Schwimmen – Seltsames Silber – Sport | ABC-Z
Zum Zuschauen verdammt fieberte Florian Wellbrock am Beckenrand mit. Der 27-Jährige gewann bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften seine wohl ungewöhnlichste Schwimm-Medaille: Nicht im Wasser, sondern auf der Tribüne lächelte er über Silber. Wellbrock schlug in Budapest über 1500 Meter Freistil schon am Vormittag nach 14:17,27 Minuten an. Vor dem letzten Lauf am Abend, den Wellbrock im Trainingsanzug verfolgte, wusste er nicht, was diese Zeit wert ist. Letztendlich war nur einer schneller. Der Tunesier Ahmed Jaouadi sicherte sich knapp vor Wellbrock Gold.„Das war jetzt erstmal nicht zu erwarten, weil ich doch recht lange Pause gemacht habe, nach den Olympischen Spielen – was auch wichtig war“, sagte Wellbrock dem ARD-Hörfunk zufrieden nach seinem starken Rennen zu seiner Zeit. Vor dem entscheidenden Lauf erklärte er dem Publikum in der Halle von seinem Zuschauerplatz aus: „Es ist seltsam, hier zu sitzen.“ Immer wieder wurde er eingeblendet, während Jaouadi schwamm.Bei großen Titelkämpfen wie Olympia finden normalerweise erst Vorläufe statt, in denen sich die Schwimmer für ein Finale qualifizieren können. Bei der WM auf der 25-Meter-Bahn ist das diesmal auf den längsten Distanzen anders. Jeder Sportler hat nur eine Chance, eine schnelle Zeit zu liefern. Weil Wellbrock zuletzt keine Kurzbahnrennen geschwommen ist und daher keine schnelle Meldezeit vorweisen konnte, war er bereits am Vormittag gefordert.Der gebürtige Bremer, der in Magdeburg bei Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn trainiert, hat ein schweres Jahr hinter sich. Bei den Sommerspielen von Paris erlebte er ein Debakel. In Ungarn, wo er auch noch über 800 Meter Freistil starten will, geht es für ihn um einen versöhnlichen Jahresabschluss – und um etwas anderes. „Erstmal wieder Spaß haben“, gab Wellbrock als Ziel aus. „Das ist tatsächlich das, was die letzten Monate oder vielleicht sogar Jahre bei mir verloren gegangen ist.“ Die Silbermedaille gleich zum Auftakt wird dabei helfen.