Schwimm-WM 2025: Zweiter Silber-Coup für Sven Schwarz – Wellbrock verpasst Podest | ABC-Z

Alle Augen waren auf Florian Wellbrock gerichtet, den Vierfach-Weltmeister von Singapur. Am Ende aber reichen seine Kräfte nicht. Sven Schwarz hingegen schwimmt aus dem Schatten und erkämpft Silber. Für Wellbrock ist diese WM nach dem Olympia-Debakel dennoch ein beeindruckendes Comeback.
Er ist Mitfavorit in diesem Rennen, nicht Topfavorit, und dennoch steht Florian Wellbrock im Fokus dieses Finales über 1500 Meter Freistil bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Singapur. Es ist sein fünfter Start, sein erster Endlauf im Becken, vier Goldmedaillen im Freiwasser hat er bereits – kommt eine weitere Medaille hinzu? Gar die goldene? Und was macht Teamkollege Sven Schwarz? Der 23-Jährige aus Hannover hat bereits WM-Silber über 800 Meter gewonnen und zählt ebenfalls zu den Mitfavoriten.
Nach Halbzeit des Rennens liegt das Feld extrem eng beieinander, es führt knapp Schwarz, Wellbrock ist als Vierter nur Zentimeter dahinter. Dann aber fällt der Vierfach-Weltmeister von Singapur etwas zurück, ganz vorn kämpft Schwarz sogar um Gold. Am Ende aber ist der 20 Jahre alte Tunesier Ahmed Jaouadi der Stärkere: Nach dem Sieg über 800 Meter gewinnt Jaouadi auch über die längste Strecke im Becken. Seine Siegerzeit: 14:34,41 Minuten. Sven Schwarz aber beeindruckt dahinter in 14:35,69 Minuten mit seinem zweiten Silber dieser Weltmeisterschaften – vor Olympiasieger Bobby Finke. Florian Wellbrock schlägt als Fünfter an (14:44,29).
„Ich kann es noch nicht ganz fassen“, sagte Schwarz. „Ich bin mehr als zufrieden mit dem Rennen und der Platzierung.“ Für den jungen Mann aus Hannover sind es die erfolgreichsten Titelkämpfe seiner Karriere. Mit seinen zwei Silbermedaillen ist er erstmals aus dem Schatten von Wellbrock und Olympiasieger Lukas Märtens ins Rampenlicht geschwommen.
Schwarz sorgte im Mai bereits für einen Paukenschlag
Nie zuvor hatte Schwarz bei internationalen Titelkämpfen auf der Langbahn Edelmetall erschwommen, aufhorchen aber ließ er schon oft. Und angereist nach Singapur war er als Mitfavorit auf die Podestplätze. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris hatte Schwarz bereits als Sechster über 800 Meter überzeugt und Anfang Mai schließlich für einen Paukenschlag gesorgt, als er bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin mit 7:38,12 Minuten einen neuen Europarekord aufstellte.
Anders als Wellbrock und Märtens gehört Schwarz nicht zur Magdeburger Trainingsgruppe von Bundestrainer Bernd Berkhahn. Er arbeitet schon lange mit Coach Emil Guliyev zusammen und trainiert in Hannover. „Er hat eine andere Philosophie als Bernd“, sagte Schwarz. In Singapur zeigte er, dass auch sein Weg erfolgreich sein kann.
Insgesamt sorgten die deutschen Beckenschwimmer mit zweimal Gold durch Märtens und Brustschwimmerin Anna Elendt, zweimal Silber durch Schwarz sowie einmal Bronze durch Märtens für die erfolgreichste Bilanz seit 2009. Damals waren unter anderem noch Britta Steffen und Paul Biedermann für Deutschland angetreten. Beide hatten bei den Titelkämpfen in Rom jeweils zweimal Gold gewonnen.
Wellbrock auf dem richtigen Weg
Auch wenn es in Singapur für Wellbrock nicht zu Edelmetall im Becken und damit der fünften Medaille insgesamt reichte: Der 27-Jährige verlässt diese Titelkämpfe als Gewinner. Ein Jahr, nachdem für ihn bei den Olympischen Spielen in Paris „eine Welt zusammenbrach“, wie er im WELT-Interview sagte, kehrte er bei diesen Schwimm-Weltmeisterschaften in Singapur in die Erfolgsspur zurück.
In Paris war Wellbrock über die 1500 Meter, über die er in Tokio Olympia-Dritter geworden war und bereits WM-Gold, -Silber sowie -Bronze gewonnen hatte, völlig überraschend im Vorlauf gescheitert. Insgesamt waren es für ihn Spiele zum Vergessen gewesen. Er pausierte lange, zog seine Lehren, wechselte die Sportpsychologin und intensivierte das mentale Training. „Es ist eine Neufindung“, sagte er. Nun fährt er heim mit dreimal Einzelgold sowie dem Staffelsieg im Freiwasser und einem fünften Platz im Becken.
„Wäre das heute wieder mit einer Medaille ausgegangen, wäre das alles, glaube ich, ein bisschen zu schön geworden“, sagte der Magdeburger. Er habe gezeigt, dass er auf dem richtigen Weg sei. „So machen wir nächstes Jahr weiter.“ Wellbrock will weiterhin im Freiwasser sowie im Becken antreten.