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Nach Demonstration: Baldhamer Aufzug überraschend wieder in Betrieb – Ebersberg | ABC-Z

Gut eine Woche nachdem zahlreiche Menschen gegen die monatelange Sperrung des Aufzuges am Baldhamer Bahnhof demonstriert hatten, ist dieser wieder in Betrieb. Am vergangenen Donnerstag war Augenzeugen zufolge ein Reparaturtrupp angerückt und hatte den Lift fahrbereit gemacht, seit Freitag geht es am Bahnhof wieder aufwärts. So berichtet es Jens Möllenhoff, Behindertenbeauftragter der Gemeinde Vaterstetten. Der vermutlich nicht ganz unschuldig daran ist, dass man in Baldham jetzt auch wieder ohne Treppensteigen zum Zug kommt.

Ziemlich genau eine Woche vor der Wiederinbetriebnahme hatten teilweise an die 200 Personen für ebendiese demonstriert, beim „Baldhamer Barrierekrawall“, den Möllenhoff organisiert hatte. Denn die sanierungsbedingte Sperrung des Aufzuges dauerte da bereits mehr als neun Monate: Im November 2023 wurde der alte Lift stillgelegt, nach fast vier Jahrzehnten Betrieb sollte der immer störanfälligere Aufzug gegen einen neuen ausgetauscht werden.

Ursprünglich hatte die Bahn, die den Lift von der bis dahin zuständigen Gemeinde Vaterstetten übernommen hat, eine Bauzeit von vier Monaten angegeben, das wäre dann bis Anfang April gewesen. Doch die Inbetriebnahme verzögerte sich stetig: Erst wurde sie auf Ende Juni verschoben, als dieser Termin näherrückte, nannte die Bahn Anfang Juli als neuen. Doch auch dieser verstrich ergebnislos, Ende Juli informierte die Bahn dann per Plakat am gesperrten Aufzug darüber, dass man Ende August anstrebe – um Ende August dann auf Mitte September zu verweisen und hinzuzufügen, dass auch das nicht sicher sei. So schilderten es Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) und SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher auf der Demo am vorvergangenen Freitag. Beide hatten entsprechende Anfragen an die Bahn gestellt.

Genau wie Möllenhoff, der allerdings gar keine Terminauskünfte von der Bahn bekommen habe, sondern lediglich einen einmaligen Gutschein über 20 Euro. Was er als „blanken Hohn“ empfunden und ihn letztlich dazu bewogen habe, den Barrierekrawall zu organisieren. Angelehnt an den Münchner Randgruppenkrawall, einen Behindertenprotesttag – an dem Möllenhoff heuer wegen des fehlenden Aufzuges nicht habe teilnehmen können.

Dass der Lift nun wieder benutzbar ist, kommentiert er spontan mit „Halleluja“, sowohl für ihn selbst als Rollstuhlfahrer sei dies eine große Verbesserung, als auch für alle anderen, die – sei es wegen einer Behinderung, eines Kinderwagens oder schwerem Gepäck – auf einen Aufzug angewiesen sind. Selbst habe er vom neuen Aufzug am Wochenende auch schon fleißig Gebrauch gemacht, so komme er jetzt endlich wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach München oder auch ins Haarer Freibad. Der neue Lift sei übrigens nicht nur praktisch, sondern man fahre damit auch besser, findet Möllenhoff: Zum einen, weil der im Gegensatz zum alten weder rieche noch aussehe wie eine Bedürfnisanstalt, zum anderen, weil der Aufzug nun auch ordentlich beleuchtet sei, was für Personen mit Sehbehinderung wichtig ist.

Bleibt noch die große Frage, wie es nun mit der Aufzugsanierung in der Großgemeinde weitergeht. Denn auch am Bahnhof Vaterstetten soll der Lift ausgetauscht werden. Sollte sich das wieder so hinziehen wie in Baldham, hat Möllenhoff schon den nächsten Barrierekrawall angekündigt – allerdings gibt es bislang noch keinen offiziellen Zeitplan, wann die Bahn in Vaterstetten tätig werden will.

Eine entsprechende Anfrage an die Bahn und die Nachfrage, ob man eventuell wegen des Protests kurzfristig Ressourcen, etwa Ersatzteile oder Arbeitskräfte, von anderen Baustellen nach Baldham umgeleitet habe, blieb bis Montagnachmittag unbeantwortet.

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