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Sami Khedira: „Wenn das wieder nicht gelingt, haben die Bayern ein Problem“ | ABC-Z

Er weiß, wie man die Champions League gewinnt: Weltmeister Sami Khedira blickt mit Spannung auf den Start in die Königsklasse. Den fünf deutschen Teams traut er einiges zu – sein Favorit auf den Titel aber ist ein Klub aus England.

„Alle in Rot nach Madrid!“ So lautet das Motto der Ultras vom Commando Cannstatt für das Champions-League-Spiel des VfB Stuttgart am Dienstagabend bei Real Madrid (21 Uhr/Amazon Prime). Erstmals seit 15 Jahren treten die Schwaben wieder in der Champions League an – und die Reiselust des Anhangs ist groß. Obwohl es nur knapp 4000 Tickets für VfB-Fans für die Partie im Estadio Santiago Bernabéu (81.044 Plätze) gab, werden bis zu 15.000 Anhänger des Bundesligisten in der spanischen Metropole erwartet. Das teuerste Ticket kostete 60 Euro.

Der europäische Verband Uefa hatte beschlossen, dass Auswärtsfans in der Champions League in dieser Saison maximal 60 statt bislang 70 Euro für ein Ticket bezahlen. In der Champions-League-Saison 2025/2026 beträgt der Tickethöchstpreis für Auswärtsfahrer 50 Euro. Mit der Entscheidung soll die bedeutende Rolle der Fans anerkannt werden, wie es von der Uefa heißt.

Neben dem VfB treten vier weitere deutsche Teams in der Königsklasse an, die in einem neuen Format ausgetragen wird. Alle 36 Teams tragen in der Vorrunde acht Spiele gegen unterschiedliche Gegner aus – vier daheim, vier auswärts. Die Bayern spielen am Dienstagabend in München gegen Dinamo Zagreb (21 Uhr/DAZN). Am Mittwoch gastiert Borussia Dortmund beim FC Brügge (21 Uhr/DAZN). Tags darauf spielt der deutsche Double-Gewinner Bayer Leverkusen bei Feyenoord Rotterdam (18.45 Uhr/DAZN), RB Leipzig spielt am Abend bei Atlético Madrid (21 Uhr/DAZN).

Als der VfB Stuttgart letztmals in der Königsklasse spielte, wirkte auch Sami Khedira mit. Der Weltmeister von 2014 spielte bis 2010 bei den Schwaben, ehe er eine große Karriere startete. Er spielte u.a. für Real Madrid und Juventus Turin.

Frage: Herr Khedira, alle diskutieren über den neuen Champions-League-Modus. Welche Schulnote würden Sie der Idee geben?

Sami Khedira: Eine Zwei mit Chance auf mehr. Noch ist es ja gar nicht losgegangen. Ich kenne den Modus übrigens schon etwas länger …

Frage: Wie kommt das?

Khedira: Als ich nach meiner Karriere das Management-Studium „MIP“ der Uefa gemacht habe, wurde uns das Modell schon vor ein, zwei Jahren vorgestellt. Ich fand es vom ersten Moment an stark. Die Attraktivität der neuen Champions League ist gestiegen, es wird weniger Taktieren geben. Es sind so viele gute Begegnungen, das ist so wie eine Premier League Plus – jede Woche mehrere absolute Top-Spiele. Klar fehlt aus Fan-Sicht bei manchen tollen Auswärtsgegnern das entsprechende Heimspiel. Aber dafür können die Fans insgesamt mehr reisen. Bisher habe ich wenige gefunden, die sagen: Ich habe da keine Lust drauf und schaue es nicht.

Frage: Bei welchen Transfers sind Sie besonders gespannt, wie sie in der Champions League funktionieren?

Khedira: Kylian Mbappé bei Real Madrid. Alle werden die Erwartung haben, nach dem Motto: In den vergangenen zehn Jahren hat Real sechsmal den Titel geholt. Mit Mbappé werden es dann acht in den nächsten zehn Jahren. Aber so wird es nicht laufen. Er hat noch nicht ganz die richtige Bindung. Wie Real gleichzeitig den Kroos-Abgang auffangen und Mbappé einbauen kann, ist sehr spannend.

Frage: Welcher Transfer noch?

Khedira: Ilkay Gündogan zurück bei Man City. An diesem Wechsel sieht man die Größe von Pep Guardiola. Er musste ihn ablösefrei ziehen lassen, damit Ilkay seinen Lebenstraum Barcelona erfüllen kann. Da hat Ilkay aber schnell gelernt, dass da zu viel Unruhe und auch nicht alles optimal war. Jetzt hat Pep ihn zurückgenommen, es gab Standing Ovations beim Debüt, und Ilkay wirkt glücklich, denn man sieht ihn viel lachen auf den Bildern. Auch durch diese Personalie ist Man City für mich Topfavorit auf den Titel.

Frage: Sie haben Barcelona erwähnt. Was trauen Sie Hansi Flick dort zu? Sie kennen sich aus vielen gemeinsamen Jahren bei der Nationalelf.

Khedira: Ich habe dort kürzlich einen spannenden Einblick bekommen. Im Urlaub bin ich in einen Barça-Spieler reingerannt und habe mich mit ihm ausgetauscht. Dabei kam raus, dass vergangene Saison ein positiver Umgang mit den Spielern hätte besser sein können. Das hat mich gewundert, ich habe mir aber auch gedacht: Genau das kann Hansi Flick liefern. Er hat bei den Bayern gezeigt, dass er eine Gruppe vereinen kann, Positivität zeigt und ein People-Manager ist. Das hat die Mannschaft vermisst.

Frage: Ist für die Bayern das „Finale dahoam“ in der Allianz-Arena möglich?

Khedira: Ich finde dieses Jahr bei den Bayern spannend zu sehen, wie sie damit umgehen, dass sie die paar Spieler, die sie wollten, nicht bekommen haben und andere nicht abgeben konnten, denen sie einen Abschied eigentlich nahegelegt haben. Als neutraler Fußballfan hätte ein Finale der Bayern gegen Real Madrid oder auch gegen Man City mit der Rückkehr von Pep viel Charme. Dafür ist aber eine Sache wichtig …

Frage: Und zwar?

Khedira: Der Kader ist wirtschaftlich für das Champions-League-Finale ausgelegt. Mit Palhinha und Olise sind klasse Leute dazugekommen. Aber schaffen es die Spieler, die gehaltsmäßig intern in den Top 5 sind, auch über 50 bis 60 Partien wie Top-5-Profis Leistung zu zeigen? Das war bei Spielern wie Sané, Gnabry oder Coman teilweise das Problem, oft unverschuldet aufgrund von Verletzungen oder fehlendem Rhythmus. Wenn das aber wieder nicht gelingt, haben die Bayern ein Problem. Auch Upamecano oder Kim haben in fast jedem Spiel einen Bock drin. Da kann auch ein neuer Trainer wenig machen. Die Bayern sind vom Potenzial finalfähig.

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Frage: Was geht für den VfB?

Khedira: Ich traue ihnen definitiv die Play-offs zu. Sie haben mehrere Duelle, gerade daheim, in denen ich sie besser als den Gegner sehe. Da sind drei, vier Siege drin.

Frage: Was geht noch für die deutschen Teams?

Khedira: Leipzig war letztes Jahr schon stark in der Champions League, hatte dann Pech mit dem Los Real Madrid. Auch dieses Mal ist ihr Programm das schwerste der Bundesligisten. In Dortmund ist die Frage, wie schnell sich Nuri Sahin mit seinem Fußball etablieren kann. Er ist ein junger, interessanter Trainer mit vielen Visionen. Die musst du aber schnell umsetzen, sonst werden die Spieler ungeduldig. Bei Leverkusen hoffe ich, dass sie nicht überspielt sind. Auch sie wirken zum Saisonstart noch müde. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass alle fünf Klubs mindestens einen Platz in den Play-offs erreichen und zwei davon direkt und zwei über die Play-offs das Achtelfinale erreichen.

Frage: Ist mit Ihrem neuen DAZN-Vertrag auch das Thema Wolfsburg oder ein Job beim DFB vom Tisch?

Khedira: Mein Fokus ist aktuell DAZN, und ich bin sehr glücklich mit dieser Lebensphase. Bei allem anderen gilt: Wenn jemand kommt, dann setze ich mich hin und höre es mir an. Hauptsache, es sind die richtigen Menschen dabei. Ich habe selbst Möglichkeiten zur Entfaltung, und der Verein oder der Verband hat eine interessante Perspektive.

Das Interview wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) geführt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.

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