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Schwedische Batteriefirma Northvolt meldet Insolvenz an – Wirtschaft | ABC-Z

Aus der Traum. Ein Desaster. Die schwedische Batteriefirma Northvolt meldet Insolvenz an. Der Aufsichtsrat hatte bis zum heutigen Mittwoch gehofft, neue Kapitalgeber zu finden, was aber anscheinend nicht gelungen ist. Der Antrag soll noch am heutigen Vormittag des 12. März 2025, eingereicht werden.

Die 12 war im Lauf des vergangenen Jahres zur Schicksalszahl geworden: Am 12. jeden Monats muss Northvolt seine Steuern an die schwedische Steuerbehörde abführen. Diesmal wären das 219,4 Millionen schwedische Kronen (20 Millionen Euro) gewesen.

„Northvolt ist sich der erheblichen Auswirkungen dieses Ergebnisses auf seine Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden und andere Interessengruppen bewusst“, schrieb das Unternehmen in einer Pressemitteilung. „Northvolt arbeitet eng mit den zuständigen Behörden, Gewerkschaften und Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter während dieses Übergangs die Unterstützung und Informationen erhalten, die sie benötigen.“

Der schwedische Ingenieurverband schrieb, die Ankündigung werde sowohl die eigenen Mitglieder als auch mehrere Branchen hart treffen: „Diese Insolvenz wird enorme soziale Auswirkungen haben und auch benachbarte Industrien und viele andere Unternehmen betreffen, in denen Ingenieure arbeiten.“

Zwar wurde diese Insolvenz länger schon befürchtet, jetzt, wo sie kommt, ist sie dennoch für Schweden genauso ein Schock wie für die europäische Autoindustrie, die doch so dringend hofft, sich unabhängiger machen zu können von chinesischen Lithium-Ionen-Batterien.

Northvolt war das Versprechen von Autonomie und der grünen Wende in einem

Northvolt, das war das Versprechen von der Autonomie und von der grünen Wende in einem:  Peter Carlsson, der charismatische Gründer, der zuvor für Elon Musk dessen „Gigafactory 1“ in Nevada mitgebaut hatte und 2016 in einem Tesla aus der kalifornischen Zukunft in sein Heimatland Schweden gerollt kam, versprach die umweltfreundlichsten Batterien der Welt, hergestellt mit sauberem schwedischen Strom aus Wasser- und Windkraftwerken. In einer geschlossenen Produktionskette. Carlsson kündigte an, im Stammwerk im nordschwedischen Skellefteå bald schon 3500 Lithium-Ionen-Batterien pro Minute zu produzieren. Die Leute glaubten ihm, Goldman Sachs und Volkswagen stiegen groß ein und bis Ende 2023 konnten in mehreren Finanzierungsrunden 15 Milliarden US-Dollar einsammeln.

Man plante mehrere Werke in Schweden, eine Riesenfabrik im norddeutschen Heide sollte Batteriezellen für bis zu einer Million Elektroautos pro Jahr bauen, in Portugal sollte eine Lithium-Aufbereitungs-Anlage entstehen, eine Forschungsfirma für Flugzeugbatterien in den USA, eine Recyclinganlage in Norwegen. Während aber fast im Monatstakt solche Expansionsnews zu lesen waren und noch Ende 2023 gemutmaßt wurde, Northvolt werde größten Börsengang Europas seit Jahren hinlegen, ging im Stammwerk im nordschwedischen Skellefteå bereits das Gewisper los: Dass sie die Produktion einfach nicht zum Laufen brachten, dass die verschiedenen Managementabteilungen völlig widersprüchliche Ansagen machen.

Seit dem Frühsommer vergangenen Jahres wirkte es dann so, als habe Hiob die Presseabteilung des Unternehmens übernommen, eine Schreckensbotschaft folgte auf die andere. Erst kam es zu Produktionsausfällen, dann mussten mehrere geplante Neubauten auf Eis gelegt werden, „fürs Erste“, wie es beschwichtigend hieß. Dazu kamen immer neue Berichte über Arbeitsunfälle und schweres Missmanagement. Die Tageszeitung Dagens Nyheter schrieb, das Geld fließe „aus den Kassen wie Wasser aus der Flussmündung“.

Im Sommer dann der Schock: BMW zog einen Auftrag über zwei Milliarden Euro zurück. Grund: Northvolt liege zwei Jahre hinter Plan. Jetzt kam es auch zu ersten Liquiditätsengpässen, Lieferanten, Kreditgeber und Mitarbeiter konnten kaum noch oder nicht mehr bezahlt werden.

Im September wurden 1600 Mitarbeiter entlassen, einige waren erst wenige Tage zuvor eingestellt worden. Das Ganze verlief so chaotisch, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, in dem ganzen Unternehmen wisse niemand mehr, wo oben und unten ist. Außerdem meldete eine Tochtergesellschaft in Skellefteå Insolvenz an.

Nachdem Northvolt den ganzen Herbst über vergeblich versucht hatte, Kapital aufzutreiben, blieb der Firma Ende des Jahres nichts anderes mehr übrig, als bei einem US-Gericht in Texas einen Antrag auf Chapter 11 zu stellen. Dieses Gerichtsverfahren bot dem Unternehmen für einige Monate gerichtlichen Schutz vor Gläubigern und ermöglichte die Fortführung des Betriebs im Zuge der Umstrukturierung seiner Bilanz. Die schwedische Firma Scania, die auch Anteile an Northvolt hat, gab einen Kredit in Höhe von 1,1 Milliarden Kronen. Weitere 1,5 Milliarden wurden von einem „geheimen Geldgeber“ zugesichert, wie das Svenska Dagbladet berichtete. Carlsson trat als CEO zurück.

Danach schrieb das Unternehmen aber weiterhin hohe Verluste. Dagens Nyheter brachte im Februar in Erfahrung, dass die Schulden auf 58 Milliarden schwedische Kronen angewachsen waren, und damit die Vermögenswerte von 23,5 Milliarden SEK Vermögenswerten um mehr als das Doppelte überstiegen. Jetzt also die Insolvenz.

Die Insolvenz macht eine Selbstversorgung der EU in Sachen Batterien unwahrscheinlicher

Eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI, die in der Zeitschrift „Nature Energy“ veröffentlicht wurde, schreibt, dass das von der EU gesteckte Ziel einer 90-prozentigen Selbstversorgung in Sachen Batterien bis zum Jahr 2030 „alles andere als sicher“ sei. „Dabei“, so der Autor Stefen Link,  „wäre gerade vor dem Hintergrund der globalen Unsicherheiten und eskalierenden Handelskonflikte Eigenständigkeit ein wichtiger Punkt, um Lieferengpässe zu vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa zu sichern.“

Das Scheitern von Northvolt macht es noch unwahrscheinlicher, dass Europa sich in naher Zukunft selbst mit Batterien versorgen kann.

Northvolt Germany ließ in einer Presseerklärung verlauten, es gehe in Heide erstmal weiter wie bisher: „Die Northvolt Drei Project GmbH ist als eigenständige GmbH nicht Teil des Insolvenzantrags und steht in Kontakt mit dem nun eingesetzten Verwalter für Northvolt AB in Schweden. Der Betrieb in Deutschland wird fortgesetzt.

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