschicken.
Dem Fastenprediger ging es vom zeitlichen Ablauf her ganz ähnlich: „Was man sich um den Jahreswechsel herum überlegt hat, war im Februar schon nicht mehr relevant“, sagt Schafroth, der diese spezielle Rede so beschreibt: „Ein Geistes- und Seins-Zustand, der an einem vorbeirauscht.“ Es gehe nicht darum, „nur herumzumotzen, sondern eine Lockerheit zu schwierigen Themen“ zu finden. Das könne allerdings auch so weit führen, dass er mitten in der Nacht aus dem Schlaf fahre, weil er wieder von Hubert Aiwanger geträumt habe.