Politik

Schulen baden verfehlte Einwanderungspolitik aus | ABC-Z

An den sogenannten Brennpunktschulen kämpfen Lehrer, Sozialarbeiter und Erzieher täglich um die kleinen Schritte der Bildungserfolge. Sie sind die Leidtragenden einer jahrzehntelang verfehlten Einwanderungspolitik.

Länder mit einer gelingenden Integration haben seit Jahren klare Regeln und klare Anforderungen. Sie testen sprachliche Fähigkeiten bei der Einwanderung und knüpfen die Aufenthaltsdauer auch an sprachliche Lernerfolge. Das gilt etwa für Dänemark und für Kanada. Beide Systeme sind nicht ohne Weiteres auf Deutschland übertragbar. Die Sprachfähigkeit gehört zu den Kernelementen eines klaren Einwanderungskonzepts.

In Deutschland wurde ausgerechnet bei der Sprachvermittlung gespart. Viele Fachlehrer für Deutsch als Zweitsprache oder Deutsch als Fremdsprache sind wegen der schlechten Bezahlung in andere Berufsfelder abgewandert. Das rächt sich bitter.

Es gibt in Deutschland Grundschulen mit einem Anteil von Kindern mit Migrationsgeschichte von 98 Prozent und bis zu 40 Nationalitäten. Für Schulfeste mag die Vielfalt folkloristisch bunt sein, den Alltag der Alphabetisierung und des Deutschlernens erschwert sie erheblich. In den Klassen sprechen vielleicht zwei Kinder zu Hause Deutsch, alle anderen nicht.

Kein systematischer Spracherwerb

Auf einen systematischen Spracherwerb vor der Schule können nur die wenigsten Schulen bauen. Denn längst nicht alle Erzieher und Kindergartenleiter in Deutschland sind überzeugt davon, dass es sich bei ihrer Institution um eine Bildungseinrichtung handelt. Es gibt noch immer eine nennenswerte Zahl von Erziehern, die das freie Spiel der Kinder als wichtigsten Betreuungszweck sehen. Dass die Kinder die Schule noch lange genug besuchten, ist eine gängige Auffassung unter vielen Erziehern, die sich strikt dagegen wehren, die schulvorbereitende Funktion der frühkindlichen Bildung anzuerkennen.

Dazu passt der laxe Umgang mit Ergebnissen von Sprachtests, falls sie überhaupt stattgefunden haben. Vielen Erziehern gelingt es nicht, von einer Diagnose konkretes pädagogisches Handeln abzuleiten. Mit der sogenannten alltagsintegrierten Sprachförderung, die Deutsch gewissermaßen nebenbei beim Spielen und Essen vermitteln will, ist in den meisten Fällen kein systematischer Spracherwerb verbunden.

Effektiver ist das Sprachenlernen offenbar in kleinen Sprachgruppen und in Schulräumen. Es gibt zwar Bildungspläne für frühkindliche Bildung, aber es gibt keine Qualitätsstandards etwa für den sprachlichen Bereich, die wissenschaftlich fundiert sind. Sie müssten schleunigst entwickelt und dann regelmäßig überprüft werden, wie in der Schule auch. Wegen der unterschiedlichen Träger der frühkindlichen Bildung ist es schwieriger, Qualitätsmaßstäbe zu etablieren, aber umso wichtiger.

Kürzung der Kindergrundsicherung

Nur dann wäre es nämlich möglich, Kindergärten zu evaluieren. Immerhin gibt Deutschland im Jahr 45 Milliarden Euro für frühkindliche Bildung aus. Was davon eigentlich bei den Kindern ankommt, fragt kaum jemand. Dabei ist das die alles entscheidende Frage. Der Bund könnte im Rahmen des Gute-Kita-Gesetzes dafür sorgen, dass schleunigst Qualitätsmaßstäbe für die frühkindliche Bildung entwickelt und etabliert werden, und Gelder kürzen, wenn Länder nichts tun.

Die Länder müssten ihrerseits dafür sorgen, dass alle Kinder mit vier Jahren getestet werden, dass die Sprachtests und mögliche Förderung obligatorisch sind. Und zwar nicht nur für Kinder, die einen Kindergarten besucht haben. Eine Nichtteilnahme könnte über die Kürzung der Kindergrundsicherung sanktioniert werden.

Denn eines hat sich gezeigt: Schulische Misserfolge, die sich von der Primarstufe bis zum Schulabbruch oder Ende einer meist quälenden Schulkarriere ziehen, haben fast immer mit fehlenden Sprachkenntnissen zu tun. Vielen Kindern und Jugendlichen könnte also die Erfahrung des Scheiterns erspart werden, wenn sie früh genug solide Sprachkenntnisse erwerben könnten. Dazu müssen aber auch die Familien beitragen. Sie dürfen das allsommerliche Vergessen nicht durch lange Heimaturlaube verstärken.

Die Krise der Sprachvermittlung wird dadurch verschärft, dass es noch nie so wenige Kinder gab, dass die Gruppe der Kinder mit Migrationsgeschichte so heterogen ist wie nie zuvor und ein akuter Erzieher- und Lehrermangel herrscht. Deutschland ist mit 15 Millionen Migranten das zweitwichtigste Einwanderungsland nach den Vereinigten Staaten. Die Ausweitung der Herkunftsländer ist riesig, und jede nationale Gruppe ist in sich divers. Das gilt vor allem für die syrischen Einwanderer.

Wer heute von Ausgrenzung fabuliert, wenn Schüler mit Sprachdefiziten in kleinen Gruppen gefördert werden, hat den Ernst der Lage nicht verstanden. Es geht um die Kinder und deren Integration und nicht um unrealistische Vorstellungen Erwachsener, die alle Folgeprobleme gern den völlig überforderten Institutionen überlassen.

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