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Schmerzgel und Schmerzsalbe: Wirkung und Anwendung | ABC-Z

Stand: 09.10.2025 11:07 Uhr
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Schmerzgel oder Schmerzsalbe versprechen Hilfe bei Rückenschmerzen, Knieschmerzen und Co – und wirken entzündungshemmend. Wie oft darf man Schmerzsalbe nutzen? Drohen durch Schmerzgel Nebenwirkungen?

von Pia Busch

Ob Schulter oder Sprunggelenk, Verstauchung, Zerrung oder Prellung: Schmerzgel oder Schmerzsalbe aus der Apotheke versprechen Linderung der Schmerzen. Es gibt allerdings wichtige Unterschiede bei Schmerzgel, Schmerzsalbe oder Schmerzcreme – und sie können Risiken bergen, auch wenn Nebenwirkungen weniger stark sind als bei Schmerztabletten.

Schmerzgel und Schmerzsalbe mit Wirkstoff aus der Gruppe NSAR

Die meistverwendeten Wirkstoffe in Schmerzgel, Schmerzsalbe oder Schmerzcreme gehören zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Dazu zählen beispielsweise:

Die Wirksamkeit dieser NSAR, aufgenommen über die Haut durch Schmerzgel oder Schmerzsalbe, ist in Studien belegt, es sind kaum Nebenwirkungen bekannt. Arzneimittel mit Diclofenac oder Ibuprofen hemmen nachweislich Schmerzhormone wie Prostaglandine und unterdrücken lokale Entzündungsreize wie bei Muskelschmerzen – daher wirken sie schmerzlindernd und entzündungshemmend. Medizinprodukte wie ein Schmerzgel mit Diclofenac oder eine Schmerzsalbe mit Ibuprofen sind für akute, leichte oder mittelstarke Schmerzen geeignet. Schmerzgel und Schmerzsalbe sind rezeptfrei erhältlich.

Schmerzgel und Schmerzsalbe mit pflanzlichen Wirkstoffen

Auch für Schmerzsalbe mit Beinwell (genauer: Beinwellwurzelextrakt) ist die schmerzlindernde Wirksamkeit nachgewiesen worden. Sie kommen zum Einsatz bei Sprunggelenksverletzungen, Kniegelenkarthrosen und Rückenschmerzen.

Für pflanzliche Wirkstoffe wie Campher gibt es dagegen keine nachweislichen wissenschaftlichen Hinweise auf einen schmerzlindernden Effekt. Erwiesen ist, dass Campher einen durchblutungsfördernden Effekt hat.

Auch hoch konzentrierte Arnika-Salben werden als eine pflanzliche Alternative zu Salben mit chemischen Wirkstoffen angeboten. Aussagekräftige Studien fehlen allerdings.

Laut Studienlage zu Salicylsäure in Schmerzsalbe (auch Beta-Hydroxysäure oder BHA genannt) fehlt es auch hier an Nachweisen für eine effektive Wirkung. Die in Schmerzsalbe oder Schmerzgel enthaltene Salicylsäure kann zudem nur schlecht über die Haut aufgenommen werden.

Schmerzgel oder Schmerzsalbe: Was ist am besten bei welchen Beschwerden?

Für Schmerzgel und Schmerzsalbe mit Wirkstoffen der NSAR gilt: Sie wirken am besten an Muskulatur und Gelenken, die sich direkt unter der Haut befinden – zum Beispiel bei Gelenkschmerzen an Fingern und Knien oder bei Rückenschmerzen. In größeren Gelenken und tiefem Gewebe reichern sich NSAR in der Regel nicht in ausreichender Konzentration an, um stark schmerzlindernde Effekte zu erzielen.

Beide Arzneimittel wirken, indem sie einen Wirkstoff lokal auf die Haut oder ins tieferliegende Gewebe übertragen, um dort zu heilen, pflegen oder schützen. Entzündungshemmende Schmerzsalben oder Schmerzgels enthalten oft Wirkstoffe wie Diclofenac zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen, Hydrocortison bei allergischen Reaktionen oder Pflanzenextrakte wie Arnika, Beinwell oder Kamille.

Die fettreiche Grundlage von Schmerzsalbe bildet außerdem eine schützende Schicht, die den Wirkstoff einschließt und den langsamen Abtransport sowie eine gute Verankerung im Gewebe ermöglicht, was sie besonders für trockene Hautstellen und tiefere Beschwerden wie Muskelentzündungen oder Verspannungen geeignet macht. Auch bei chronischen Schmerzen durch lokale Entzündungen (Arthrose) sind Salben, die durch die prostaglandinhemmenden Inhaltsstoffe eher entzündungshemmend wirken, sinnvoll.

Vorsicht: Ist eine Entzündung Ursache für Schmerzen, besser kühlendes Schmerzgel verwenden, auf keinen Fall jedenfalls eine Schmerzsalbe mit wärmendem Effekt anwenden – das könnte Entzündungen verstärken.

Wärme: Wirkungsverstärker für Schmerzsalbe

Neben den NSAR-Wirkstoffen kann Wärme bei der Behandlung eine positive Rolle spielen. Sie wird durch eine Verstärkung der Durchblutung verursacht. Verkrampfte Muskeln können sich dadurch leichter entspannen, was Schmerzen lindert.

Im Sport können wärmende Einreibungen die Heilung beschleunigen – zum Beispiel bei einer Zerrung. Obwohl die wissenschaftliche Evidenz fehlt, berichten auch Patientinnen und Patienten mit Arthrose davon, dass sie von Schmerzsalben oder Schmerzgels mit Wärmewirkung profitieren. “Wenn Sie zum Beispiel eine Salbe verwenden, die eine angenehme Wärme produziert, dann bringt das schon etwas “, so Dr. Alexander Beier, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin. Schmerzsalben oder Schmerzgels auf Basis von Cayennepfeffer (Capsaicin) beispielsweise, sollen Blutgefäße erweitern, dadurch für ein Wärmegefühl sorgen und Schmerzen lindern.

Lokale Nebenwirkungen der Wärme in Schmerzsalbe können sein:

  • Hautreaktionen
  • Rötungen
  • Hitzegefühl und Brennen
  • Juckreiz

Wichtig: Schmerzsalbe oder Schmerzgel nie auf Schleimhäuten verwenden.

Kühlendes Schmerzgel gegen Schwellungen

Schmerzgel hat den Vorteil schnell einzuziehen – auch ohne cremen, also eventuell schmerzhafte Berührungen. Außerdem kann es auch im Kühlschrank aufbewahrt werden. Die kühlende Wirkung kann besonders bei Schwellungen, Verstauchungen oder Prellungen helfen.

Welches ist das wirksamste Schmerzgel?

Im der Ausgabe von August 2025 hat das Verbrauchermagazin Ökotest 20 Salben, Gels und Cremes gegen Schmerzen an Muskeln und Gelenken getestet. Fünf Schmerzgels wurden im Test allgemein mit “sehr gut” bewertet – auch weil sie weitgehend frei von umstrittenen Substanzen sind. Zu den Test-Siegern der verschiedenen Kategorien wie Sportverletzungen oder Schwellungen und Entzündungen gelenknaher Weichteile gehörten unter anderem:

  • “Doc Ibuprofen 5% Gel” (Wirkstoff: Ibuprofen)
  • “Ibutop Schmerzgel 5% Gel Ibuprofen” (Wirkstoff: Ibuprofen)
  • “Proff Schmerz Gel” (Wirkstoff: Ibuprofen)
  • “Thermacare Schmerzgel” (Wirkstoff: Felbinac)

Bei Entzündungen von Sehnen sowie gegen steife Schultern oder Schulterschmerzen schnitt “Piroxiam AL Gel” mit dem Wirkstoff Piroxicam sehr gut ab.

Für etwa die Hälfte der getesteten Schmerzgels und -cremes konnte die Wirksamkeit nur teilweise oder gar nicht belegt werden. Das galt insbesondere für pflanzliche Produkte. Für Beinwell allerdings – beispielsweise Schmerzgels mit Beinwell-Extrakt bei Rückenschmerzen – gibt es belegende klinische Studien, sagt Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt gegenüber dem Hessischen Rundfunk zu den Ökotest-Ergebnissen.

Dosierung: Wie oft kann ich Schmerzgel oder Schmerzsalbe auftragen?

Wie oft Schmerzsalbe oder Schmerzgel aufgetragen werden soll, hängt von der Art der Salbe, des Gels, der Erkrankung oder Unfallverletzung ab: Manche Produkte werden mehrmals täglich angewendet. Einige können über Nacht auf die Haut aufgetragen werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Genaue Hinweise zur Anwendung einer Schmerzsalbe oder eines Schmerzgels finden sich auf Packungsbeilage und Beipackzettel. Zu beachten ist, dass bei häufiger Anwendung die Haut auf Irritationen überprüft werden sollte. Tipps zu Anwendung und Risiken geben natürlich auch Ärztin, Arzt oder die Apotheke.

Nebenwirkungen von Schmerzsalbe oder Schmerzgel mit NSAR-Wirkstoffen

Bei der Einnahme von Schmerztabletten mahnt die europäische Zulassungsbehörde EMA unter anderem Patienten mit diesen Erkrankungen zur Vorsicht:

Hintergrund sind unter anderem Erkenntnisse, dass NSAR eine bestehende Herzschwäche verschlechtern und die Wirkung blutdrucksenkender Medikamente beeinträchtigen können. Schmerzsalben und Schmerzgels mit NSAR-Wirkstoffen können bei großflächiger und häufiger Anwendung ähnliche Nebenwirkungen wie Tabletten haben – bei der Aufnahme über die Haut sind allerdings die Nebenwirkungen bei kurzer Anwendungsdauer erheblich schwächer. Häufiger sind lokale Nebenwirkungen wie Juckreiz, Rötungen oder Ausschläge.

Wer Diclofenac-Salben nur gelegentlich zur Kurzzeitbehandlung – zum Beispiel bei akuten Gelenkschmerzen – aufträgt, muss keine Nebenwirkungen befürchten.

Experte im Text

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