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Worischek Instrumentenbau in Sachsenkam: Handgemachte Blechblasinstrumente – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Konzentriert setzt Hiroto Katsuya seine Schläge auf das Schallstück einer Trompete. „1000 Schläge pro Stunde“, schätzt der Instrumentenbauer, bekommt das Werkstück mit einem sogenannten Pocheisen ab, ehe die korrekte Wandstärke erreicht ist – bereits einer der späteren Schritte in einem Fertigungsprozess, der vom Einkauf von Goldmessingblech bei einem Nürnberger Großhändler bis zur Auslieferung eines fertigen Blechblasinstruments reicht.

Auszubildender Korbinian Hörth bei der Arbeit. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Alles aus einer Hand, alles handgemacht – das ist die Prämisse und das ist es auch, was Kunden an dem kleinen Sachsenkamer Unternehmen schätzen. „90 Prozent machen wir direkt bei uns im Haus“, schätzt Firmeninhaber Michael Eimansberger beim Gang durch die Firma, die der 36-Jährige mit Beginn dieses Jahres von Gründer Robert Worischek übernommen hat, „zehn Prozent stammen von Zulieferern“, einer davon die Firma Minibal im nahen Baiernrain.

Auf die Handarbeit ist man bei Worischek Instrumentenbau – den Namen hat Eimansberger nach der Übernahme beibehalten – besonders stolz. Es mag bei größeren Händlern günstigere Blechblasinstrumente geben – ein Worischek-Flügelhorn kostet 3600 Euro aufwärts, ein Bariton bis zu 8000 – doch der Klang sei unvergleichlich. „Durch das Klopfen per Hand wird das Material härter“, erläutert Eimansberger, „Profis können das raushören“.

Die Rohlinge der zukünftigen Instrumente.
Die Rohlinge der zukünftigen Instrumente. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Trotzdem verkauft man nicht nur an routinierte Orchesterbläser, sondern auch an ambitionierte Amateure und Profis, die Wert auf Einzigartigkeit legen. Die Referenzliste auf der Homepage des Unternehmens offenbart dann auch ein Potpourri an überzeugten Nutzern: vom Solo-Hornisten des Bayerischen Staatsorchesters über Blech-Trios bis zur Südtiroler Volksmusik-Combo.

„Bei uns geht es durchaus auch grob zu“

Michael Eimansberger führt hinab in den Keller, wo Azubi Korbinian Hörth an einem Schallstück arbeitet. Chef Eimansberger ist voll des Lobes: „Die Ausbildung dauert drei Jahre, doch Korbinian lernt unglaublich schnell. Der hat die einzelnen Handgriffe ohne viel Wiederholen drauf.” Viele Berufsinteressenten täuschen sich indes in der Annahme, der Bau von Blechblasinstrumenten würde einer feinmechanischen Ausbildung ähneln. „Bei uns geht es durchaus auch grob zu“, gibt Eimansberger zu bedenken, „auf der anderen Seite arbeiten wir aber auch mit geringen Toleranzen“. Die Bandbreite verschiedener Arbeiten, bei der fast kein Handgriff dem nächsten gleicht, macht den Beruf für ihn so faszinierend.

Hiroto Katsuya bei der Wartung eines Instruments.
Hiroto Katsuya bei der Wartung eines Instruments. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Hiroto Katsuya reinigt derweil eine Bach-Posaune – benannt nicht nach Johann Sebastian Bach, sondern nach Vinzenz Schrotenbach, einem aus Niederösterreich stammenden Musiker, der in den USA mit der Fertigung von Mundstücken begann und später Blechblasinstrumente herstellte. Katsuya ist der erfahrenste Mitarbeiter bei Worischek Instrumentenbau; seit einem Vierteljahrhundert arbeitet der aus Tokio stammende Handwerker bereits im Unternehmen. „Die Bach hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel“, sagt Katsuya, „sie dürfte aber immer noch mehr als 2000 Euro wert sein“.

Instrumente in verschiedenen Fertigungsstufen hängen in der Werkstatt.
Instrumente in verschiedenen Fertigungsstufen hängen in der Werkstatt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dass seine Instrumente aktuell stark nachgefragt werden, freut Eimansberger einerseits – andererseits macht er bewusst keine Werbung, sie kämen bei Worischek sonst gar nicht hinterher mit dem Hämmern, Klopfen, Löten, Beizen und Polieren. Er berichtet von der Blasorchester-Messe BRAWO in Stuttgart, die er 2024 besuchte und von der er gleich 15 Folgeaufträge mit nach Hause nahm. Etwa sechs Exemplare werden pro Monat ausgeliefert.

Flexibel bei Kundenwünschen

Dass der Erfolg anhält, ist auch auf den Erfindungsreichtum von Firmengründer Robert Worischek sowie Michael Eimansberger und seinem Team zurückzuführen. „Wir sind sehr innovativ, zum Beispiel bei Farben und Oberflächen“, fasst der Chef zusammen. „Ich war schon seit einigen Jahren in die Unternehmensführung eingebunden“, berichtet der Firmenchef, „da habe ich sozusagen säen dürfen. Jetzt kommt die Ernte.“ Was das am Ende bedeutet, lässt sich unter anderem auf dem Worischek-Instagram-Kanal @r.worischek_instruments bestaunen. Mattlackierung, dunkle Antik-Optik, Bicolor, changierend geschliffen und poliert – auf Kundenwünsche kann Worischek flexibler eingehen als große Hersteller. Dazu kommen Kniffe, die die Werkstücke des Unternehmens von der Konkurrenz unterscheiden: „Wir haben unsere Geheimnisse“, sagt der Firmeninhaber augenzwinkernd.

Wer ein neues Worischek-Instrument bestellt, muss etwa ein halbes Jahr Wartezeit einplanen, kann das Instrument nach Vereinbarung aber vorher testen. „Morgen kommt zum Beispiel jemand aus Hamburg vorbei“. Worischeks hochgelobte Blechblas-Klänge – sie schallen weit.

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