Schwere Kämpfe im Donbass: Russland meldet Eroberung von Kleinstadt bei Pokrowsk | ABC-Z
Schwere Kämpfe im Donbass
Russland meldet Eroberung von Kleinstadt bei Pokrowsk
08.09.2024, 19:58 Uhr
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Bereits Ende August erobern Kreml-Truppen große Teile von Nowohrodiwka. Ein ukrainischer Front-Journalist macht Probleme innerhalb der Armee für den erfolgreichen Vorstoß der Russen verantwortlich. Nun meldet Moskau die komplette Einnahme der Stadt.
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben eine weitere Ortschaft im Osten der Ukraine erobert. Die Truppen hätten die in der Region Donezk gelegene Kleinstadt Nowohrodiwka eingenommen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Nowohrodiwka, wo vor dem Beginn der russischen Offensive im Februar 2022 mehr als 14.000 Menschen lebten, liegt rund 20 Kilometer von der logistisch wichtigen Stadt Pokrowsk entfernt.
Einem russischen Militärblogger zufolge greifen Moskaus Truppen bereits hinter Nowohrodiwka an mindestens zwei Stellen in einer Entfernung von weniger als sieben Kilometern von Pokrowsk an. Der ukrainische Generalstab meldete unterdessen insgesamt 23 russische Angriffe im Donbass, die im Tagesverlauf abgewehrt worden seien. “Die Lage im Sektor Pokrowsk bleibt angespannt”, heißt es im Lagebericht. Die Angaben können nicht unabhängig geprüft werden.
“Schützengräben vor Nowohrodiwka waren leer”
Nach Angaben der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) hatten russische Einheiten bereits Ende August innerhalb weniger Tage die Kontrolle über einen Großteil von Nowohrodiwka übernommen. Die ukrainische Abgeordnete Marjana Besuhla kritisierte daraufhin, dass die Stadt praktisch kampflos gefallen war. “Die Schützengräben vor Nowohrodiwka waren leer”, schrieb sie in sozialen Medien.
Der bekannte ukrainische Militärjournalist Jurij Butusow machte für den Fall der Stadt organisatorische und administrative Probleme in der ukrainischen Armee verantwortlich. Die Situation habe sich drastisch verschlechtert, nachdem in dem Frontbereich ein neuer Kommandant eingesetzt worden war, der “keine Führungserfahrung auf diesem Niveau hat”, erklärte der Front-Journalist “Current Time”, dem russischsprachigen Fernsehsender mit Sitz in Prag.
Ukrainische Brigaden starten Gegenangriffe
Pokrowsk ist Stützpunkt der dritten und letzten Verteidigungslinie der Ukraine im Donbass und als Logistik-Knotenpunkt für die Versorgung der ukrainischen Truppen im Osten von großer Bedeutung. Vor einigen Tagen haben Kiews Militärplaner frische Kräfte in den Raum Pokrowsk verlegt, um mit lokalen Gegenangriffen die Frontlinie zu stabilisieren. Laut einem Bericht des US-Magazins “Forbes” sind unter den aktivierten Reserven die Kara-Dag-Brigade, die 12. Spezialeinsatzbrigade “Asow” und die 93. mechanisierte Brigade.
Russland hat in diesem Sommer erhebliche Geländegewinne erzielt und kommt Pokrowsk mittlerweile immer näher. Auch die am 6. August begonnene ukrainische Gegenoffensive in der westrussischen Region Kursk hat den Vormarsch Russlands bislang nicht aufgehalten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag als Hauptziel seines militärischen Vorgehens in der Ukraine die Eroberung des Donbass ausgegeben, in dem sich die Region Donezk befindet.