Schiedsrichterchef Kircher kündigt neue Abseitstechnologie für Bundesliga an | ABC-Z
Die Bundesliga führt zur kommenden Saison offenbar die halbautomatische Abseitserkennung ein. Das hat zumindest Knut Kircher, der Schiedsrichterchef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dem “Kicker” bestätigt. Bei der Deutschen Fußball Liga verweisen sie auf technische Details, die geklärt werden müssten.
“Die halbautomatische Abseitstechnologie kommt zur nächsten Bundesliga-Saison”, sagte Kircher im Interview mit dem “Kicker”. Er bestätigte damit bereits seit Monaten kursierende Medienberichte – auch die Sportschau hatte berichtet, dass die DFL die Einführung diskutiert.
Etwas zurückhaltender als Kircher äußert sich die Deutsche Fußball Liga. Ein Sprecher der DFL teilte der Sportschau mit, die Klubs hätten bei ihrer letzten Mitgliederversammlung im Dezember den “Weg freigemacht” für den Einsatz der halbautomatischen Abseitserkennung.
Der Plan sei, die Technik zur neuen Spielzeit einzuführen – ob das gelingt, sei allerdings noch nicht sicher. Derzeit liefen Tests, um die technische Umsetzbarkeit zu gewährleisten. Sie sind die letzte Hürde.
Schiedsrichter-Team entscheidet über Strafbarkeit
Die halbautomatische Abseitserkennung soll dafür sorgen, dass strittige Abseitsentscheidungen in der Bundesliga deutlich schneller und auch sicherer getroffen werden können.
Das Grundprinzip der halbautomatischen Abseitserkennung: Die Technik ermittelt den Moment des Ballkontakts und die Position der Spieler. Beides sendet sie an den Videoassistenten. Dem Schiedsrichter-Team bleibt weiter die Entscheidung vorbehalten, ob die Abseitsposition auch strafbar ist – beispielsweise bei der Frage nach einer passiven oder aktiven Abseitsstellung.
Abseitserkennung vielerorts schon eingeführt
Das Prinzip, das auch von der UEFA bei der EM 2024 und während der Champions League sowie von der FIFA bei der WM 2022 genutzt wurde, basiert auf einem Chip im Ball. Der Ball wird dadurch 500 Mal pro Sekunde geortet. Die DFL testete den Chip im Ball beim Supercup 2024 Leverkusen.
Auch in der Champions League und in einigen europäischen Top-Ligen wird die Abseitserkennung genutzt: Spanien hat sie zur Saison 2024/25 eingeführt, in Italien wird sie schon seit der Saison 2023/24 genutzt. England hat die Einführung für den Verlauf der aktuellen Saison beschlossen, die Umsetzung steht aber noch aus.
Mehr Transparenz im Stadion bei VAR-Eingriffen?
Im Interview mit dem “Kicker” erklärte Kircher auch, dass er für mehr Transparenz bei Eingriffen durch den Video Assistant Referee (VAR) offen sei. “Bezüglich der Stadion-Durchsagen laufen Gespräche, es gibt intensive Überlegungen. Und wir wären auf eine mögliche Pilotphase in der Rückrunde vorbereitet. Da gilt es auch noch Erkenntnisse der FIFA abzuwarten: Wie kommt es an, und funktioniert auch die Technik einwandfrei? Die darf unsere Schiedsrichter natürlich nicht im Stich lassen.”
Es müsse eben gewährleistet sein, dass die entscheidenden Bilder auf den Videotafeln direkt eingeblendet würden und “nicht drei Minuten später”, sagte Kircher.
Die FIFA hat zuletzt bei Turnieren, etwa bei der WM der Frauen, die Entscheidungen durch die Unparteiischen über das Stadionmikro ansagen lassen. Anders verfährt die UEFA. Sie hat zum Beispiel bei der EM 2024 in Deutschland auf schriftliche Kommunikation auf der Anzeigetafel gesetzt.