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Schnee und Eis werden zur Ausnahme | ABC-Z

Das Jahr war noch gar nicht ganz vergangen, da meldeten die Wetterdienste und Klimaforscher schon die nächsten Rekorde: Nicht nur in Deutschland war 2024 demnach das wärmste seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen, auch weltweit dürften die vergangenen zwölf Monate in der Statistik den Spitzenplatz einnehmen. Die Experten der Weltmeteorologieorganisation WMO in Genf brauchen zwar noch eine Weile, bis die Daten aus allen Welt verarbeitet und ausgewertet sind, die Klimawissenschaftler sind sich aber schon jetzt sicher: 2024 wird die Höchstwerte des Jahres 2023 noch einmal übertreffen.

Auch für Hessen hat der Deutsche Wetterdienst 2024 als wärmstes Jahr seit dem Messbeginn 1881 ausgerufen – ausgerechnet die größte Stadt des Landes aber müssen die Meteorologen davon ausnehmen: In Frankfurt haben sie an der Messstation am Flughafen mit 12,23 Grad „nur“ das vierthöchste Jahresmittel registriert.

In der Mainmetropole war es 2018 mit 12,48 Grad sowie 2022 und 2023 mit jeweils 12,46 Grad tatsächlich schon dreimal noch wärmer. An ihrem Diktum vom „beschleunigten Klimawandel“ ändert das für die Fachleute vom Wetterdienst allerdings nichts – auch ein vierter Rang in der Wärmestatistik kann die Dramatik der Entwicklung nicht kaschieren.

Ein Blick auf drei Jahrzehnte

Besonders augenfällig ist die seit Jahren zu beobachtende Erwärmung im abgelaufenen Jahr im Februar geworden. Das an der Wetterstation am Flughafen registrierte Monatsmittel von 8,2 Grad mag unauffällig klingen, ist für einen Februar aber geradezu unerhört: Im langjährigen Mittel kommt der dritte Wintermonat in Frankfurt auf gerade einmal 1,8 Grad, und im bisherigen Rekord-Fe­bruar waren es 1990 immerhin stattliche 6,7 Grad gewesen.

2024 aber führte sich der Februar eher wie ein April auf und hinterließ in der Statistik ein Monats-Plus von 6,4 Grad. Eine solche Abweichung vom Normalwert hat es in Frankfurt noch nie zuvor gegeben. Aber auch die anderen Monate des Jahres waren allesamt zu warm – und der Dezember 2024 war inzwischen der 40. Monat in Folge mit erhöhter Temperatur.

Das abgelaufene Jahr reiht sich damit nahtlos in eine Entwicklung ein, die seit drei Jahrzehnten immer klarere Kon­turen bekommt. Besonders deutlich zeigt sich die Tendenz bei einem Blick auf die wärmsten und die kältesten Jahre seit 1936 (siehe Grafik): Während es in den Kälte-Top-Ten seit 1987 keine Neuzugänge gegeben hat, stammen mit Ausnahme von 1994 sämtliche Werte in den Wärme-Top-Ten aus der Zeit seit der Jahrtausendwende – und die Jahre 2024, 2023 und 2022 belegen drei der vier vorderen Plätze.

Übersicht zu den Klimaveränderungen in FrankfurtF.A.Z. Grafik nhe., swa.

Mit einem Jahr wie 1940, als der Jahresmittelwert unter der Acht-Grad-Schwelle blieb, ist heute nicht mehr zu rechnen, Mittelwerte von 13 und mehr Grad rücken dagegen in den Bereich des Möglichen. Das wäre 1990 noch undenkbar gewesen, denn bis dahin waren die Jahresmittel stets unterhalb der Elf-Grad-Schwelle geblieben – seitdem sind Werte darüber praktisch zur Normalität geworden.

Rekorde im Sommer und Winter

Mindestens ebenso aussagekräftig ist die Statistik zu den Frost- und Eistagen sowie den Sommer- und Hitzetagen (siehe Grafik). Rekorde hat es in diesen Kategorien im vergangenen Jahr keine gegeben, aber schon der Blick auf die Zahl der Eistage, also jener Tage im Jahr, an denen Dauerfrost herrschte, zeigt, wie sich die Zeiten geändert haben.

Während es 2024 in Frankfurt nur fünf Tage mit Dauerfrost gab, verzeichnet die Datensammlung von der Wetterstation am Flughafen für das Jahr 1963 aus heutiger Sicht sagenhafte 54 Tage, an denen das Thermometer unter dem Gefrierpunkt verharrte. Nicht ganz so krass ist der Gegensatz bei den Frosttagen, also jenen, an denen die tiefste Tagestemperatur bei null oder darunter lag – aber immer noch eindrucksvoll genug: 45 waren es im abgelaufenen Jahr, 119 im Jahr 1963.

Ganz ähnlich sieht es auf der anderen Seite der Temperaturstatistik aus: bei den sogenannten Sommer- und Hitze­tagen. Von ersteren, also jenen mit einer Tageshöchsttemperatur von 25 Grad oder mehr, hat es 2024 in Frankfurt 70 gegeben, normal sind im langjährigen Mittel 42.

Auch Niederschlagsmengen unterliegen dem Wandel

Entsprechend sieht es bei den heißen Tagen mit einem Maximum von 30 oder mehr Grad aus: 22 statt neun wurden im vergangenen Jahr registriert. Seit Mitte der Neunzigerjahre hat es kein Jahr mehr mit weniger als 40 Sommertagen gegeben, und bei den Hitze­tagen sind es inzwischen Jahr für Jahr mehr als zehn, wenn man einmal von den Ausreißern 2011 und 2021 absieht.

Der Trend zu mehr Wärme und weniger Kälte lässt sich auch an den Niederschlägen sehr gut ablesen. Abgesehen von sich häufenden Trockenphasen ist vor allem die inzwischen fast vollständige Abwesenheit von Schnee – zumindest in Frankfurt – sehr augenfällig. Im vergangenen Jahr haben die Meteorologen am Flughafen nur an sieben Tagen Schnee­regen, Schneegriesel oder richtige Schneeflocken registriert.

Im langjäh­rigen Mittel sollten es mehr als doppelt so viele, nämlich 16, sein. Liegen bleiben diese Schnee-Rudimente auch nicht: Nur drei Tage mit wahrnehmbarer Schneedecke sind 2024 in die Statistik eingegangen – die 22 Schnee­decken-Tage, die als Normalwert in den Unterlagen des Wetterdienstes stehen, sind wohl nur noch eine theoretische Größe.

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