Schulwege in München: In diesem Stadtbezirk liegt die größte Gefährdung im Radverkehr | ABC-Z
München – In einer Millionenstadt in die Schule zu gehen heißt auch, sich den Schulweg mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern zu teilen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat untersucht, wie sicher der Schulweg für Kinder und Jugendliche ist, die mit dem Rad in die Schule fahren.
Das Verfahren soll zeigen, an welchen Orten in der Stadt eine Verbesserung der Schulwegsicherheit besonders dringlich ist. Das misst der ADFC einerseits mit Unfallzahlen und andererseits mit der Qualität und Sicherheit der Radwege. “In erster Linie nur die Unfallzahlen zu betrachten, ignoriert, dass ein größerer Teil der Radfahrenden stressige und unsichere Radinfrastruktur meidet, Umwege in Kauf nimmt oder Kinder dann sogar mit dem Elterntaxi gefahren werden, was für andere Kinder weitere Gefahren schafft”, sagt Michael Hälsig vom Vorstand des ADFC München, der für die Auswertung der Daten verantwortlich ist.
Kriterien für die Qualität der Radstreifen sind für den ADFC etwa baulich geschützte, ausreichend breite Wege, “damit Eltern neben ihren Kindern fahren können” und keine Hindernisse wie parkende Autos auf dem Radweg oder sich plötzlich öffnende Autotüren.
Das ist das Ergebnis
Das Ergebnis der Untersuchung: Sechs der zehn weiterführenden Schulen mit der größten Gefährdung für den Radverkehr liegen im Stadtbezirk Altstadt/Lehel, darunter etwa das Theresia-Gerhardinger-Gymnasium am Anger. Die Städtische Friedrich-List-Wirtschaftsschule an der Frauenstraße schneidet am schlechtesten ab.
Fünf der Grundschulsprengel mit der größten Gefährdung liegen ebenfalls im Zentrum. Fünf weitere im Norden und Nordwesten, wie die Grundschule Karlsfeld. Die Grundschule am Schubinweg in Lochhausen führt die Rangliste an, gefolgt von der Grundschule an der Dachauer Straße.
Erst vor Kurzem kritisierten besorgte Eltern die Schulwegsicherheit an der viel befahrenen Dachauer Straße. Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) sagte daraufhin, dass er das Mobilitätsreferat gebeten habe, mit hoher Priorität für mehr Sicherheit an der Kreuzung zu sorgen.
“Was Sie hier darstellen, sind Unfälle allgemein”
Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) spricht nach der Vorstellung der Untersuchung des ADFC von “wertvollen Anregungen” – übt aber auch Kritik. “Was Sie hier darstellen, sind Unfälle allgemein. Die wenigsten davon sind Schulwegunfälle”, argumentiert er. Er möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass alle Schulwege der Stadt unsicher sind.
“Uns ist es ein Anliegen, eine hohe Schulwegsicherheit zu haben, wir achten auf die vulnerabelsten Gruppen. In der Planung generell müssen wir auf alle Verkehrsteilnehmenden Rücksicht nehmen.”
Laut ADFC “müssen in der Regel erst einige Unfälle geschehen (Blut fließen) oder Beschwerden vorliegen, bevor ein Schulweg verbessert wird”. Das möchte Dunkel so nicht stehen lassen. Er betont, dass das Mobilitätsreferat monatlich Unfalldaten von der Polizei bekommt und diese zum Anlass nimmt, um zu handeln. “Was wir daraus lernen, fließt auch in andere Planungen ein”, sagt Dunkel.
Auch Dunkel wünscht sich mehr Prävention
Andreas Schön, der Vorsitzende des ADFC München erklärt: “Die Studie soll dazu beitragen, präventive Maßnahmen zu entwickeln.” Auch Dunkel wünscht sich mehr Prävention, erkennt aber gleichzeitig: “Wir können nicht die Stadt, die über Jahrzehnte so entstanden ist, in fünf Jahren umbauen.”
Nächstes oder übernächstes Jahr will Dunkel erste Pilotversuche für mehr Schulwegsicherheit starten: Schulstraßen sollen morgens dann keinen Kfz-Verkehr zulassen, in rund 200 bis 300 Meter langen Abschnitten. Denn das Ein- und Aussteigen der Schüler in das Auto der Eltern sei ein großes Verkehrsrisiko. Außerdem will das Mobilitätsreferat diesen Herbst alle Grundschüler dazu bewegen, drei Wochen lang zu Fuß und mit dem Fahrrad zur Schule kommen.