Shoppingportale: Handelsverband fordert von Regierung Vorgehen gegen Shein und Temu | ABC-Z

Die Bundesregierung tut nach Ansicht des Handelsverbands (HDE) nichts gegen die umstrittenen Shoppingportale Shein und Temu. Dies sei “unterlassene Hilfeleistung” an Mittelstand, Handel und Herstellern, sagte der Präsident des Handelsverbands, Alexander von Preen, beim Handelskongress in Berlin.
Er sprach von “Sabotage am Binnenmarkt”. Shein sowie Temu unterliefen täglich systematisch europäische Verbraucherschutz-, Steuer- und Umweltstandards, hieß es. Es gebe kein Regelungsdefizit, sondern ein Versagen bei der Durchsetzung. Auch Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) trat beim Handelskongress auf. Sie sprach sich dafür aus, die Rechtsdurchsetzung im Onlinehandel zu stärken, ging in ihrer Rede jedoch nicht konkret auf Shein und Temu ein.
Kritiker aus Politik, Handel und Verbraucherschutz werfen Temu und Shein unter anderem eine schlechte Produktqualität, mangelnde Kontrollen sowie unfaire Wettbewerbsbedingungen vor. Sie fordern eine strengere Regulierung und besseren Schutz beim Onlineeinkauf.
Große Kontrollen gegen Shein in Frankreich
In Frankreich war vor allem der Händler Shein zuletzt öffentlich in Kritik geraten, nachdem die Plattform Sexpuppen in Kinderoptik angeboten hatte. Die französische Regierung kündigte unter anderem an, am Flughafen in Paris 200.000 Shein-Pakete zu kontrollieren. Die Seite des Onlineanbieters wurde allerdings nicht gesperrt. Derzeit seien dort keine illegalen Produkte mehr zu finden, teilten französische Behörden mit. Die Regierung habe erreicht, dass Shein alle illegalen Produkte von seiner Plattform entfernt habe, gab das Wirtschaftsministerium bekannt. Das Unternehmen stehe aber weiterhin unter Beobachtung der staatlichen Behörden.
Die Bundesregierung gab zunächst keine ähnlichen Pläne bekannt. Mögliche Maßnahmen würden nicht im Voraus angekündigt, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Die Zollverwaltung prüft demnach Warensendungen im Onlinehandel laufend stichprobenartig und risikoorientiert – sprich, wenn ein erhöhtes Risiko für illegale Aktivitäten wie Produktpiraterie, Steuerhinterziehung oder Schmuggel besteht.
EU-Kommission will Zollübergangslösung für kleine Pakete
Die EU-Kommission forderte indes die Finanzminister der Mitgliedsstaaten dazu auf, von 2026 an eine Bearbeitungsgebühr für Bestellungen von Billiganbietern wie Temu und Shein einzuführen. Es handele sich um einen entscheidenden Schritt, damit die EU ihre Position angesichts der sich rasch verändernden Handelsrealitäten stärke, teilte EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič in einem Brief an die Minister mit. Die EU hatte im Mai bereits eine Zwei-Euro-Pauschalgebühr auf kleine Pakete ab 2028 vorgeschlagen. Der geplante Zeitrahmen sei “mit der Dringlichkeit der Situation unvereinbar”, schrieb Šefčovič. Bislang gilt in der EU eine Zollbefreiung für Pakete mit einem Wert unter 150 Euro, die direkt an Konsumenten geliefert werden. Einige Shoppingportale unterlaufen die Zollregelungen, indem sie häufig Artikel einzeln an dieselben Empfängerinnen senden.
Täglich mehr als 400.000 Pakete von Temu und Shein
Shein und Temu zählen zu den größten Onlinehändlern. Nach Angaben des
HDE kauften im Jahr 2024 mehr als 14 Millionen Menschen in Deutschland bei
Temu und Shein. Täglich werden demnach etwa 400.000 Pakete von Shein und
Temu an deutsche Kunden gesendet. Einem Ranking des
Handelsforschungsinstituts EHI zufolge war Temu 2024 der viertgrößte
Onlineshop in Deutschland. Shein lag auf Platz sieben. Der Umsatz der
beiden Portale lag demnach 2024 in Deutschland zwischen 2,7 und 3,3
Milliarden Euro.





















