Samstagsspiele in der Bundesliga: Dortmund mit Glanz, Leverkusen mit Glück – Sport | ABC-Z

Freiburgs Arena nahe des Messegeländes mag weniger Charme besitzen als das Dreisamstadion, in dem der SC früher spielte. Dafür hat sie eine 2,4-Megawatt-Solaranlage auf dem Dach – und eine Anzeige, die ermittelt, wie viele Besucher mit dem Fahrrad angereist sind. Die Sonne strahlte am Samstag auch gegen Borussia Dortmund, die Solarzellen glühten, der Strom floss, die Fans kamen in Scharen mit dem Rad. Nur hatten sie in der ersten Halbzeit schnell das Gefühl, dass ihre Lieblingskicker aus Südbaden zwar ähnlich engagiert in die Pedale treten wollten, aber diesmal vor dem gegnerischen Tor regelmäßig abstiegen – im Gegensatz zum BVB.
Nach ersten Chancen für Maximilian Beier und Daniel Svensson für Dortmund sowie Vincenco Grifo und Junior Adamu, der sich frei vor dem Tor von Georg Kobel wirklich wie ein Junior anstellte (aber ohnehin knapp im Abseits stand), für Freiburg war klar: Es dürfte ein Spiel werden, in dem zwei Klubs um einen möglichen Europapokalplatz kämpfen. „Wir wollen Nadelstiche setzen, offensiv agieren“, hatte SC-Trainer Julian Schuster kurz vor Anpfiff gesagt.
Freiburg agierte dann recht offensiv, Dortmund stach aber zu, durch Karim Adeyemi, der sich den Weg zum Tor mit einem feinen Trick selbst öffnete und aus spitzem Winkel ins kurze Eck traf (14.). SC-Keeper Noah Atubolu traf keinerlei Schuld, denn der 22-Jährige spielte gar nicht, wegen einer Schulterverletzung. Sein Ersatz Florian Müller war ebenfalls machtlos, gegen Adeyemi, und später auch gegen Carney Chukwuemeka, der bei seinem Startelf-Debüt in der 51. Minute einfach mal abzog vor Freiburgs Sechzehner. Philipp Lienhart fälschte seinen Schuss unhaltbar für Müller ab.
Danach floss das Offensivspiel gemächlich dahin wie die Bächle in der Innenstadt, jedenfalls für den SC: Serhou Guirassy traf zum 3:0 für den BVB, Jamie Gittens köpfelte das 4:0. Freiburgs Ehrentreffer durch Maximilian Eggestein kam zu spät, um die Akkus nochmal zu füllen. Und es blieb die Erkenntnis, nach der 36. Niederlage Freiburgs im 53. Spiel gegen den Angstgegner Dortmund: Solarenergie alleine reicht nicht gegen den Klub aus dem Pott.
1. FC Heidenheim – Bayer 04 Leverkusen 0:1 (0:0), Tor: Emiliano Buendia (90.+1)
Irgendwo auf dem Weg Richtung Ostalb müssen Bayer Leverkusen und Xabi Alonso den Rest ihres Meister-Selbstvertrauens verloren haben, das sie noch aus Bielefeld gerettet hatten. Unter der Woche war der deutsche Titelträger bekanntlich verdient beim Drittligisten aus dem DFB-Pokal ausgeschieden und der Auftritt beim 1. FC Heidenheim war nicht besser. Eher schlechter. Leverkusen, durch den Sieg der Bayern gegen Augsburg gefordert, musste gewinnen, um den Druck in der Tabelle zu halten, aber um zu gewinnen, braucht es mindestens mal Torchancen, aber schon die gelangen ohne den immer noch verletzten Florian Wirtz lange Zeit gar nicht.
Heidenheims Benedikt Gimber hatte nach 26 Minuten die beste Gelegenheit für den Abstiegskandidaten, sein Schuss aus spitzem Winkel berührte Latte und Pfosten. Das Team von Frank Schmidt hatte weitere Chancen, noch erstaunlicher war aber die Harmlosigkeit von Bayer 04: Ein Amine-Adli-Schuss kam Richtung Tor, mit viel Wohlwollen auch noch einer von Granit Xhaka, das war es in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit war Heidenheim zwar weniger gefährlich, Leverkusen aber nicht mehr, es wurde ein richtig trauriger Kick.
Als wirklich alles auf ein Liga-vorentscheidendes 0:0 hindeutete, erinnerte sich Leverkusen daran, wie sie ungeschlagen deutscher Meister geworden sind: durch späte Tore. Der eingewechselte Emiliano Buendia brachte in der Nachspielzeit irgendwie einen krummen Schuss zwischen Pfosten und Fingerspitzen von Kevin Müller ins Tor. War der Treffer verdient? Nein. War es Xabi Alonso egal? Offensichtlich. Der Baske jubelte ausgelassen, aber in dem Wissen, dass er in seiner Karriere vermutlich selten duseliger gewonnen hatte.
VfL Bochum – VfB Stuttgart 0:4 (0:2), Tore: 0:1 Jeff Chabot (8.), 0:2 Ermedin Demirović (11.), 0:3 Ermedin Demirović (48.), 0:4 Ermedin Demirović (85.)
Kurz vor dem Spiel konnte der eine oder andere Fan wohl denken, der VfB Stuttgart würde sich nur noch auf den DFB-Pokal konzentrieren und sich darüber die Qualifikation für den Europapokal sichern wollen. Trainer Sebastian Hoeneß tauschte im Vergleich zum Pokal-Halbfinale ganze sechs Spieler aus. Zur Geschichte gehörte aber auch, dass drei davon wegen einer Sperre gegen den VfL Bochum gar nicht hätten spielen dürfen. Wer beim zweiten Blick immer noch an der Ernsthaftigkeit der Stuttgarter Sieges-Absichten zweifelte, wurde spätestens nach elf Minuten eines Besseren belehrt. Da stellten die Cannstatter nach furiosem Beginn schon auf 2:0. Erst wurde der Stuttgarter Verteidiger Jeff Chabot nach einer Ecke beim Führungstor nicht genug gestört. Nicht mal drei Minuten später stand Ermedin Demirović nach genialem Pass frei vor Timo Horn und ließ dem Bochumer Schlussmann keine Chance.
Der Malocher-Klub versuchte darauf, per Zweikampf-Arbeit in das Spiel zu finden. Die Chancen hatten aber weiter die Stuttgarter. Einen Pfostenschuss von Fabian Rieder legte sich Timo Horn mit dem Arm fast selbst ins Tor. Kurz nach der Halbzeit-Pause löschten die Stuttgarter auch die kleinste Bochumer Hoffnung auf eine Aufholjagd. Wieder war es Demirović, der diesmal in bester Abstauber-Manier das Tor erzielte. Die Bochumer hatten in der Folge zwar etwas mehr Spielkontrolle, der VfB spielte die Führung aber höchst seriös runter. Demirović hatte noch nicht genug und erzielte durch eine Kopie des 0:3 seinen ersten Profi-Dreierpack. Der VfB kann durch den überzeugenden Sieg auch in der Bundesliga wieder von der Europapokal-Qualifikation träumen.
RB Leipzig – TSG Hoffenheim 3:1 (2:1), Tore: 0:1 Tom Bischof (11.), 1:1 Benjamin Sesko (24.), 2:1 Ridle Baku (43.), 3:1 Yussuf Poulsen (84.)
„Wir hätten mehr verdient“, sagte Leipzigs neuer Trainer Zsolt Löw nach dem Spiel, „man hat gesehen, dass jeder gerannt ist und gekämpft hat.“ Und wie: 25:9 Torschüsse, Expected-Goals-Wert von 1,81 für RB, 550:266 gespielte Pässe, 68 Prozent Ballbesitz. So war das am Mittwoch im mit 1:3 verlorenen DFB-Pokal-Halbfinale gegen den VfB Stuttgart. Irgendwie fühlten sich die Sachsen wie Sieger, aber nur rein statistisch gesehen. Gegen Hoffenheim war nach dem Pokalaus klar: Löw braucht nun einen Sieg, um nicht gleich in die Kritik zu geraten. Die Leipziger taten sich allerdings schwer, gerieten schnell mit 0:1 in Rückstand, unter netter Mithilfe von Peter Gulacsi. Der RB-Keeper spielte den Ball in die Füße von Hoffenheims Touré, dessen Pass Tom Bischof flugs aus knapp 30 Metern im langen Eck von Gulacsis Arbeitsort unterbrachte.
Danach zeigte Leipzig, warum der Klub auch weiterhin um die Champions-League-Plätze kämpft. Gulacsi war in mehreren Situationen ein starker Rückhalt, RB traf per Standard und Kopf (Sesko), Brust und Bein (Baku) sowie Schuss und Nachschuss (Poulsen). Schönste Szene des Spiels aber: Nach einer knappen Stunde lagen Leipzigs Xavi Simons und Hoffenheims Andrej Kramaric vereint auf dem Rasen, ihre Stollen hatten sich ineinander verharkt. Ein Plausch, ein Schmunzeln, und weiter ging das Spiel.
FSV Mainz 05 – Holstein Kiel 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Alexander Bernhardsson (34.), 1:1 Nelson Weiper (75.)
Verspielt Mainz 05 noch die Champions League? Ein Satz, der zwar von den Fakten der Tabelle gedeckt ist, der sich aber trotzdem noch so liest, als käme er aus der Fußballmanagersimulation. Gegen Kiel verpassten die 05er trotzdem im dritten Spiel nacheinander einen Sieg, diesmal war aber auch viel Pech dabei. Zum einen erzielte Alexander Bernhardsson ein amtliches Traumtor zur Kieler Führung, ein Schlenzer an die Pfostenkante und ab ins Tor. Zum anderen hätte Frank Willenborg auch Elfmeter pfeifen können, als Holstein-Torhüter Thomas Dähne in der 60. Minute einerseits den Ball wegschlug, andererseits auch Jae-Sung Lee abräumte. Den Pfosten traf Paul Nebel auch noch, ehe sein langer Ball den eingewechselten Nelson Weiper fand: Der Nachwuchsstürmer erzielte das 1:1. Beide Teams kämpften bis zum Schluss um den Sieg, beiden war das Remis zu wenig. Mainz spürt den Atem der halben Liga, und auch der nun wieder Tabellenletzte Kiel hätte die zwei Zusatzpunkte ganz gut gebrauchen können.