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SC Magdeburg: Handball-Pokalsieger denken an dopinggesperrten Torhüter – Sport | ABC-Z

Es kann schnell gehen im Sport, im Handball allemal, aber was dem Magdeburger Torwart Sergey Hernández am Wochenende widerfahren ist, war schon ein Aufstieg in Schallgeschwindigkeit. Noch am Donnerstag, zwei Tage vor dem Final-Four-Turnier um den DHB-Pokal, war er die klare Nummer zwei im Tor des SCM hinter Nikola Portner, mit wenig Aussicht auf viel Spielzeit in den wichtigen Partien. Dann ging es rasend flink, Portner wurde über seine positive Dopingprobe informiert, er war raus, suspendiert von der Liga und vom Verein. Der ganze Klub unter Schock. Und Hernández musste rein in die Kiste. Wie nur sollte sich in solcher Gemütslage ein Pokalturnier spielen lassen?

Nun ja, mit Hernández zwischen den Pfosten. Und wie der Spanier diese Aufgabe erledigte, scheinbar ohne Nerven, erst mit einer herausragenden Leistung im Halbfinale gegen die Füchse Berlin, dann mit 17 Paraden beim 30:19 im Finale gegen Melsungen – das war mehr als bemerkenswert. Was die Melsunger auch anstellten, der Torwart war da, fischte freie Tempogegenstöße weg, als wäre es seine leichteste Übung. Seine Mitspieler nutzten das aus, angetrieben von Gisli Kristjansson und dem sehr treffsicheren deutschen Nationalspieler Lukas Mertens zog Magdeburg davon. “Wie Sergey performt hat, war Wahnsinn”, sagte Kristjansson.

Die Magdeburger feiern den Pokalsieg. Der Däne Michael Damgaard (ganz links) trägt dabei das Trikot des gesperrten Torhüters Nikola Portner.

(Foto: Klaus Trotter/Imago)

Trainer Bennet Wiegert ließ nach dem dritten Magdeburger Pokalsieg nach 1996 und 2016 erkennen, wie sehr ihn die letzten Tage rund um die Dopingnachricht mitgenommen hatten. Es sei “ein Riesenballast, der da abfällt”, sagte Wiegert. Vor einem Jahr hatte Magdeburg das Finale noch im Siebenmeterwerfen verloren gegen die Rhein-Neckar Löwen, jetzt standen sie ganz oben. Es ging sehr emotional zu in den Minuten nach dem Endspiel.

“Er hat ganz emotionale Sachen in unsere Whatsapp-Gruppe geschrieben”, berichtet Trainer Wiegert

Für diesen zusätzlichen Ballast war zweifellos Portner verantwortlich, der Schweizer Weltklassetorwart hatte mit seinem positiven Dopingtest auf die im Volksmund als Crystal Meth bekannte Droge den ganzen Klub schwer in Aufruhr versetzt. Portner bestreitet, die Substanz wissentlich eingenommen zu haben. Auch seine Mitspieler hatten ihn trotz der Schwere der Anschuldigungen in Gedanken fest bei sich. Wiegert betonte, Portner sei trotz seines Positivtests nicht draußen, sondern nach wie vor “Teil des Teams. Er hat ganz emotionale Sachen in unsere Whatsapp-Gruppe geschrieben. Wir sind in dieser schweren Zeit definitiv auch bei ihm.” Die Medaille für Portner steckte Wiegert ein, um sie mit nach Magdeburg zu nehmen. Auch Janus Smarason sagte: “Das ist unser Freund, unser Teamkamerad. Wir haben auch für ihn gespielt.”

Die Magdeburger Fans ließen von den Rängen immer wieder “Niko Portner”-Sprechchöre erklingen. Bei der Siegerehrung trug Michael Damgaard das grüne Portner-Trikot, das an diesem Wochenende nicht gebraucht wurde.

Auch sein Vertreter Hernández sagte, ihn mache “das traurig, was mit Niko ist”. Natürlich hat dem 54-fachen spanischen Nationalkeeper erst Portners positive Dopingprobe die Tür zu diesem herausragenden Handballwochenende eröffnet. Hernández wurde in Köln gar als “Spieler des Turniers” ausgezeichnet, absolut verdient, schließlich hatte kein anderer Profi eine derart prägende Rolle eingenommen wie “El Sergey”. Doch der dachte an Portner: “Er ist mein Freund, ich verbringe viel Zeit mit ihm”, sagte Hernández.

Später am Abend meldete sich auch Portner, nicht nur intern in der Whatsapp-Gruppe, sondern öffentlich. “Ohne Worte … danke Jungs”, schrieb der Torhüter bei Instagram.

Gut möglich, dass es auch in den kommenden Wochen noch sehr auf Hernández ankommen wird. Wann und ob Portner wieder spielen kann, ist ungewiss. Der Torwart hat nach dem Befund der A-Probe sieben Tage Zeit, Einspruch einzulegen und die Öffnung der B-Probe zu beantragen. Sollte diese ebenfalls positiv ausfallen, droht ihm eine lange Sperre. Magdeburg hatte noch vor dem Final Four schnell reagiert und einen Ersatz verpflichtet: Der Schwede Mikael Aggefors, 39, hatte seine Karriere schon beendet, um in der Heimat als Torwarttrainer zu arbeiten. Aber er fühlt sich offenbar noch fit genug, um sich für ein paar Partien in den Kasten zu stellen.

Als Nummer eins wird Aggefors vorerst nicht gebraucht, das ist seit dem Pokalwochenende klar. Hier steht nun Sergey Hernández, schon am Freitag in der Liga auswärts bei der SG Flensburg-Handewitt. Es kann so schnell gehen.

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