Schönbrunn: Jubel beim Jubiläumskonzert in der Hofmarkkirche – Dachau | ABC-Z
Vor 300 Jahren konnte es sich der Hofmarkbesitzer Baron Franz von Unertl leisten, eine prachtvolle Kirche im schönsten Barockstil in Schönbrunn zu errichten. Heute braucht das Kleinod Hofmarkkirche dringend Spenden, damit es im Inneren wieder in alter – dann aber frisch restaurierter – Pracht glänzen kann. Denn bekanntlich ist der Sakralbau bereits seit 2001 wegen Baufälligkeit geschlossen. Dennoch – oder gerade deshalb – hat der rührige Förderverein Hofmarkkirche Schönbrunn das 300-jährige Bestehen des Gotteshauses mit einem Konzert der Extraklasse gefeiert.
Siebzig Mitwirkende sangen und musizierten am Sonntagnachmittag in der völlig überfüllten Kirche St. Josef „ad maiorem dei gloriam – zur höheren Ehre Gottes“ und – sehr weltlich – in der Hoffnung auf Spenden für die Restaurierung. Diese bewegen sich derzeit im mittleren vierstelligen Bereich, wie Michael Wockenfuß, Vorsitzender des Fördervereins, nach dem Konzert sagte. Er fügt noch begeistert hinzu: „Das ist aber nicht das Wichtigste gewesen, das war das Konzert.“
Zwei Chöre und ein Kammerorchester fusionieren
Was dieses Benefizkonzert so einzigartig machte, war das perfekte Zusammenspiel zweier Chöre. Die „Röhrmonists“ und der Chor der Kreuzkirche Pfaffenhofen hatten sich in monatelangen Proben zu einem Ensemble vereint, das mit Stimmkraft und Verve überzeugte. Auch die Solistinnen und Solisten Sandra Tucker-Halbfell (Sopran) Christiane Braun-Breuer (Mezzosopran), Michael Braun (Tenor) und Nikolai Ardey (Bass) sind engagierte Chormitglieder.
Doch was wäre ein Festkonzert ohne mächtige Pauken und Trompeten und satten Streicherklang? Dafür war das bekannte Kammerorchester Dieter Sauer zuständig. Gleich zur Eröffnung gab es das hinreißende Konzert für zwei Trompeten, Pauken und Streicher in D-Dur von Christoph Graupner (1683 – 1760). Es war eine gelungene Einstimmung auf eine in jeder Hinsicht gute Stunde guter Musik. Zudem gehört dieses Werk zu den relativ wenigen unter den rund 2000 Kompositionen Graupners, das öfter aufgeführt wird.
Zu hören sind die beliebtesten Werke, die während des Gottesdienstes gesungen werden
Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ begeistert seit seiner Entstehung Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner Musikalität, den monumentalen Chorpassagen und den geradezu himmlischen Solopartien. Was wäre da passender als „Mit Würd‘ und Hoheit angetan“ ins Festkonzert-Programm aufzunehmen? Tenor Michael Braun sang diese Arie über die Menschwerdung ganz ohne Pathos, aber mit viel Gefühl für die seinerzeit noch vorherrschende Meinung vom Menschen als Krone der Schöpfung.
Die Messe in G-Dur von Franz Schubert (1797–1828) zählt zu den beliebtesten Werken, die während eines Gottesdienstes gesungen und gespielt werden. Das liegt nicht zuletzt an den liedhaften Melodien im Kyrie und im Credo und den überbordenden Instrumentalpassagen im Gloria und im Sanctus. So bewundernswert es auch heute noch ist, dass Schubert dieses kleine Meisterwerk in nur zwei Wochen komponiert hat, so bewundernswert ist es, mit welcher Selbstverständlichkeit und emotionaler Tiefe der große Chor und das bestens vorbereitete Orchester diese wunderschöne Sakralmusik aufgeführt haben.
Eine Kostbarkeit geistlicher Musik
In der Kirchenmusik gibt es ein Stück, das jeder Chor gefühlt mindestens einmal im Jahr singen möchte: das „Ave verum“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791). Diesen Lobgesang auf Jesus Christus sang der Chor mit solch anrührender Würde, dass es im Kirchenraum ganz still wurde. Das Duett „O Sanctissima“ von Antonín Dvořák (1841 -1904) ist eine Huldigung an die Gottesmutter Maria. Christiane Braun-Breuer und Michael Braun sangen diese Kostbarkeit geistlicher Musik mit viel Gefühl.
Wie aber könnte ein so schönes, bewegendes Konzert enden? Georg Friedrich Händels unsterbliches „Halleluja“ aus dessen 1742 uraufgeführtem Oratorium „Der Messias“ hatten Chor und Orchester ausgewählt – und wurden vom Publikum mit Standing Ovations belohnt. Da bleibt nur noch eine Frage: Wann jubiliert endlich wieder ein Chor in der Hofmarkkirche? Die Antwort ist einfach: Wenn weiter so viele Spenden und Zuschüsse fließen, dass endlich die notwendigsten Restaurierungen erfolgen können.