Sensationeller Fund in „Nekropole der Elite“ | ABC-Z
Berlin. Ein historischer Fund: In Vilnius wurden jahrhundertealte königliche Insignien entdeckt, die das Bild von Litauen und Europa prägen.
Nach mehreren gescheiterten Suchaktionen sind Forscherinnen und Forscher in der Kathedrale von Vilnius auf einen faszinierenden Fund gestoßen: In verborgenen Krypten entdecken sie wertvolle historische Schätze, darunter prächtige Grabkronen und Insignien mittelalterlicher europäischer Herrscher.
Diese Artefakte seien bereits 1931 erstmals ans Licht gekommen, als die Kathedrale nach einer Frühjahrsflut gereinigt und eine Krypta mit den Überresten der Herrscher freigelegt wurde, heißt es in einer Pressemitteilung der Tourismusförderungsagentur Go Vilnius. Die Relikte wurden ausgestellt, bis der Zweite Weltkrieg 1939 ausbrach und die Schätze versteckt wurden. Seitdem galten sie als verschollen.
Fund: Wertvolle Artefakte in Zeitungen aus 1939 eingewickelt
Die sensationelle Entdeckung verblüffte die Forscher: Mithilfe einer Endoskopkamera konnten sie die Artefakte im vergangenen Dezember bergen – viele der Gegenstände waren in Zeitungen von September 1939 eingewickelt. Zu den Exponaten gehört eine Krone von Alexander Jagiellon, König von Polen und Großfürst von Litauen, der von 1461 bis 1506 lebte.
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Auch eine Krone, eine Kette, ein Medaillon, ein Ring und eine Sargtafel aus dem Besitz von Elisabeth von Habsburg, die von 1436 bis 1505 lebte, wurden gefunden. Zudem stießen die Forscher auf eine Krone, ein Zepter, einen Reichsapfel, drei Ringe, eine Kette und Sargtafeln, die mit Barbara Radziwiłł in Verbindung gebracht werden. Sie war mit Sigismund II. August, König von Polen und Großfürst von Litauen, verheiratet und starb 1551.
„Die entdeckten Grabinsignien der Monarchen von Litauen und Polen sind unschätzbar wertvolle historische Schätze, Symbole der langen Tradition der litauischen Staatlichkeit, Zeichen von Vilnius als Hauptstadt und großartige Goldschmiede- und Juwelierarbeiten“, sagte der Vilniusser Erzbischof Gintaras Grušas in einer am Donnerstag von der Erzdiözese Vilnius an CNN übermittelten Erklärung.
Bestattungsrituale der Zeit: Gegenstände erst nach dem Tod angefertigt
Der großartige Fund wirft ein neues Licht auf die Bestattungsrituale der damaligen Zeit: Die Artefakte seien in die Sarkophage der Könige und Königinnen gelegt worden, als diese beigesetzt wurden. Laut der Erklärung sind die Kronen nicht zu Lebzeiten getragen worden, sondern nach dem Tod angefertigt, um Teil der Grabstätte zu werden. „Dies spiegelt die Bestattungs- und Ehrungspraktiken der damaligen Zeit wider“, heißt es in der Erklärung weiter. „Diese Entdeckung ist für unsere Staatlichkeit von besonderer Bedeutung, da sie den Standort der Vilniusskathedrale als Nekropole der Elite des Großfürstentums Litauen zeigt.“
Die Bedeutung für Litauen und Europas Geschichte
Die Entdeckung der königlichen Insignien geht jedoch über den rein historischen Wert hinaus: „Diese Symbole sind sowohl für den Staat als auch für jeden von uns wichtig, als Zeichen der europäischen Identität, als wiedergewonnene Identität des alten Staates, als Zeichen der Stärke unserer Wurzeln“, sagte Rita Pauliukevičiūtė, Direktorin des Vilnius Church Heritage Museum, in der Erklärung der Erzdiözese.
„Sie werden untersucht, restauriert und künftig der Öffentlichkeit präsentiert“, heißt es aus dem Erzbistum. So soll dieser außergewöhnliche Fund auch zukünftigen Generationen als wertvolle Zeugnisse der litauischen und europäischen Geschichte zugänglich gemacht werden.