Was muss man beim Sommertrend zum weißen Rock befolgen? | ABC-Z

Stilikone, Trendsetterin, diese Begriffe werden heute so inflationär genutzt, dass man meist müde abwinkt, sobald sie fallen. Eine Person aber beweist auch postum, dass sie beide Titel zu Recht trägt: Prinzessin Diana. Oft wurde ihr, die immerhin das „Revenge Dress“ erfand, ein Hang zur Selbstinszenierung attestiert. Ob dieser auch hinter den Fotos steckt, die 1980 entstanden, ist ungewiss. Diana, damals noch Kindergärtnerin und gerade einmal 19 Jahre alt, trug einen wadenlangen weißen Rock, locker fallend, schlicht, unschuldig – und dank strahlenden Sonnenlichts transparent. Ein Mäandern zwischen Unbedachtheit und Kalkül, eingefangen in einem Kleidungsstück.
Mehr als vier Jahrzehnte später legen Labels wie Jacquemus und Toteme sowie Fast-Fashion-Marken von Asos bis Zara die kalkulierte Unschuld des langen weißen Rocks neu auf. Mal aus komplett durchsichtigem Mesh-Material, mal blickdicht aus Popeline, mal als Hybrid mit einer Stofflage um die Hüfte und durchscheinendem Material darunter. Diese Variante betont besonders die Ambivalenz des langen weißen Rocks: Er kann in noch so vielen Stofflagen, noch so ausladend und wallend daherkommen, immer wirkt er auch fragil.
Der lange weiße Rock ist der zarteste und zugleich stärkste Kontrast zu all den Jeans-, Cord- oder Wollstoffen, die Beine in kalten, dunklen Monaten umhüllen. Selbst den kleinsten Sonnenstrahlen verhilft der helle Stoff zu großer Wirkung. Blickdicht reflektiert er das Licht, transparent kann er wirken wie ein im Sommerwind flatternder Vorhang, der flüchtige Blicke auf sonst Verborgenes zulässt.
Nonchalence pur
Obendrein passt er auch noch zu einigen aktuellen Trends. Mit flatternder Rüschenbluse und Espadrilles fügt sich der lange weiße Rock in den Boho-Chic ein, dessen Wiederkehr vor allem Chemena Kamali zu verdanken ist, der Kreativdirektorin von Chloé. Aber vor allem die Transparenz, mittlerweile ein eigener Trend, verschafft dem langen weißen Rock seine gegenwärtige Beliebtheit. Transparenz kommt in vielen Farben daher, mutet aber in keiner so nonchalant an wie in Weiß. Bei dieser Nichtfarbe ist das Risiko, dass etwas Intimes sichtbar sein könnte, schließlich am größten.
Pragmatikerinnen mögen einwenden, dass sich ein weißer Rock weder fürs Erdbeereis-Essen in der Hitze noch für ein Picknick auf sattgrünem Rasen eignet, von plötzlichem Sommerregen ganz zu schweigen. Sie seien daran erinnert, dass Lady Di, bevor sie Prinzessin wurde, im langen weißen Rock sogar zur Arbeit im Kindergarten erschien. Eine wahre Trendsetterin eben, schon damals.