Schuld hat auch die Zwölf | ABC-Z

Fällt der 13. Tag eines Monats auf einen Freitag, sind manche besonders umsichtig. Bis zu dreimal kann der vermeintliche „Unglückstag“ im Kalender anstehen. 2025 droht das vermeintliche Unglücksdatum einmal: am 13. Juni 2025.
Bei abergläubischen Menschen ist die Sorge vor einem Missgeschick groß. Bei Hochhäusern fehlt in Deutschland bisweilen die 13. Etage beziehungsweise folgt auf das zwölfte Stockwerk das 14. In Flugzeugen gibt es keine Sitzreihe mit der Nummer 13.
Bundesarbeits- und Sozialminister Hubertus Heil hat 2019 erklärt, es werde kein 13. Buch des Sozialgesetzbuches geben. Nach „Sozialgesetzbuch Zwölftes Buch SGB XII“ kam SGB XIV – die 13 fehlt. In dem Buch wird das Soziale Entschädigungsrecht geregelt. Laut Heil gab es im Vorfeld Bedenken auch von Betroffenenverbänden.
Die Angst vor der Zahl 13 ist eine Form der Phobie und heißt Triskaidekaphobie; die Angst vor Freitag, dem Dreizehnten Paraskavedekatriaphobie.
Entwarnung von der Statistik
Gibt es eine erhöhte Gefahr, an diesem Unglückstag zum Beispiel bei einem Unfall verletzt zu werden? An einem Freitag, den Dreizehnten ist es im Straßenverkehr für Leib und Leben nicht gefährlicher als sonst. Tatsächlich passieren an Freitagen im Schnitt mehr Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet werden, als an anderen Wochentagen. Nach Angaben des ADAC herrscht an diesem Tag aber auch mehr Verkehr auf den Straßen: Berufs- und Wochenendpendler sowie Ausflügler sind unterwegs.
Doch vergleicht man die Unfallzahlen an Freitagen, die auf einen Dreizehnten des Monats fallen, mit dem Durchschnitt aller Freitage eines Jahres, lässt sich keine grundsätzliche Erhöhung feststellen.
Im Jahr 2020 kam es der amtlichen Unfallstatistik zufolge im Schnitt an einem Freitag zu 826 Unfällen mit Personenschaden. An den beiden Freitagen, die auf einen 13. fielen, passierten sogar weniger: Am 13. März waren es 756 Unfälle, am 13. November 802.
Anders sah es 2019 aus: Während sich an allen Freitagen im Schnitt 946 Unfälle mit Personenschaden ereigneten, waren es am 13. September 1050 und am 13. Dezember 1135 Unfälle. 2018 wiederum lag der 13. April mit 957 Unfällen unter dem Freitagsdurchschnitt von 971, der 13. Juli darüber (1123 Unfälle).
Am Freitag, den 13. Mai 1927, war tatsächlich ein historischer Pechtag. Damals kam es an der Berliner Börse zu einem massiven Kurseinbruch. Der Tag wird als Schwarzer Freitag bezeichnet.
Die Zahl Zwölf steht für Vollkommenheit
Einem wollen Abergläubische tunlichst aus dem Weg gehen: dem Pech. Nicht, dass es ihnen bildlich so ergeht wie der faulen Marie im Brüder-Grimm-Märchen von „Frau Holle“, die nach einer kräftigen Dusche aus einem Kessel voller Pech ziemlich bedröppelt ihr Schicksal beklagen muss. „Pechsträhne“ oder „Pech haben“ sind gängige Wendungen, die die Flüssigkeit in Verbindung zum Übel bringen.

An einem Freitag, den Dreizehnten hält der Volksglaube mancher die Gefahr für Schlamassel besonders groß. Dabei verbindet sich die vermeintliche Unglückszahl mit dem Unglückstag. Nach christlicher Tradition sollen an einem Freitag etwa Adam und Eva aus dem Paradies ausgestoßen worden sein und die Römer Jesus Christus ans Kreuz genagelt haben.
Die Zahl wiederum verdankt ihren teils schlechten Ruf in gewissem Maße der Zwölf, die selbst für Vollkommenheit steht. Deren Harmonie gilt dann als gestört: Wenn etwa die 13. Fee im Märchen auftritt, ist das Fiasko quasi programmiert. Gemäß der christlichen Überlieferung wurde Jesus von Judas verraten – dem 13. Teilnehmer des letzten Abendmahls.
Für den Fall, dass 13 Gäste zu einer Tischgesellschaft eingeladen waren, gab es den Beruf „Quatorzième“. Dieser „Vierzehnte“ war professioneller Gast in Paris zur Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
13 als Glückszahl im Judentum
Im Judentum gilt die 13 als Glückszahl, eben weil sie sogar noch über der Zwölf steht. In China wird die Zahl Vier gemieden, weil die Zahl (sì) ähnlich klingt wie das Wort für tot (sǐ). Daher wird in chinesischen Hochhäusern bei der Nummerierung der Stockwerke oft die Vier übersprungen. Äußerst beliebt ist hingegen die Zahl Acht, weil sie ähnlich ausgesprochen wird wie fā in fācái, was „reich werden“ bedeutet.
Schwarze Katzen bleiben länger im Tierheim
Ein weiterer Mythos: Schwarze Tiere bringen Pech, Schornsteinfeger bringen Glück. Und so haben tatsächlich schwarze Tiere in Deutschlands Tierheimen schlechtere Chancen, vermittelt zu werden, als Tiere mit hellem Fell.

Laut einer Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes unter 313 befragten Tierheimen in Deutschland im Jahr 2020 haben 55 Prozent der Tierheime bestätigt, dass schwarze Hunde schwerer ein neues Zuhause finden als andersfarbige Tiere. Bei Katzen waren es 48 Prozent.
Was ist dem „Pechvogel“ passiert?
Und wie kam es dazu, dass Pech und Unheil zusammengehören? Zu lesen ist etwa der Verweis auf den Arbeitsbereich der Büttner. Fässer hat man innen mit dem Stoff, der bei der Destillation etwa von Holz, Öl oder Steinkohle entsteht, beschichtet – um Bier zu lagern. Die Annahme: Wer dann später Stückchen der schwarzen Flüssigkeit im Bierglas findet, hat im Wortsinn Pech.
Bekannter aber ist wohl die uralte Methode der Jagd mithilfe des klebrigen Stoffes. Schon im Mittelalter wurden Äste mit Pech bestrichen, damit Vögel darauf feststecken. Ein so gefangenes Tier wurde wortwörtlich zum „Pechvogel“. Irgendwann fand sich der Ausdruck auch in der Sprache wieder – ähnlich wie „auf den Leim gehen“.
Das Deutsche ist voller Floskeln mit der seit der Steinzeit bekannten Flüssigkeit. Redensarten wie „so ein Pech“ oder „vom Pech verfolgt“ seien bildhafte, kurze und immer gleiche Formulierungen, ordnet Sprichwortexperte Rolf-Bernhard Essig im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur ein.
Ihr Ursprung ist oft nur schwer nachweisbar. Sie sind zum Beispiel in früheren Zeiten entstanden, indem aus Alltagssituationen bildhafte Ausdrücke in der Sprache wurden, wie Kulturhistoriker Andres Furger in seinem Buch „Der rote Faden. Von der Redensart zum Geschichtsbild“ erklärt. Bei der Deutung von Redewendungen werde viel spekuliert, sagt Essig. Leicht sei es, wenn sie aus der Bibel, Fabeln oder Anekdoten stammten.
So zeigte etwa Mitte des 19. Jahrhunderts der Fall des Studenten Victor von Hase, wie schnell sich eine Formulierung verbreiten kann. Vor Gericht sagte er: „Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen. Ich weiß von nichts.“ Innerhalb von nur zwei Jahren habe sich die Kurzform des Satzes in der Sprache eingebürgert, so Essig.