Selenskyj würde Putins Waffenruhe mittragen – Skepsis bleibt | ABC-Z

Berlin. Putin hat für Ostern eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg angekündigt. Selenskyj würde sie „spiegeln“ – und stellt Bedingungen.
Kremlherrscher Wladimir Putin hat für die Ostertage eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg angekündigt. Von Samstag, 17 Uhr (deutscher Zeit) bis Montag, 23 Uhr sollen die Waffen schweigen, sagte er am Samstag bei einem vom Fernsehen übertragenen Treffen mit dem russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow. Er rief die Ukraine auf, in diesem Zeitraum ebenfalls die Waffen niederzulegen. Laut dem russischen Verteidigungsministerium sei dies auch die Bedingung dafür, dass die eigenen Truppen die Waffen schweigen lassen. Er wies Stabschef Gerassimow an, die russischen Streitkräfte auf eventuelle Verstöße gegen die Waffenruhe vorzubereiten. Sie müssen zu einer „sofortigen und umfassenden Antwort bereit sein“, so das Staatsoberhaupt laut Nachrichtenagentur Tass.
The corresponding proposal for a full and unconditional 30 days ceasefire has gone unanswered by Russia for 39 days. The United States made this proposal, Ukraine responded positively, but Russia ignored it.
If Russia is now suddenly ready to truly engage in a format of full and…
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) 19. April 2025
Die Ankündigung Putins erfolgte nur gut eine Stunde, bevor die Waffenruhe hätte beginnen sollen. Entsprechend kühl reagierte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: „Was Putins erneuten Versuch angeht, mit Menschenleben zu spielen, so verbreiten sich derzeit in der Ukraine Luftangriffsalarme“, schrieb er zunächst nach Putins TV-Auftritt auf der Plattform X. „Shahed-Drohnen an unserem Himmel entlarven Putins wahre Einstellung zu Ostern und zu Menschenleben“, so Selenskyj weiter.
Russlands Präsident Wladimir Putin
© Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa | Gavriil Grigorov
Später erklärte er sich zu einer Waffenruhe über Ostern bereit, sollte sich Russland auch daran halten. „Wenn Russland nun plötzlich bereit ist, sich wirklich auf ein Format des vollständigen und bedingungslosen Schweigens (der Waffen) einzulassen, wird die Ukraine entsprechend handeln – und damit Russlands Handlungen widerspiegeln“, schrieb Selenskyj am Samstagabend im Onlinedienst X. Er betonte zugleich, dass der russische Präsident Wladimir Putin seine Waffenruhe-Ankündigung bereits gebrochen habe: „Die russischen Angriffe auf mehrere Frontabschnitte dauern an, und der russische Artilleriebeschuss hat nicht nachgelassen“.
Der ukrainische Präsident schlug zudem vor, den Waffenstillstand über den Ostersonntag (20. April) hinaus zu verlängern. „Das wird Russlands wahre Absichten offenbaren – denn 30 Stunden reichen für Schlagzeilen, aber nicht für echte vertrauensbildende Maßnahmen.“
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Waffenruhe: Hintergründe zunächst unklar – USA hatten gedroht
Putin hatte allen russischen Kämpfern an den Fronten in der Ukraine ein frohes Osterfest gewünscht. Das Osterfest der Orthodoxen Kirche fällt dieses Jahr mit dem Osterfest der Katholischen und Evangelischen Kirche zusammen. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, dass die Waffenruhe aus „humanitären“ Gründen eingeführt werde. Die Hintergründe dieser Entscheidung waren zunächst unklar.

Die Entscheidung fällt in eine dynamische Lage im Krieg gegen die Ukraine, nachdem US-Präsident Donald Trump am Freitag mit dem Ausstieg aus den Verhandlungen gedroht hatte. Wenn die Ukraine oder Russland die Gespräche sehr schwierig machten, würden die USA auf ihre Teilnahme verzichten, so Trump. Er deutete eine Entscheidung „in sehr kurzer Zeit“ an. Putin sagte dazu bei der Verkündung der Feuerpause laut Staatsagentur Tass: „Die Reaktion der Ukraine wird zeigen, wie ernsthaft sie bereit und in der Lage ist, an Friedensgesprächen teilzunehmen.“
Wie Trump hatte sich auch US-Außenminister Marco Rubio nach ersten Ukraine-Gesprächen mit europäischer Beteiligung in Paris unzufrieden gezeigt. Es müsse sich in den kommenden Tagen entscheiden, ob ein Frieden in der Ukraine „machbar“ sei, sagte er. Die USA hätten nicht ewig Zeit und „andere Prioritäten“.
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Russland: Region Kursk wohl zurückerobert – große Verluste in der Ukraine
Gerassimow, mit dem sich Putin im Fernsehen ausgetauscht hatte, äußerte sich außerdem zur Lage in der russischen Grenzregion Kursk, in der die Ukraine im vergangenen August eine Offensive begonnen hatte. Mittlerweile seien mehr als 99 Prozent des Territoriums zurückerobert worden, sagte der russische Generalstabschef. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium erklärt, das vorletzte noch unter ukrainischer Kontrolle stehende Dorf in der Region zurückerobert zu haben. Selenskj schrieb auf X, dass die ukrainischen Truppen ihre Aktivitäten in der Region fortsetzen würden.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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In der Ukraine selbst hatten die russischen Streitkräfte in den vergangenen Monaten ihre Gebietseroberungen im Osten langsam und unter hohen Verlusten ausgebaut. Putin stellte laut Staatsagentur Tass die Entwicklung so dar: „Die Lage an der Kontaktlinie ist klar und entwickelt sich in einer für uns günstigen Weise“, sagte er demnach. „Die russischen Truppen rücken Schritt für Schritt und zuversichtlich vor.“ Zeitgleich mit der Ankündigung der Feuerpause durch Putin wurde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Alarm vor einem möglichen Raketenangriff ausgelöst.
AFP/dpa