Silvester im Landkreis Ebersberg: Private Böllerei statt Lightshow – Ebersberg | ABC-Z
Alle Jahre wieder – entfacht die Debatte über den Umgang mit Feuerwerk und Böllerei zu Silvester aufs Neue, auch im Landkreis Ebersberg. Bayerische Städte wie Nürnberg, Augsburg, Regensburg, München und Würzburg richten für die Silvesternacht sogar spezielle Böllerverbotszonen ein. Ganz unabhängig von Silvester ist bundesweit grundsätzlich verboten, Pyrotechnik in unmittelbarer Nähe von Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen, Kirchen oder brandempfindlichen Gebäuden zu zünden, so legt es der Paragraf 23 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz fest.
Die Landeshauptstadt München plant in der Silvesternacht eine große Lichtshow, auch mit der Idee, die privaten Böller und Feuerwerke im Gegenzug zu reduzieren. Diese sorgen laut Umweltbundesamt nämlich in der Silvesternacht dafür, dass die Feinstaubbelastung drastisch ansteigt. Dazu kommen demnach enorme Müllmengen, verängstigte Haus- und Wildtiere, eine große Verletzungsgefahr und andere Sachschäden, zum Beispiel an Gebäuden oder Autos.
Für ein zentrales Böllerverbot gibt es keine Rechtsgrundlage
In Vaterstetten, Zorneding, Poing, Grafing und Ebersberg ist das Böllern den Bürgerinnen und Bürgern nach wie vor selbst überlassen – grundsätzliche Böllerverbote gibt es auch in diesem Jahr nicht. Eine Ausnahme bilden Naturschutzgebiete: So gilt entlang der Ebersberger Weiherkette eine Böllerverbotszone, über die die Bürgerinnen und Bürger per Flyer informiert werden, stellt Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) klar.
Tiere und Silvester
:“Beruhigungstropfen sind ziemlich gemein”
Für Tiere sind die Stunden rund um Silvester häufig eine Qual: viel Lärm und Rauch – damit kommen nicht alle gut klar. Tierärztin Silke Gall-Dirscherl erklärt, wie man es den Lieben trotzdem so angenehm wie möglich machen kann.
In Grafing und den Gemeinden Vaterstetten und Poing sei in der Vergangenheit anlässlich der Silvesternacht zwar mal geprüft worden, ob ein allgemeines Böller- oder Feuerwerksverbot zulässig wäre – „aber das geht bei uns nicht, wir haben die rechtlichen Voraussetzungen einfach nicht“, so Poings Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) über die Regelung in seiner Gemeinde. Für solche Verbotszonen bräuchte es zum Beispiel dicht bebaute Orte, an denen viele Menschen zusammenkommen, oder besonders brandempfindliche Gebäude, so Stark. Auch Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) erklärt: „Wir können nach meinem Rechtsverständnis gar kein flächendeckendes Böllerverbot anordnen.“
In Zorneding habe es „pro Silvester etwa einen Bürger gegeben, der Maßnahmen wie ein Böllerverbot an die Gemeinde herangetragen habe. Aber da sehen wir jetzt tatsächlich keinen Bedarf und wollen den Leuten das Silvester-Vergnügen nicht nehmen, solange alles in einem vernünftigen Maß stattfindet“, sagt Zornedings Geschäftsleiter Daniel Kommnick. Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer betont: „Aufklären ist wichtig, aber ich bin der Meinung, dass man den Leuten nicht alles verbieten muss, sie sind ja schließlich mündige Bürger.“
Eine Licht- oder Lasershow ist den Gemeinden zu teuer
Als Alternative zur Silvester-Böllerei sei in der Poinger Verwaltung schon einmal über eine Lasershow, so wie sie in München geplant ist, nachgedacht worden. „Aber mit normalem Menschenverstand ist klar: Das ist einfach zu teuer, das hätte einen fünfstelligen Betrag gekostet“, sagt Poings Bürgermeister Stark. Dazu käme, dass der große Organisationsaufwand für eine solche Veranstaltung nicht zu stemmen sei. Wenn, dann nur mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die in der Silvesternacht meist andere Pläne haben, führt Stark aus. Ähnliche Hürden habe es auch in Grafing schon einmal gegeben – dort sei mal angestoßen worden, ein öffentliches Feuerwerk mit Vereinen zu organisieren. Es habe sich aber letztlich niemand bereiterklärt, die Organisation zu übernehmen, teilt Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU) mit.
Für seinen Poinger Amtskollegen Thomas Stark macht ein zentral organisiertes Feuerwerk im Ort abgesehen davon „keinen Sinn. Das wird niemanden davon abhalten, selbst zu böllern.“ Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer schließt sich dieser Einschätzung an: Mit einem öffentlichen Feuerwerk „würden wir keinen einzigen Böller einsparen. Das würde nur funktionieren, wenn man es im Privaten verbietet. Und ich bin jetzt kein Freund davon, das gemeindliche Geld einfach so in den Himmel zu schießen.“ In Ebersberg habe es während er Corona-Zeit zwar schon einmal eine Lichtshow im Klosterbauhof gegeben. Anlässlich der Silvesternacht „fühlen wir uns seitens der Stadt aber nicht dazu berufen, das auf die Beine zu stellen. Zumal es auch sehr teuer ist“, erklärt auch Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske.
„Wir appellieren an unsere Bürger, möglichst aufs Knallen zu verzichten“
Auf die Böllerei blicke er zwiegespalten: Besonders hinsichtlich der Natur und Tierwelt sehe er die negativen Seiten der Silvester-Feuerwerke. „Für manche ist dieses Ritual aber einfach wichtig, und wir sehen nicht, dass wir den Menschen das verbieten sollten.“ Die Feinstaubbelastung in der Silvesternacht sei für Proske zwar durchaus ein Thema, „aber das ist ein Problem, das ich als Bürgermeister nicht lösen werde“. Für ihn gehe es da um Maßnahmen, die auf EU-Ebene erarbeitet werden müssten, damit sie wirklich Wirkung zeigen.
Der Ebersberger Bürgermeister setzt Silvester vor allem auf die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger: „Ich denke, die allermeisten sind sehr vernünftig. Aber die wenigen Unvernünftigen, die können sehr viel kaputtmachen.“ Auch Poings Bürgermeister Thomas Stark ist es nach eigenen Angaben ein Anliegen, dass die Leute „sich an die Regeln halten, Abstände einhalten und den Müll aufräumen“. Zornedings Geschäftsleiter Kommnick betont: „Wir appellieren jedes Jahr an unsere Bürger, möglichst aufs Knallen zu verzichten. Und mittlerweile mehr denn je, auch aus Klimaschutzgründen. Das, was da in die Luft geblasen wird, ist ja nicht zu leugnen.“