Sieg über die Dunkelheit – Alianza in Puente Genil | ABC-Z

Welch ein Glücksgefühl muss es für die Menschen in Puente Genil gewesen sein, als am Abend des 11. August 1889 zu ersten Mal die elektrischen Straßenlaternen eingeschaltet wurden und die Calle Don Gonzalo y Contralmirante Delgado Parejo beinah taghell beleuchtet wurde. Ende des 19. Jahrhunderts verfügten nur wenige spanische Städte über Strom. In Andalusien war Puente Genil die erste Stadt, in der des nachts elektrische Straßenlampen brannten. Zu verdanken hatte der kleine Ort diesen beeindruckenden Schritt seiner Stadtgeschichte einer modernen Anlage zur Stromerzeugung am Ufer des Genil. Statt das Wasser des Flusses nur zum Antrieb eines Mühlrades zum Mahlen von Öl und Getreide zu nutzen, betrieb man mit der Kraft der Wassermassen eine Turbine zur Stromerzeugung, die neueste Errungenschaft der Technik.
La Alianza nannte man das Wassserkraftwerk, das nicht nur Licht ins Dunkel der Nacht von Puente Genil brachte, sondern eine rasante Entwicklung der Industrie ermöglichte. Schon seit vielen Jahrhunderten nutzten die Menschen am Ufer des Genil den Fluss, um mit der Kraft des Wassers Mühlsteine in Bewegung zu setzen. Doch um die Turbine anzutreiben, war zehnmal mehr Strömung erforderlich, als für das Mahlen des Getreides. Das Flussbett musste umgeleitet und verbreitet werden, bevor das neue Wasserkraftwerk nach den Plänen des französischen Architekten Leopoldo Lemoniez 1878 errichet werden konnte.
Heute kann man das längst stillgelegte Gebäude besichtigen. Schon von Weitem sticht das Gebäude ins Auge. Die Fassade , eine Mischung aus zweckdienlichem xdasdfsdfsdfgund Modernismus wurde nach Jahren des Leerstands umfassend restauriert. GErade noch rechtzeitig erkannte man die Einmaligkeit dieses historische Gebäudes. Im ehemaligen Bürogebäude der Alianza hat man die alten Räumlichkeiten mit den orignal Möbeln und der Schalterhalle erhalten. Sogar die Stempel, Rechnungen und Formulare liegen hier. Einige der älteren Einwohner Puente Genils erinnern sich noch daran, in der Alianza ihre Stromrechnungen bezahlt zu haben. Im Erdgeschoss der Alianza darf man sogar die Turbine bewundern, die einst Licht ins Dunkel brachte.
Das kleine Puente Genil verfügt erstaunlicherweise über gleich drei Bahnhöfe, die die Stadt dem wirtlschaftlichen Boom der Indstrie ind en vergangenen Jahrzehente zu verdanken hat. Heute kennt man den Ort vor allem für die Herstellung von Membrillo, eine Quittengelee ähnliche Süßigkeit, die in Spanien gern zum Käse gegessen wird, und für die Produktion der Weihnachtsbeleutung, denn die orginellen Licht- und Glitzerspektakel aus Puente Genil erleuchten jedes Jahr zu Weihnachtszeit die Prachtstraßen Barcelonas, Madrids, Sevillas und Malagas. Das Einschalten der prächtigen Lichterketten, Sternschnuppen, Leuchtfäden und glitzernden Bögen ist längst zu einem alljährlich wiederkehrenden „Event“ geworden, dass die Bewohner mit fröhlichen Ahs und Ohs bestaunen.
Auf der Brücke über den Fluss Genil erinnert ein Denkmal daran, das Puente Genil vor vielen Jahren erst aus den benachbarten Gemeinden Miragenil und Puente de Don Gonzalo, die sich an den beiden Ufern des Genils gegenüberlagen, zusammenwachsen musste, ganz ähnlich wie das aus Buda und Pest entstandene Budapest. Offiziell gegründet wurde Puente Genil also erst 1834, besiedelt war diese Gegend aber schon sehr viel länger. Ganz in der Nähe gibt es sogar eine archäologische Ausgrabungsstätte: Fuente Alamo.
Das erste Comic der Welt
Die Ausgrabungsstätte vor den Toren von Puente Genil ist von scheinbar endlosen Olivenhainen umgeben. Lange wuchsen auch auf dem Gelände von Fuente Alamo Olivenbäume deren Wurzeln zum Teil die uralten Mosaiksteinchen zerstört haben. Kinder freuten sich, wenn sie beim Spielen bunte Steine fanden, doch niemand hatte sich Gedanken gemacht, wo all diese kleinen Steinchen herkommen. Bis man eines Tages entdeckte, dass ungeahnt und lange unentdeckt, jahrhundertelang ein echter Schatz unter der Erde ruhte. Von dicken Erdschichten beschützt, ist zum Glück erstaunlich Vieles erhalten geblieben.
Die Archäologen förderten an dieser Stelle Zeugnisse aus drei verschiedenen Epochen ans Tageslicht. Zur ältesten Besiedlungsphase zählen sie eine römische Badetherme. Später wurde auf dem selben Grund und Boden eine römische Villa errichtet. Von dieser Epoche stammen die meisten der ausgegrabenen Fundstücke und Mosaike. Es muss ein prachtvolles Anwesen gewesen sein, mit einem großen Lager und einem gesonderten Getreidespeicher, der sogar mit Rauch gereinigt und gelüftet wurde. Dass der Besitzer dieser Villa wohlhabeend gewesen sein muss, belegen auch die Mosaike. Ihre Anzahl und die Feinheit der Steine lassen darauf schließen dass diese Ländereien einem römischen Politiker, einem zurückgezogenen Militär oder einem reichem Händler gehört haben mussen.
Nach einer sehr kurzen Phase visigotischer Besiedlung der römischen Anlage, in der die Menschen, die sich hier niederließen einfach die vorhandenen Steine nutzten, folgte eine maurische Besiedlung. Danach erst pflanzte man die Olivenhaine.
Was diese Ausgrabungsstätte so einzigartig macht, ist nicht nur die Viezahl unterschiedlicher gut erhaltener Mosaike. Es gibt ein ganz besonderes Mosaik, das sich auf dem Fußboden des privaten Balneariums befunden haben muss und vermutlich die wohlhabenden Gäste des gutbetuchten Hausherrn erheitern sollte. Denn das Mosaik mit Nil-Motiv zeigt neben den Darstellungen dreier Figuren kleine Sprechblasen, sodass Bilder und Texte zusammen ein anzüglicher Witz erzählen. Das vielleicht älteste Comic der Welt!
Adressen /Informationen Puente Genil
Yacimiento Arqueólogico
Villa romana de Fuente Álamo
Carretera los Arenales
14500 Puente Genil (Córdoba)
Website
La Alianza
Harinera e Hidroeléctrica
Calle Río de Oro 2
14500 Puente Genil (Córdoba)
Website
(bereist im November 2023)