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Schwede Kristian Karlsson ist ein Publikumsmagnet | ABC-Z

Da ist er endlich, „unser Olympia-Silbermedaillen-Gewinner, Kristian Karlsson“. Immer wieder tönt sein Name an diesem Nachmittag durch die Halle in Ober-Erlenbach. Denn der neue prominente Spitzenspieler des TTC OE Bad Homburg hat seinen ersten Auftritt. Erst vor wenigen Wochen schaffte es der 33 Jahre alte Schwede mit seinen Nationalmannschaftskollegen in Paris auf Platz zwei. Nun steht er in der Halle in der Bundesliga und gibt sein Debüt für die Hessen.

Als Karlsson als Letzter in seinem Team aufgerufen wird und auf das Spielfeld joggt, bebt die Halle. Die Bad Homburger bejubeln ihn, er winkt ihnen mit einem Lächeln im Gesicht zu. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Es ist der Saisonauftakt in der Tischtennis-Bundesliga, in die die Bad Homburger aufgestiegen sind.

Und gleich zu Beginn wartet auf sie ein harter Gegner: der aktuelle Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken TT. Die Saarländer entscheiden die Begegnung 3:2 für sich. Dass Karlsson seine beiden Einzel gewinnt, reicht nicht für einen Überraschungscoup des Liga-Neulings.

Andere Verpflichtungen

Kristian Karlsson gegen Patrick Franziska – dieses Aufeinandertreffen hätte eine spezielle Note gehabt. Denn es wäre beinahe zum Familienduell gekommen. Der Saarbrücker Patrick Franziska, Nationalspieler und Weltranglistenelfter, ist mit der Schwester von Karlsson verheiratet.

Die beiden kennen sich dementsprechend gut, Franziska und Karlsson haben schon oft gegeneinander gespielt – vor allem, als der Schwede noch in Düsseldorf unter Vertrag stand. Franziska aber hat an diesem Wochenende andere Verpflichtungen als das Duell in Bad Homburg: Er trat beim WTT Contender Lima gegen seinen Saarbrücker Teamkollegen Darko Jorgic an.

Im ersten der fünf Spiele, die in Ober-Erlenbach ausgetragen werden, trifft Karlsson auf Cedric Meissner. Der ehemalige Bad Homburger Spieler macht es dem erfahrenen Profi nicht leicht. Die ersten beiden Punkte im ersten Satz gehen an den Schweden.

Große Bühne: Olympia-Teilnehmer Kristian Karlsson wird in Bad Homburg besonders beäugt.Reuters

So eindeutig bleibt es nicht: Karlsson legt vor, Meissner legt nach. Dann führt der Saarbrücker mit einem Punkt, 8:7. Karlsson nickt in Richtung des Publikums, als wolle er die Fans zum Anfeuern animieren. Rhythmisches Klatschen und Jubel setzen ein. Trotzdem geht der erste Satz an den Gegner. Karlsson ist der Ärger deutlich anzusehen.

Seinen Einstand hat er sich anders vorgestellt. Aber nach einem Gespräch mit seinem Trainer Helmut Hampl, einigen Schlucken aus seiner Wasserflasche geht der Kampf weiter. Es wirkt, als habe Karlsson den ersten Satz zum Einspielen gebraucht. Die kommenden drei Sätze gehen an ihn. Karlsson jubelt, spannt seinen Bizeps an, reckt die linke Faust in die Luft und lässt sich vom Publikum feiern. 1:0 für Bad Homburg. Ein schöner Auftakt.

Dass ein Welt- und Europameister nun in Bad Homburg spielt, begeistert auch die Jugend. „Es ist toll, jetzt so ein Vorbild im Verein zu haben, zu dem man aufschauen kann“, sagt Sophie. Die Schülerin ist 17 Jahre alt und trainiert seit vielen Jahren im Verein. Für die Jugendlichen sei es etwas sehr Besonderes, Tischtennis auf diesem Niveau in ihrer Halle schauen zu können – auch für die Kleineren.

Chance nutzen

Zum Trainingscamp der Kinder hat Karlsson neulich sogar seine olympische Silbermedaille mitgebracht, sagt die Nachwuchsspielerin. Dass der Schwede dem Verein neue Fans bescheren werde, davon ist sie überzeugt: „Es ist schon sehr auffällig, dass heute deutlich mehr Zuschauer als sonst hier in der Halle sind.“

Tatsächlich hat das Spitzenspiel einige Zuschauer angelockt, die die Spiele des TTC OE sonst wohl nicht verfolgen würden. „Ich wollte mir diese Profisportler mal von Nahem angucken“, sagt ein Mann, der aus Frankfurt nach Bad Homburg gefahren ist. Dass ein Tischtennis-Champion wie Kristian Karlsson nun vor seiner Haustür spiele, diese Chance will er nutzen.

Er beobachtet den Schweden, wie er sich vor seinem zweiten Match aufwärmt, dehnt, Musik hört, das Spiel seines nächsten Gegners beobachtet und schließlich neben dem Platz Aufschläge übt. Zehn mal exakt die gleiche Bewegung, zehn mal der gleiche Flug und Auftrittpunkt des Balls. „Diese Präzision, das ist schon Weltklasse“, findet der Tischtennisanhänger.

Die Medaillensammlung von Kristian Karlsson hat mit Platz zwei mit der schwedischen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Paris Zuwachs erhalten.EPA

Dass der Schwede vom französischen Erstligaklub GV Hennebont TT nach Hessen gewechselt ist, ist besonders Helmut Hampl zu verdanken. Als er 2017 zu Borussia Düsseldorf gekommen sei, sei Hampl Cheftrainer am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf gewesen.

„Er ist ein super Trainer“, sagt Karlsson. Hampl habe eine ähnliche Art zu trainieren wie sein ehemaliger Coach in Schweden, „das hat vom Stil her gut zu mir gepasst“. Daran wollte Karlsson anknüpfen. Er lebe seit vielen Jahren in Düsseldorf, da sei Bad Homburg auch von der Lage her gut zu erreichen. „In Frankreich zu spielen war wegen des Reisens sehr anstrengend. Besonders wegen der vielen internationalen Wettkämpfe“, sagt er.

Die Stimmung in Bad Homburg gefällt ihm, es sei sehr familiär, und er fühle sich in der Mannschaft wohl. Über den Spielverlauf gegen Saarbrücken ist Karlsson jedoch enttäuscht. Zwar konnte er auch seinen Gegner Yuto Muramatsu 3:1 besiegen. Für den Gesamterfolg reichte es dennoch nicht. Seine Mannschaftskollegen Csaba Andras und Yuma Tsuboi schafften es nicht, im Einzel und im Doppel die nötigen Punkte für den ersten Saisonsieg zu holen.

„Es tut weh, zu verlieren“, sagt Karlsson nach dem Spiel. „Wir hatten ein paar gute Chancen und wir müssen einfach alle Möglichkeiten, die wir haben, nutzen, um zu gewinnen.“ Persönlich hätte der Einstand von Karlsson kaum besser verlaufen können. Die Erwartungen, die an ihn geknüpft sind, erfüllte er mit Bravour.

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