SAP streicht wegen Druck von Trump seine Frauenquote – Wirtschaft | ABC-Z

Nun fügt sich auch SAP Donald Trump. Seit seinem Amtsantritt führt der US-Präsident einen Feldzug gegen Diversitätsprogramme in Unternehmen, viele Großkonzerne wie Meta, Boeing und Amazon hatten ihre Bemühungen daraufhin eingestellt. Auf den Druck der US-Regierung hin hat jetzt auch der Walldorfer Softwarekonzern einige Punkte seiner Diversitätspolitik gestrichen.
So wird SAP sein selbstgestecktes Ziel, 40 Prozent Frauen in seiner Belegschaft zu erreichen, nicht weiter verfolgen. Heute arbeiten gut 36 Prozent Frauen im Unternehmen. Die Kennzahl „Frauen in Führungspositionen“, die der Konzern bisher bis drei Ebenen unterhalb des Vorstands erhoben hat, wird er künftig nur noch auf zwei Ebenen betrachten – wie in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Die USA wird er bei der Quote der weiblichen Führungskräfte nicht mehr einbeziehen.
Außerdem wird SAP Geschlechtervielfalt bei der Vergütung seines Vorstands nicht mehr als Bewertungskriterium berücksichtigen. Das Leistungskriterium „Frauen in leitenden Führungspositionen“ wird durch einen allgemeineren „Business Health Culture Index“ ersetzt. Dieser soll messen, wie Führungskräfte Engagement unterstützen, das Gesundheit und Chancengleichheit fördert.
„Wir passen demografische Zielgrößen an, um regulatorischen Anforderungen zu entsprechen“, schrieb der SAP-Vorstand um Chef Christian Klein Ende letzter Woche in einer internen Mail. Der Konzern müsse vereinzelt Aktivitäten im Bereich Diversität und Inklusion anpassen. „Chancengleichheit und eine inklusive Kultur bleiben zentrale Ziele der SAP – entsprechende Programme laufen weiter“, heißt es in einem Konzernstatement. Als global agierendes Unternehmen mit einer starken Präsenz in den USA müsse SAP aber auf aktuelle gesetzliche Entwicklungen reagieren.
Im Zuge der Anpassung verändert der Softwarehersteller auch seine Organisationsstruktur. Sein Diversitäts- und Inklusionsbüro führt er mit dem Bereich Corporate Social Responsibilitiy zu einem neuen Team zusammen, das „Social Responsibility, Inclusion and Communities“ heißen und im Vorstandsbereich People & Culture angesiedelt sein soll.
:Aus der deutschen Provinz an die Weltspitze
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Mit Diversitätsprogrammen sollen eigentlich benachteiligte Personengruppen gefördert werden. Lange Zeit war man sich in den Firmen auch einig, dass es konkrete Maßnahmen für mehr Chancengleichheit brauche. Vielfalt, Inklusion und Geschlechtergleichstellung hatten die meisten Konzerne als Grundsätze ihrer Personalpolitik angesehen.
Bis Trump wiedergewählt wurde und seinen Kampf gegen Diversitätsprogramme startete. In seiner Executive Order vom 21. Januar erklärte der US-Präsident, dass Kriterien in Bezug auf Geschlecht oder ethnische Herkunft bei Einstellungsentscheidungen nicht mehr berücksichtigt werden sollen. Stattdessen sollen individuelle Leistung, Qualifikation und Eignung im Vordergrund stehen. Trump sieht in den Maßnahmen zu Diversität, Gleichheit und Inklusion (DEI) eine Abkehr vom Prinzip der Gleichbehandlung.
Viele US-Konzerne hatten sich daraufhin gefügt. Meta löste schon im Januar sein gesamtes DEI-Team auf und beendete Programme, die auf Vielfalt bei Einstellungen und Schulungen abzielten. McDonald’s gab seine Ziele für Diversität in der Führungsebene auf und strich Programme zur Förderung von Vielfalt bei Lieferanten. Citigroup, Pepsi, Deloitte, Accenture und viele andere Firmen gingen ähnliche Schritte.
Mit SAP reagiert nun der erste deutsche Großkonzern auf den Druck der US-Regierung, andere könnten folgen. Über mögliche Konsequenzen für Firmen, die an ihren Vielfaltsprogrammen festhalten, gibt es zwar keine Signale. Offenbar fürchtet SAP aber Klagen und Auftragseinbußen. Die USA sind der wichtigste Markt des Softwareherstellers. Auf das Wohlwollen der Trump-Regierung ist SAP angewiesen, auch weil einige Ministerien und die US-Armee Softwareprogramme aus Walldorf nutzen. Es gibt auch Konzerne, die sich Trump widersetzen. So stimmten etwa die Aktionäre von Apple kürzlich dafür, die Diversitätsmaßnahmen beizubehalten. Auch der Eishersteller Ben & Jerry’s hält an seinen Gleichstellungszielen fest.