Saison-Zwischenfazit: Formel 1 zwischen McLaren-Zweikampf und Ferrari-Knall | ABC-Z

14 von 24 Grand Prix sind in der Formel 1 absolviert – jetzt ist Sommerpause. Vor den letzten zehn Events dominieren zwei McLaren-Piloten das Feld total, und die beiden Fahrer mit den meisten WM-Titeln im Feld schieben Dauerfrust. Ein Zwischenfazit.
Theoretisch kann auch Nico Hülkenberg 2025 noch Weltmeister werden. 250 Punkte sind in den Großen Preisen noch zu vergeben, dazu noch mal 24 in den drei Sprintrennen am 18. Oktober in den USA, am 8. November in Brasilien und am 29. November in Katar. Hülkenberg hat in seinem Sauber Kick beachtliche 37 Zähler gesammelt. Rein rechnerisch kann der Emmericher noch auf 314 Zähler kommen. Der aktuell Führende Oscar Piastri liegt bei 284, ihm folgt sein McLaren-Konkurrent Lando Norris mit 275.
Verstappen hat den Titel schon abgehakt
Doch weder wird Hülkenberg 13 Mal Rang eins im Saisonendspurt belegen, noch dürften Piastri und Norris parallel dazu leer ausgehen – ihre Dominanz ist erdrückend. Der Drittplatzierte in der Fahrerwertung, Max Verstappen, hat den Titel bereits verbal abgehakt, und er ist kein Typ für taktisches Understatement. Verstappen hat in den Jahren 2024, 2023, 2022 und 2021 die WM für sich entschieden, dass er nicht zum fünften Mal in Serie triumphieren wird, weiß er: “Wir kämpfen sowieso nicht um die Weltmeisterschaft”, sagte er nach dem Red-Bull-Heimrennen in Spielberg resigniert.
Für Verstappen geht es aber immerhin noch um Siege, es geht darum, sich für 2026 wieder in Stellung zu bringen. Nach jetzigem Stand wird er auch in der kommenden Saison für die “Bullen” fahren, Mercedes behält sein Duo mit George Russell und Kimi Antonelli. Ein anderes prominentes Cockpit, das Verstappen reizen würde, ist derzeit nicht in Sicht. Es sei denn, es kommt bei Ferrari zum großen Knall.
Hamiltons Aussagen lassen Spielraum offen
Hört man Lewis Hamilton genau zu, ist das tatsächlich nicht mehr auszuschließen. Hamilton ist mit sieben WM-Titeln neben Michael Schumacher der höchst dekorierte Formel-1-Pilot der Geschichte, aber so wie jetzt bei den “Roten” hat man ihn noch nie erlebt. Der Brite wirkt wie ein Anfänger auf der Suche nach dem richtigen Fahrgefühl. Und er redet wie ein Rookie voller Selbstzweifel, der offenbar nicht mehr weiß, ob er den Ansprüchen gewachsen ist.
Während sein Teamkollege Charles Leclerc den Laden noch irgendwie zusammenhält und zuletzt in Ungarn sogar die Pole holte (im Rennen wurde er Vierter hinter Norris, Piastri und Russell), verpasste Hamilton das Q3, also die letzte Session im Qualifying. Von seinem peinlichen 12. Startplatz – er stand sogar hinter seinem halb so alten Landsmann Oliver Bearman im Haas – kam er auch im Rennen nicht weg. Er wurde schließlich auch noch überrundet.
Sogar ein Rücktritt in der Sommerpause ist nicht auszuschließen
Danach fielen diese Sätze, die viel Interpretationsspielraum lassen. “Das Team ist nicht das Problem, das andere Auto steht ja auf Pole. Das Team muss wahrscheinlich den Fahrer wechseln“, sagte er beispielsweise. Das mag noch seinem allgemeinen Frust geschuldet gewesen sein, doch seine kryptischen Einlassungen über das Klima in seinem Rennstall (“Wenn du ein Gefühl hast, hast du eben ein Gefühl. Es passiert viel im Hintergrund, das nicht toll ist”) eröffnen verschiedene Szenarien: Gut möglich, dass Hamilton sein zweites Vertragsjahr 2026 gar nicht mehr antritt, zumindest nicht bei Ferrari.
Aber es ist auch nicht auszuschließen, dass er schon jetzt nach der Sommerpause nicht mehr in sein Cockpit zurückkehrt. Sein Teamchef Fred Vasseur ist sich da ganz sicher und glaubt: “Er wird zurückkommen, wieder mitkämpfen und ganz sicher weiterfahren für uns.”
Norris hat den besseren Lauf, auch für Hülkenberg geht noch was
Das Verhältnis zwischen Superstar und “Scuderia” bleibt auf jeden Fall hochspannend. Ebenso der Kampf um den WM-Titel – allerdings nur innerhalb des McLaren-Rennstalls. Norris nimmt den Lauf von drei Siegen in den letzten vier Rennen mit in die Sommerpause, er gewann in Ungarn, Großbritannien und Österreich, während Piastri seit dem 1. Juni (Sieg in Spanien) nur noch in Belgien vorne lag.
Und Hülkenberg? Der hat in Silverstone mit seinem sensationellen dritten Platz vor Hamilton und Verstappen gezeigt, dass er an manchen Tagen immer noch zu herausragenden Leistungen fähig ist. In der Fahrerwertung liegt er derzeit auf Rang neun, Alex Albon im Williams (54 Punkte) und sogar Antonelli im Mercedes (64) sind aber durchaus noch in Reichweite.