Schwälbchen Molkerei: Kaffee-Mix stützt das Geschäft mit der Milch | ABC-Z

Höhere Kosten, etwa für Verpackungen, ein mit 52 bis 53 Cent je Kilogramm Milch unverändert hoher Auszahlungspreis an die rund 200 Landwirte und ein unbeständiges Wetter im Frühsommer haben der Schwälbchen Molkerei Bad Schwalbach im ersten Halbjahr geschadet. „Wir sind witterungsabhängiger geworden“, sagt Vorstandschef Günter Berz-List, der das Unternehmen seit 27 Jahren führt.
Denn wenn der Sommer schwächelt, dann sinkt der Absatz an den Theken der Eisdielen ebenso wie der gekühlter Kaffeemischgetränke in den Regalen der Einkaufsmärkte. Der wirtschaftliche Erfolg von Hessens größter Molkerei – die im nationalen Maßstab eher klein ist – hängt maßgeblich vom Absatz verarbeiteter Milchprodukte mit höherer Wertschöpfung ab. Statt Milch, Sahne und Quark verkauft Berz-List lieber Spundekäs, Grüne Soße, Handkäs-Dip und Kaffeemischgetränke aus der Caffreddo-Linie.
Weil im Rheingau-Taunus-Kreis fast alle Milcherzeuger aufgegeben haben, sammelt Schwälbchen die Milch im Radius von 200 Kilometern ein. Um die Verarbeitungsmenge zu stabilisieren, hat Berz-List gerade zehn neue Lieferanten im Westerwald an die Molkerei gebunden.
Schwarze Null im Molkereigeschäft
Insgesamt hat Schwälbchen im ersten Halbjahr 53 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet, nach 54 Millionen im Vorjahreshalbjahr. Der Verarbeitungsrückgang sei damit quasi gestoppt, sagt Berz-List. Der Umsatz der Molkerei-Sparte stieg um acht Prozent auf 55 Millionen Euro. Unter dem Strich bleibt als Ergebnis mit 100.000 Euro aber ein kleiner Gewinn. Genauso wichtig wie die Molkerei ist die Sparte Frischdienst, die rund 3000 Großkunden wie Altenheime, Großküchen, Kantinen, Unis und Krankenhäuser mit einem Sortiment aus 10.000 Produkten beliefert. Der Umsatz ging im ersten Halbjahr um drei auf 56 Millionen Euro zurück.
Schwälbchen spürt laut Berz-List sowohl die Folgen von Homeoffice als auch den Kostendruck in Kantinen. Trotzdem hat der in Mainz ansässige Frischdienst nach Steuern 1,5 Millionen Euro verdient, im Vergleichszeitraum 2024 waren es zwei Millionen Euro. Das ergibt bei einem Umsatz der Schwälbchen-Gruppe von 106 Millionen Euro ein nach Steuern positives Ergebnis von 1,6 Millionen Euro.
Beim Ausblick auf das Gesamtjahr erwartet Berz-List den Umsatz und den Ertrag knapp unter dem Vorjahresniveau. Neben sparsameren Großkunden beobachtet er einen schärferen Wettbewerb durch nationale Anbieter. Deren Vorteile beim Mengeneinkauf will Berz-List unter anderem durch Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Service und Kundennähe ausgleichen. Das Ziel, das mehrheitlich im Familienbesitz befindliche Unternehmen „unabhängig und selbständig“ zu erhalten, sieht Berz-List aktuell nicht gefährdet, solange in erreichbarer Nähe ausreichend Milch verfügbar ist. Hoffnungen setzt er in neue Produkte wie den Handkäs- oder den neuen Sucuk-Dip sowie in den Relaunch der Caffreddo-Produkte.