Seit Jahrzehnten in Russland: Deutscher Milchproduzent erhält hohen russischen Orden | ABC-Z

Seit Jahrzehnten in Russland
Deutscher Milchproduzent erhält hohen russischen Orden
15.01.2025, 20:38 Uhr
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Ein aus Baden-Württemberg stammender Landwirt ist Vorsitzender des russischen Verbandes der Milchproduzenten. Nun lässt Wladimir Putin ihn mit Russlands Freundschaftsorden auszeichnen. Der verleihende Gouverneur schlägt dabei politische Töne an.
Der seit Jahrzehnten in Russland tätige deutsche Milchproduzent Stefan Dürr hat den von Kremlchef Wladimir Putin verliehenen Staatsorden der Freundschaft erhalten. Der Gouverneur des Gebiets Woronesch, Alexander Gussew, veröffentlichte ein Video von der Übergabe der hohen Auszeichnung – auf Anweisung Putins, wie er mitteilte.
Zugleich würdigte er den 61-jährigen Dürr, der auch die russische Staatsbürgerschaft hat und auf vielen Verpackungen von Molkereiprodukten mit einem Foto abgebildet ist, für seine Verdienste auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Der aus Baden-Württemberg stammende Landwirt ist auch Vorsitzender des russischen Verbandes der Milchproduzenten, Sojusmoloko.
„Stefan Dürr ist sehr stolz auf diese Auszeichnung, während einige Investoren mit ausländischen Wurzeln, die von den Behörden unfreundlicher Staaten unter Druck gesetzt werden, vor den staatlichen Auszeichnungen Russlands zurückschrecken“, teilte Gussew in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram mit. Dürr habe mit seiner Gruppe Ekoniva von Anfang an auch in der Milchwirtschaft für höchste Standards gestanden, sagte der Gouverneur.
Mehr als 15.000 Angestellte in Russland
Ekoniva ist die russische Tochtergesellschaft der Ekosem-Agrar AG, deren Gründer und Gesellschafter sowie Vorstandsmitglied Dürr ist. Nach eigenen Angaben ist die Gruppe in 35 Regionen Russlands aktiv und hat mehr als 15.000 Mitarbeiter.
Dürrs Lebensgeschichte ist eng mit Russland verflochten, wie aus der Vorstellung seiner Person auf der Unternehmensseite hervorgeht. Im Alter von 25 Jahren ging der 1964 geborene Dürr demnach „als erster westeuropäischer Trainee“ nach Russland. 1994 habe er, heißt es weiterhin, begleitet durch das Bundeslandwirtschaftsministerium den Deutsch-Russischen Agrarpolitischen Dialog ins Leben gerufen. 2009 seien mit der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland seine herausragenden Verdienste bei der Gestaltung und Festigung der deutsch-russischen Beziehungen im Bereich der Landwirtschaft gewürdigt worden. Mittlerweile zähle seine Agrargruppe zu den größten Agrarunternehmen Russlands, so das Unternehmen.
Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatten sich auch wegen der Sanktionen der EU und USA viele westliche Unternehmen, darunter etwa Volkswagen, Bosch und Siemens, vom Markt des Riesenreiches zurückgezogen. Zahlreiche Mittelständler, die nicht von Handelsverboten betroffen sind, arbeiten aber weiter in Russland. Lebensmittel etwa sind nicht von westlichen Sanktionen belegt.