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Schwabinger Kunstpreis 2024 – München | ABC-Z

Dass Trikont-Chefin Eva Mair-Holmes in höchsten Tönen von Malva schwärmen würde, war abzusehen. Schließlich erschien schon vor zwei Jahren „Das Grell in meinem Kopf“, das Debütalbum der nun gerade mal 20-Jährigen, bei dem mindestens stadtberühmten Giesinger Indie-Label. „Sie werden glücklich und verzaubert nach Hause gehen“, orakelt Mair-Holmes am Ende ihrer Laudatio, und siehe da: Nur einen Song lang braucht die junge Frau, um einen ins Träumeland zu beamen, mit Schmeichelstimme und wunderbar entrückter Augen-zu-Musik. Von „viel Leidenschaft und Wärme“, von „fast stillen Kompositionen – und doch so viel Leben!“, hatte Mair-Holmes gesprochen, Malvas Kunst als „melancholisch, aber auch leicht und hell“ skizziert, als „aus der Zeit gefallen, die Hektik verweigernd, reflektiert“ – kurz: als absolut preisverdächtig. Und damit willkommen bei der Verleihung des Schwabinger Kunstpreises im Künstlerhaus am Lenbachplatz. 

Man lehnt sich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man prophezeit, dass das nicht die letzte Auszeichnung für Malva Magdalena Scherer gewesen sein wird. Schon zu ihrem achten Geburtstag hat sie sich einen Besuch im Musikstudio gewünscht, um zu singen – die Mutter ist Gesangslehrerin. Ihre Songs schreibt und komponiert Malva selbst, und mit dem Gitarristen Quirin Ebnet an ihrer Seite hat sie das gefunden, was man einen kongenialen Partner nennt.

Kulturreferent Anton Biebl überreicht die Urkunde an Hermine Bek-Anschütz und Louis Anschütz vom Isabella-Kino. (Foto: Stephan Rumpf/Stephan Rumpf)

Gleiches gilt auch für das nächste Preisträger-Paar: Hermine Bek-Anschütz und Louis Anschütz. Seit 1990 betreiben die beiden das Isabella-Kino, Louis Anschütz ist dem Haus sogar schon zehn Jahre länger als Programmmacher und Geschäftsführer verbunden. Seit 1919 gibt es das Isabella, im Zweiten Weltkrieg wurde es beschädigt, wieder aufgebaut, modernisiert, mehrfach verkauft und landete in den 60er-Jahren in den Händen von Fritz Falter, der mit seinem Programmkino „Occam Studio“ eine neue Kinoform erfunden hatte und dem es gelang, wichtige internationale Filme zur Erstaufführung nach München zu holen.

Anschütz, der früher für „20 000 Meilen unter dem Meer“ & Co. die Schule geschwänzt und auch Filmcasino, Türkendolch und das Rottmann betrieben hatte, erinnert sich an den Besuch von Peter Fonda, der im Arri seinen Film „Peppermint Freedom“ vorstellte: „Da hab’ ich im Türkendolch gleich „Easy Rider“ ins Programm genommen, um ihn zu uns rüber zu ziehen.“ Hat geklappt. Unvergessen auch, wie Claude Chabrol im Filmcasino mal so lange insistiert hatte, bis seine komplette Familie mit aufs Foto durfte. Lange her. Heute trage sich so ein Ein-Saal-Kino längst nicht mehr, daher sei er sehr froh über den immerhin mit 5000 Euro dotierten Preis: „Das tut wirklich gut. Wir brauchen Hilfe von jeder Seite.“

Barbara Yelin freut sich mit Kulturreferent Anton Biebl. (Foto: Stephan Rumpf/Stephan Rumpf)

Als dritte und letzte Preisträgerin des Abends bitte Kulturreferent Anton Biebl schließlich Barbara Yelin auf die Bühne. Die Comic-Künstlerin knüpfe „an die gesellschaftspolitisch engagierte, grafisch-literarische Intervention“ der „subversiven Satirezeitschrift Simplicissimus“ an, wie es die Jury-Dichter formulieren: „Ihre Sujets wie ihre Herangehensweise sind oft von einem politischen Anspruch getragen. Die Verbindung von Text und Bild, ihre ebenso feine wie klare Arbeit mit Bleistift, Pinsel und Feder sind von unverwechselbarer Suggestionskraft. Barbara Yelin macht ihre Figuren und die sie bestimmenden gesellschaftlichen Umstände für uns lebendig, zeigt sie uns in all ihrer Zerrissenheit, ihrem Mut, ihrer Verwundbarkeit, ihrer Stärke. Sie eröffnet Welten für uns.“ Kann man so stehen lassen. Yelin fasst ihr Werk kürzer zusammen und zwar so: „Zeichnen ist denken.“ Eine Zeichnung sei eine Tür zum Verständnis der Welt, und „jeder Strich ist eine neue Farbe“. Auch schön gesagt. 

Und damit nochmal zu den ebenfalls sehr schönen Sätzen von Malva, die den Abend mit dem Song „Kandierter Kummer“ beschließt. „Die Trauer ist heut anschmiegsam“, singt sie darin und klagt „Wenn ich könnte, würde ich aus meinem Kopf verschwinden“. Zum Schluss nochmal Eva Mair-Holmes, die erzählt, wie sie bei Trikont gemeinsam die ersten Songs anhörten und danach einfach nur fassungslos waren: „Wie alt ist die? 19? Wisst ihr, wie ich mit 19 unterwegs war?“ Wissen wir nicht, wahrscheinlich aber nicht so sensationell wie diese junge Frau, die auch noch in Schwabing aufgewachsen ist und immer noch da wohnt. Preiswürdiger geht’s nimmer. 

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