Paris: Absolut talentfreie Schauspielleistung der Hütchenspieler am Eiffelturm – Panorama | ABC-Z

Mitten in … Paris
Vom Place du Trocadéro ist die Sicht auf den Eiffelturm einwandfrei, und natürlich sind die Touristenfänger nicht weit. Weder besonders schnell noch besonders geschickt schiebt ein Mann drei Hütchen hin und her, links, rechts, Mitte, unter einem befindet sich ein Ball. Drum herum stehen fünf Leute, eine Frau wedelt mit 100-Euro-Scheinen, sie tippt, gewinnt und freut sich so lustlos, wie die anderen klatschen. So geht das ein paarmal. Zufällig haben alle nur Hunderter dabei und ähneln sich frappierend in Kleidungsstil und Gesichtszügen. „Wo ist der Ball?“, fragt einen da plötzlich der Hütchenmann. „Keine Ahnung“, antwortet man wahrheitsgemäß, zu sehr war man abgelenkt vom beeindruckend talentfreien Schauspiel der Umstehenden. Falsche Antwort offenbar, er mischt neu, fragt: „Na? 100 Euro? Oder ist dir das etwa zu viel?“ Ist es. Aber er hat ja genug „Kundschaft“. Veronika Wulf
Mitten in … Brühl
Freitagabends im Discounter. Wo ist die Glücksmünze, die meine Frau mir stets widerwillig für den Einkaufswagen überlässt? Die Kassiererin ist genervt, denn in diesem Supermarkt braucht man gar kein Geldstück für den Wagen. Am Griff sind zwar die üblichen Plastikkästen mit den Schlitzen montiert, aber sie sind nicht in Betrieb. Meine Frau verdächtigt mich, die Münze dennoch aus Gewohnheit in die Öffnung gepfriemelt zu haben. Der Filialleiter versteht, wie groß das Problem ist. Er geht mit mir auf den Parkplatz und checkt die Schlitze von 20 Einkaufswagen. Ohne Erfolg. Die schmollende Ehefrau gesellt sich zu uns. Der Filialleiter sagt höflich, vielleicht sei das Geld ja doch woanders. Langsam gleitet ihre Hand in die Jackentasche – und fördert verlegen die Münze zutage. Der Filialleiter ist fröhlich, er hat endlich Feierabend. Und ich kann von diesem Glück lange zehren. Milan Pavlovic

Mitten in … Lenggries
Wir geraten vom Weg ab auf einer Wanderung am Brauneck und befinden uns auf einmal in einer Steigung, die uns als eher ungeübte Wanderer ins Schwindeln bringt. Da läuft von der anderen Seite eine Familie den Berg hoch, mit Kind im Grundschulalter und winzigem Hund an der Leine, offenbar schwindelfrei. Den nächsten Abschnitt gehen wir gemeinsam. Während wir kaum einen Schritt vor den nächsten zu setzen wagen, ruft das Kind von hinten: „Schneller!“ Woher dieser Mut nur kommt? Man dreht sich um und sieht: Das Mädchen ist gut gesichert. Der Hund wird mittlerweile von der Mutter getragen, während der Vater die Tochter an der Leine führt, die um ihren Bauch gebunden ist. Ob das gut für das Kind ist, denkt man sich kurz? Und wünscht sich dann, bei den nächsten Schritten durch den abschüssigen Schnee, man hinge selber an der Leine. Joscha F. Westerkamp
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