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Sexy und verschwitzt – die spannendsten Konzerte Ende Januar in München – München | ABC-Z

„Was gibt’s Neues im Pop?“ Die Frage ist zwiespältig. Wie man an The Liberteens sieht. Die Band brachte zwar um die Jahrtausendwende neuen Sound und Stolz in die britische Rockwelt. Aber nach zwei aufregenden Alben gab es lange nur ermüdende Neuigkeiten: Welche Drogen-, Pöbel-, Knast-Eskapade hatte sich Sänger Pete Doherty mal wieder – auch in München ist er sozusagen „Ehrengauner“– geleistet? Jaja, die Welt drängte den jungen Burschen in die Ecke – und der Junge trat aus, nur dass die Welt noch härter zurücktrat (frei nach „Can’t Stand Me Now“).

Nach Selbsttherapien solo und mit den Babyshambles war’s dann aber doch eine erfreuliche Sensation, dass sich The Liberteens 2024 abermals reformierten, mit neuem Album „All Quiet on the Eastern Esplanade“, gerade weil das so beruhigend altmodisch daherprescht. Man wird sehen, was das Konzert am 8. Februar in den Tonhalle an News hervorbringt.

Gibt es überhaupt Neues in der Pop-Szene? Der Wahlabend zur Bestimmung des bundesdeutschen ESC-Kandidaten brachte 2024 ein Duo ans Tageslicht, dass sogar Florian Silbereisen auf der Gastgeber-Couch schwitzige Hände bescherte: Galant, also die Münchnerin Mona Meiller und der Mannheimer Paul Aaron Wolf, zeigten mit ihrer Performane zum Neo-NDW-Song „Katze“, wie man albern und sexy zugleich schnurrt und faucht: Böse Mietz’! Solche Pop-Innovationen werden nie mit Siegen belohnt, aber es blieb kein Groll – wie die supernette Galant-Doku hinter den Kulissen der ARD-Maschinerie zeigt. Diesen beiden traut man alles zu, nur Auftritte brachten sie nicht zuwege – jetzt endlich sind sie erstmals in München zu erleben, auch mit neuen Songs wie „Tanzen 1–8“, am 30. Januar im Live / Evil.

Überraschung beim ESC-Vorentscheid: Paul Aaron Wolf und Mona Meiller. (Foto: Magdalena Dauber)

Dieser Club im „Fat Cat“ bringt derzeit die aufregendsten Konzert-Formate hervor: Wie „Fashion Unplugged“, wobei Musiker gleichzeitig spielen und Mode vorführen (16. Januar). Längst etabliert ist hier die Literatur-Pop-Show „Lost in Music“, aber jedes Mal enthüllt die Szene hier neue Texte (diesmal etwa Angela Aux und Achim Bogdahn) und Musik – aktuell Maria De Val, (die Hubert-von-Goisern- und Ex-Ganes-Multimusikerin bringt ihre erste Solo-CD heraus) und Monobob. Die „Post-Punk-Freak-Folk“-Band ist der heiße Scheiß gerade, gibt sie doch laut Selbstauskunft in ihren seltsamen Stücken „dem Entsetzen Ausdruck, das jeden beschleichen muss, der noch Tassen im Schrank hat, angesichts (…) der himmelweiten Überbietung des Kafkaesken, Absurden und Surrealen durch die Realität“.

Mit Sexschweiss ist gut stinken – zumindest widmet sich Band in einer Single dem Thema “Gestank”. (Foto: Till Wollenweber)

Namentlich ähnlich, aber ungleich geerdeter: Die Monostars um Puch-Festival-Gastgeber Lenz Lehmair, auch im 30. Jahr Münchens glaubwürdigste Vertreter der Hamburger Schule, haben noch einmal ein Album aufgenommen – vor fünf Jahren zwar schon, aber nun kommt „Alles Wollen Nichts Müssen“ heraus und wird am 30. Januar in der Roten Sonne getauft. Am selben Abend feiert eine neue, allerdings mit erfahrenen Musikern wie Claudia Röhrle bestückte Band ihre Auferstehung (Import-Export): Sexschweiss bestehen großteils aus Jazzern (etwa von LBT), huldigen auf dem Debüt „Gestank“ aber dem Punk. Kratzig-geil!

Da fällt auf, wie viele Münchner Bands es gerade mit neuen Platten herausdrängt: etwa auch Günther Sigl von der Spider Murphy Gang („Gefühlsecht“, 30. Januar, Bürgerhaus Karlsfeld) und die japanisch-bayerischen Anarcho-Blueser Sasebo („ça c’est bon“, 18. Januar, Goldmarie).

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