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Senior Vision in Ottobrunn: Virtuelle Realität für Senioren – Landkreis München | ABC-Z

Reisen bildet, natürlich. Darüber zu reden, weckt schöne Emotionen und macht Freude. Wie sehr Bilder von besuchten Orten die geistige Tätigkeit von Senioren anregen, hat Klaus Martin Hecht bemerkt, als er seiner Nachbarin Dagmar Reisefilme durch eine Virtual-Reality-Brille zeigte. Die ältere Dame tauchte ins Geschehen ein und entspannte sich sichtlich. „In Virtual Reality (VR) steckt ein enormes Potenzial für die Senioren- und Sozialarbeit“, ist Hecht überzeugt. Kürzlich gründete er den gemeinnützigen Verein „Senior Vision“, der älteren Menschen durch virtuelle Realität neue Perspektiven und Teilhabe ermöglichen will.

Die VR-Brille für Senioren soll Erlebnisse schaffen, Erinnerungen wecken, Senioren aus der Einsamkeit holen. Sobald man ein Smartphone mit den im Internet verfügbaren 3-D- respektive VR-Filmen in die preisgünstige, leicht handhabbare VR-Brille steckt, kann die Reise beginnen. Man kann Orte ansehen, an denen man schon war oder die man schon immer besuchen wollte, und ist schnell mitten im Geschehen drin.

Hecht ist es ein Herzensanliegen, für die Möglichkeiten mit der VR-Brille zu begeistern. Bei Hochgebirgstouren im Spätsommer 2024 kam dem 55-jährigen IT-Consultant die Idee, Reiseerinnerungen durch den Einsatz von VR intensiver wiederzuerwecken. Er dachte dabei an seine Nachbarin Dagmar, die er seit Längerem betreut. Ihr erster virtueller Besuch von Schloss Neuschwanstein habe ihr ein Lachen aufs Gesicht gezaubert, das er schon lange nicht mehr so bei ihr gesehen habe.

Für ihn galt es nun, „eine nutzerfreundliche und robuste VR-Anwendung für diese Zielgruppe zu entwickeln“, ohne unhandliche Kabelverbindung, dafür einfach zu bedienen und günstig im Preis. Er fand eine leichtgewichtige VR-Brille im Internet, in die er Smartphones in Standardgröße einlegen konnte, sogar ältere und budgetfreundliche Modelle. Die Apps „Sites in VR“ und „Travel World VR“ stehen für Apple IOS oder Android zur Verfügung und bieten laut Hecht „fünf- bis fünfzehnminütige Clips zu Reisen in die ganze Welt, etwa das Atomium in Brüssel, Venedig, Rom, London oder auch Tiefseetauchen.“ An die 400 Ziele seien in Planung, verriet er bei der Vorstellung des Systems im Haus der Senioren in Ottobrunn.

Dort waren die Besucher schnell davon begeistert. Hecht und Alexander Eggersberger, die zwei Vorsitzenden des Vereins, sowie Simon Dietlmeier erklärten die Handhabung der VR-Brille. Michael Bertl, 67, der selbst 3D-Filme produziert, findet es „eine tolle Sache“, für die er „sogar 300 Euro bezahlen würde“. Dabei kann man die Brille bei „Senior Vision“ gratis ausleihen, ebenso bei der Palmen-Apotheke Ottobrunn. Renate Schoen schwärmte, angeregt von einigen Bildeindrücken: „Ich möchte tauchen gehen und in die Wüste und ins Weltall. Diese Technik erweitert die Erlebnismöglichkeiten.“ Andere lobten das Engagement von „Senior Vision“.

Da schau her: Der Initiator und Vorsitzende des Vereins Senior-Vision Klaus Martin Hecht, Marion Dobschinski, Christa Forster, Michael Bertl und Renate Schoen mit VR-Brille im Ottobrunner Haus der Senioren (von links). (Foto: Florian Peljak)

Der Verein will die Technik verbreiten, um „älteren Menschen, die von nachlassender Mobilität betroffen sind oder wegen einer Demenz nicht mehr verreisen können, durch moderne VR-Technologie wieder das Gefühl von Freiheit, Abenteuer und Teilhabe zu schenken“, erklärt Hecht. Das habe sogar die Anerkennung des Vatikans erlangt, ergänzt Eggersberger hörbar stolz: Ein Bekannter von Hecht darf eine Kamerafahrt machen von der Engelsburg über die Via Conciliazione und den Petersplatz, bis vor zum Altarbaldachin des Gian Lorenzo Bernini im Petersdom. Wann er diese Idee umsetzen darf und ob die Erlaubnis nach der Papstwahl immer noch gilt, ist zwar noch offen, „aber seit 50 Jahren wurden derartige Anfragen vom Vatikan gar nicht angenommen“, sagt Hecht, „und jetzt steht ‚Senior Vision‘ drauf“.

Ja, sie sind begeistert von ihrem Projekt. Aktuell sind etwa 125 Brillen in Umlauf und mehrere Seniorenheime und Sozialstationen im Umkreis und sogar in Münchens Partnerlandkreis Leipzig zeigten Interesse. Denn leicht können Betreuer oder Pfleger das Reiseerlebnis ermöglichen. Sie müssen nur ein wenig bei der Benutzung der VR-Brille unterstützen. Auch Ingeburg Date, die Leiterin des Hauses der Senioren in Ottobrunn, war angetan. Sie macht ihre „Klientel gerne auf Möglichkeiten von Digitalität aufmerksam, gegen Langweile und für mehr Teilhabe am Leben!“

Weitere Informationen gibt es unter www.senior-vision.de. Terminhinweis: Beim offenen Programm des Digital-Tags der Volkshochschule Südost am Freitag, 27. Juni, von 16 bis 19 Uhr, im Wolf-Ferrari-Haus Ottobrunn am Rathausplatz 2, ist „Senior Vision“ mit einem Stand vertreten und man kann dort die VR-Brille testen.

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