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Sabotage an Söllereckbahn: Bergbahnen in Oberstdorf Ziel von Anschlägen – Bayern | ABC-Z

Es war gegen 0.30 Uhr nachts, als ein bislang unbekannter Täter eine Stütze der Söllereckbahn hinaufkletterte und „erheblichen Schaden an der technischen Infrastruktur“ anrichtete. So steht es im Polizeibericht, wo auch nachzulesen ist, dass die Seilbahn nicht mehr startete, weil die Sicherheitsmechanismen auslösten. Die Skifahrer, die am nächsten Morgen auf die Piste wollten, mussten zunächst warten. Erst als Mitarbeiter der Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen den Schaden repariert hatten, konnte der Skitag am Söllereck beginnen.

Vor allem die Söllereckbahn, aber auch die Nebelhornbahn und andere touristische Einrichtungen in Oberstdorf, so erzählt es Bergbahn-Vorstand Henrik Volpert, sind seit viereinhalb Jahren Ziel von Sabotageakten und Anschlägen: Mal wird eine Kassenanlage beschmiert, mal eine Schrankenanlage von einem Parkplatz. Wiederholt wurden Autoreifen von Mitarbeitern der Bergbahnen zerstochen. Volpert schätzt den in den vergangenen Jahren entstandenen Schaden auf bis zu 100 000 Euro, aber darum geht es ihm gar nicht vordringlich.

Diesmal richtete sich die Sabotage gegen die kritische Infrastruktur, das ist ungleich gefährlicher. Vor allem aber will Vorstand Volpert seine Mitarbeiter schützen. Denn so unbekannt ist der Täter seiner Ansicht nach nicht. In Oberstdorf gehen sie davon aus, dass es sich immer wieder um ein und denselben Mann handelt, der offenbar rechtsradikal ist und aus Hass auf Touristen handelt.

Die Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen schlagen deshalb nun Alarm. Volpert hat sich in einem Brief an den Innenminister gewendet, die Bergbahnen haben auch eine Belohnung in Höhe von 25 000 Euro ausgelobt, für Hinweise, die zum Täter führen. „Jetzt reicht es, jetzt muss etwas passieren“, sagt Volpert. „Wir erwarten eine lückenlose Aufklärung und entschlossenes Handeln der Behörden, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.“

Dieses entschlossene Handeln vermisst Volpert bislang. Der in Oberstdorf als mutmaßlicher Täter gehandelte Mann ist ja bereits mehrfach aufgefallen und wurde auch schon, unter anderem wegen Sachbeschädigung, zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Laut Volpert hat der Mann in einem Prozess am Amtsgericht sein Motiv klar artikuliert: Hass auf Tourismus, Hass auf die Gäste aus aller Welt, die im Sommer zum Bergwandern und im Winter zum Skifahren in den Allgäuer Paradeort Oberstdorf reisen. Dazu passt, dass schön öfter, etwa auf Gondeln oder auch bei einer Skischule, „AfD“- oder Hakenkreuzschmierereien zu finden waren.

Die Polizei prüft Zusammenhänge

Die Polizei teilt mit, dass Ermittler Zusammenhänge zwischen dem jüngsten Anschlag auf die Infrastruktur der Söllereckbahn und den anderen Taten der vergangenen Monate und Jahre prüfen. Die Sabotage an der Elektronik, für die der Täter etwa 400 Meter südlich des Schneiteichs erst einen hohen Stützpfeiler der Bahn hinaufklettern musste, vergleicht Volpert mit einem Anschlag wie bei der Deutschen Bahn. Zwar hätten die Sicherheitsmaßnahmen gegriffen, es habe zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden. Aber die Sorge wächst, dass es auch mal zu Personenschäden kommen könnte.  Allein der Söllereck mit seiner vor fünf Jahren erneuerten Seilbahn wird jährlich von 380 000 Menschen besucht. Oberstdorf ist einer der meistbesuchten Ferienorte Deutschlands.

„Die wiederholten Vandalismusakte sind kein Kavaliersdelikt, sondern geschäftsschädigend und unverantwortlich. Sie betreffen nicht nur unser Unternehmen und unsere Gäste, sondern haben auch weitreichende negative Folgen für die gesamte Region“, sagt Volpert. Er geht davon aus, dass sich die Serie an Straftaten fortsetzt. Im November habe es den letzten „Anschlag“ gegeben, wie Volpert es nennt, damals seien Kassenautomaten beschädigt worden. Nun, drei Monate später, sei die Elektronik der Bergbahn sabotiert worden. Man könne darauf warten, dass die Bergbahnen im Mai wieder mit einer Straftat konfrontiert würden. Bislang haben der oder die Täter keinen Unterschied zwischen Winter- und Sommersaison gemacht.

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