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Sammer, Wörns, Pizarro beim TSV Grünwald: Einfach Freunde – Sport | ABC-Z

Freitagabendspiel, Flutlicht, Nieselregen. Sammer zieht im Mittelfeld die Fäden, Pizarro und Starke sitzen auf der Bank, Wörns schaut verletzt von draußen zu. Was klingt wie der Liveticker eines Legendenspiels, ist beim TSV Grünwald Realität, einige Ligen aber unter den Top-Ligen, in denen die fünf die meiste Zeit spielten, nämlich in der Bayernliga Süd. Und auch etwas anderes ist gänzlich verschieden: die Vornamen der genannten Spieler. Beim TSV Grünwald spielen nämlich nicht die ehemaligen Bundesligaspieler Matthias Sammer, Christian Wörns, Claudio Pizarro, Thorsten Fink und Tom Starke, sondern deren Söhne: Leon Sammer, 22, Gianluca Pizarro, 18, David Wörns, 23, Benedict Fink, 19 und Nick Starke, 20. Alle fünf sind mit ihren Vätern, die alle auch mal beim FC Bayern spielten, in Grünwald aufgewachsen, der kleinen Gemeinde an der südlichen Stadtgrenze Münchens, die eine der höchsten Millionärs- und Promidichten Deutschlands hat und in der auch heute noch aktuelle Bayernspieler oder Funktionäre wie Karl-Heinz Rummenigge wohnen.

So ist es auf den zweiten Blick auch wenig verwunderlich, dass Kinder von Profis beim TSV Grünwald mit dem Kicken beginnen, wie auch einst Leon Sammer und David Wörns, die im gleichen Jahr geboren wurden und deren Familien eng befreundet sind. David Wörns spielte zwar zwischenzeitlich in der Jugend beim FC Augsburg und war auf dem Weg zum Profi, kehrte aber im Männerbereich zu seinem Jugendverein zurück. „Die Jungs, die hier spielen, sind einfach meine Freunde“, sagt Wörns zur Rückkehr.

Beim Aufstieg aus der Landes- in die Bayernliga in der vergangenen Saison nahmen beide Schlüsselrollen ein, Sammer im zentralen Mittelfeld, als Lenker und Denker mit feiner Technik und gutem taktischem Gespür, und David Wörns, der Apfel fällt auch hier nicht weit vom Stamm, als zentraler Spieler in der Abwehr. Aus der Jugend kamen schon vergangene Saison Nick Starke, Innenverteidiger, und Gianluca Pizarro, Torwart, zur ersten Mannschaft, beide sind noch keine Stammspieler, trugen aber mit einigen Einsätzen in der vergangenen Saison ebenfalls zum Grünwalder Aufstieg bei, Torwart Pizarro unter anderem mit einem gehaltenen Strafstoß. Im Sommer kam schließlich noch Benedict Fink von der U19 der SpVgg Unterhaching.

In der Mannschaft, einem eingeschworenen Haufen aus vielen Grünwaldern, sind die prominenten Nachnamen des Quintetts kein Thema. Bei den Gegnern würde aber der ein oder andere schon mal fragen, wie es so ist als Matthias Sammers Sohn, und die Presse fokussiere sich natürlich voll auf sie, was Sammer manchmal fast unangenehm ist. „Es ist natürlich ein Stück weit verständlich, aber die anderen Jungs sind genauso wichtig“, sagt Sammer. Und eine Vorzugsbehandlung wolle man schon gar nicht. Die gibt es bei Trainer Rainer Elfinger, der das Team zum historischen ersten Grünwalder Bayernliga-Aufstieg coachte, ohnehin nicht. „Es ist alles ganz relaxed, das sind ganz super Jungs, mir macht es wirklich Spaß mit ihnen“, sagt Elfinger.

Die ehemaligen Bundesligaspieler halten sich mit Tipps an Trainer Elfinger stark zurück

Anders als bei der U13 des TSV Grünwald, bei der Lothar Matthäus seinen Trainerjob kürzlich quittierte – Eltern malträtierten ihn nach seinen Angaben regelmäßig bis Mitternacht mit Nachrichten oder Anrufen, weil sie mit den Entscheidungen des Weltmeisters und Weltfußballers unzufrieden waren –, halten sich die ehemaligen Bundesligaspieler mit Tipps an den Trainer auch stark zurück. Wobei der eine oder andere, wenn es der Terminplan denn zulässt, bei den Partien zuschaut. „Da kommt gar nichts, es ist wirklich insgesamt alles sehr angenehm“, sagt Trainer Elfinger. Individuell gebe aber schon mal ein paar Ratschläge, sagen die Spieler. Schließlich kennen sich die Väter nach wie vor im Fußball gut aus: Matthias Sammer berät die Geschäftsführung von Borussia Dortmund, Christian Wörns ist derzeit Trainer der deutschen U18-Nationalmannschaft, Tom Starke Torwartkoordinator beim FC Bayern, Thorsten Fink ist Trainer in der belgischen ersten Liga bei KRC Genk – und Claudio Pizarro ist eben Claudio Pizarro, Schlitzohr und der beste ausländische Torschütze der Bundesliga.

Leon Sammer arbeitet als Werkstudent beim FC Bayern im E-Commerce. (Foto: Michael Sigl/Regiopictures/Imago)

Die fünf Söhne definieren sich allerdings auch nicht über ihre Väter, gehen alle ihren eigenen Weg, obwohl der Sport doch auch bei allen eine Rolle spielt. Wörns macht derzeit eine Ausbildung im Handwerk, kann sich später aber auch mal einen Job im Fußball vorstellen, Leon Sammer arbeitet als Werkstudent beim FC Bayern im E-Commerce und Nick Starke studiert Sportwissenschaften, macht parallel Trainerscheine und trainiert eine Juniorenmannschaft.

“In der letzten Saison unser bester Verteidiger”: David Wörns ist derzeit verletzt. (Foto: Mladen Lackovic/Imago)

In der Bayernliga läuft es derzeit noch nicht bei ihrer Mannschaft, an diesem regnerischen Freitagabend Ende September gibt Grünwald eine 3:1-Führung aus der Hand, verliert letztlich 3:4 gegen den SV Kirchanschöring, nach zehn Spielen steht Grünwald auf dem letzten Platz der Bayernliga. „Uns fällt die Adaption in die neue Liga noch schwer“, sagt Trainer Elfinger, dazu komme auch noch Verletzungspech bei einigen Leistungsträgern, unter anderem bei Abwehrchef David Wörns, der eine Schambeinverletzung hat und wohl operiert werden muss. „Er ist sehr wichtig und war in der letzten Saison unser bester Verteidiger“, sagt Sammer, der wie Trainer Elfinger aber optimistisch bleibt, weil das Spielerische und der Einsatz stimmen. Als Aufsteiger hat Grünwald das Ziel, in der Bayernliga zu bleiben — den nächsten Schritt dafür kann Grünwald mit Sammer und Co. an diesem Samstag (14 Uhr) beim direkten Konkurrenten TSV Landsberg machen.

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