Geopolitik

Israel-Angriff auf Iran: Teheran kündigt „Reaktion“ an, Hisbollah feuert Dutzende Raketen auf Israel | ABC-Z

Saudi-Arabien, Katar und Russland haben den israelischen Vergeltungsschlag auf Ziele im Iran kritisiert. Der Bundeskanzler forderte ein Ende der Eskalationen in Nahost. Teheran kündigte indes Vergeltung an – und die Hisbollah reagierte mit massivem Raketenbeschuss.

Nach den israelischen Luftangriffen auf den Iran als Antwort auf iranische Raketenangriffe hat die proiranische Hisbollah im Libanon ihrerseits Israel massiv mit Raketen beschossen. Nach israelischen Militärangaben wurden mehr als 200 Geschosse auf Israel abgefeuert. Berichte über Verletzte gab es nicht. Mehrere Gebäude und Autos in der nordisraelischen Stadt Naharija seien durch Teile von rund 30 Raketen beschädigt worden. Der israelische Feuerwehr- und Rettungsdienst ließ wissen, es werde gegen Brände vorgegangen, die in sieben Gegenden im Norden Israels durch Raketenangriffe ausgelöst worden seien.

Die Hisbollah erklärte, sie habe fünf Wohngebiete im Norden Israels mit Raketen beschossen, darunter den Ballungsraum Krajot am Stadtrand von Haifa. Zudem erklärte die vom Iran unterstützte Miliz, sie habe erstmals den israelischen Luftwaffenstützpunkt Tel Nof südlich von Tel Aviv mit Drohnen angegriffen.

Die israelische Armee griff ihrerseits am Samstag erneut Hisbollah-Stellungen im Libanon an. Laut der libanesischen Nachrichtenagentur ANI sprengte die israelische Armee Häuser in dem als Hisbollah-Hochburg geltenden südlibanesischen Grenzdorf Adaisseh. Die israelische Armee hatte zuvor die Explosion einer großen Menge an Hisbollah-Waffen im Libanon gemeldet, die in weiten Teilen Israels Erdbebenwarnungen auslöste.

Der Iran verurteilte indes die israelischen Angriffe auf militärische Stützpunkte im Land und kündigte eine Reaktion an. Die Angriffe am Samstag seien ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht und die UN-Charta, teilte das iranische Außenministerium mit. Der Iran habe gemäß Artikel 51 der Charta ein Recht auf Selbstverteidigung. Er sei dazu verpflichtet, auf Aggression aus dem Ausland zu reagieren.

Auch Saudi-Arabien, Katar und zuletzt auch Russland kritisierten den israelischen Angriff. Riad warnte vor einer „anhaltenden Eskalation“ und der Ausweitung des Konflikts, „der die Sicherheit und Stabilität von Ländern und Völkern“ in der Region bedrohe, erklärte das saudiarabische Außenministerium im Onlinedienst X.

Katar rief zu Dialog auf, um Stabilität in der Region zu wahren. Russland warnte vor einer weiteren „explosiven Eskalation“ der Kampfhandlungen zwischen beiden Ländern. Es gebe eine „wirkliche Bedrohung der Stabilität und Sicherheit der Region“, warnte das russische Außenministerium und rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf.

Scholz schreibt: „Das muss jetzt ein Ende haben“

In Deutschland sollte der Krisenstab der Bundesregierung zusammentreten. „Wir beobachten die weitere Lageentwicklung genau“, teilte das Außenministerium mit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte auf X: „Meine Botschaft an den Iran ist klar: Es darf nicht immer weitergehen mit massiven Reaktionen der Eskalation. Das muss jetzt ein Ende haben.“ Dann biete sich die Möglichkeit für „eine friedliche Entwicklung im Nahen Osten“. Wichtig dafür sei auch eine Waffenruhe im Gaza-Streifen und eine Freilassung der israelischen Geiseln.

Einen Monat nach Raketenangriffen des Iran hatte Israel in der Nacht zum Samstag einen Gegenangriff ausgeführt, der sich nach israelischen Armeeangaben gegen „militärische Ziele im Iran“ richtete. Nach Angaben des Militärs wurden dabei zwei iranische Soldaten getötet. Sie seien im Rahmen der Verteidigung gefallen, berichtete die Agentur Tasnim unter Berufung auf eine Mitteilung der Armee. Vom Iran hieß es, es sei „begrenzter Schaden“ entstanden.

Der Iran hatte am 1. Oktober etwa 200 Raketen auf Israel abgefeuert, von denen die meisten abgefangen wurden. Teheran hatte damit auf die Militäroffensive Israels gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Südlibanon und die Tötung von deren Chef Hassan Nasrallah reagiert.

Eine Reaktion gab es auch aus Israel selbst: Oppositionsführer Jair Lapid lobte die Angriffe und monierte zugleich, dass sie keinen größeren Umfang hatten. „Die Entscheidung, strategische und wirtschaftliche Ziele im Iran nicht anzugreifen, war falsch“, teilte Lapid auf X mit. „Wir hätten dem Iran einen deutlich höheren Preis abverlangen können und sollen.“

Die Maßnahmen der israelischen Luftwaffe verdeutlichten deren Fähigkeiten, schrieb er. Die Feinde Israels wüssten, dass das israelische Militär stark sei und überall angreifen könne.

Israel und Saudi-Arabien standen sich jahrzehntelang feindlich gegenüber. Vor dem Krieg im Gaza-Streifen, der durch den beispiellosen Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden war, hatte es jedoch erhebliche Fortschritte in Richtung einer Normalisierung zwischen beiden Ländern gegeben.

AFP/dpa/AP/krott

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