Sabine Lautenschläger wird Aufsichtsrätin bei Commerzbank: Ex-Notenbankerin folgt auf Dönges – Wirtschaft | ABC-Z
Sabine Lautenschläger soll nach Informationen der Süddeutschen Zeitung in den Aufsichtsrat der Commerzbank einziehen. Die frühere Notenbankerin wird wohl Nachfolgerin von Jutta Dönges, die ihr Mandat in dem Kontrollgremium zur Hauptversammlung am 15. Mai 2025 niederlegen wird. Dönges ist bereits Vorstand eines börsennotierten Unternehmens und wolle die Anzahl ihrer zusätzlichen Mandate reduzieren, teilte die Bank mit. Dönges ist seit dem 1. März 2023 Finanzvorständin des Energiekonzerns Uniper.
Seit der Rettung der Commerzbank in der Finanzkrise 2008 hat der Bund das Recht, zwei Aufsichtsräte für das Kontrollgremium des Instituts vorzuschlagen, die allerdings nicht weisungsgebunden sind. Laut einer Sprecherin der Commerzbank ist dieses Recht bei der staatlichen Rettung in der Finanzkrise vertraglich festgeschrieben worden: Solange der Bund mehr als zehn Prozent der Anteile hat, kann er weiterhin sogar zwei Vertreter vorschlagen, die dann aber noch von der Hauptversammlung gewählt werden müssen. Zweiter Vertreter des Bundes ist aktuell der Unternehmer Harald Christ. Die Commerzbank wollte sich nicht dazu äußern. Das Bundesfinanzministerium erklärte auf Anfrage, man äußere sich nicht zu Personalspekulationen.
Anfang September 2024 hatte der Bund den Ausstieg aus der Commerzbank angekündigt und einen Teil seiner Aktien – eher aus Versehen – an die italienische Großbank Unicredit verkauft. Die Italiener möchten die Commerzbank möglicherweise ganz übernehmen. In Berlin stößt das indes nicht auf Wohlwollen, weswegen der Bund die restlichen zwölf Prozent der Aktien vorerst behalten hat. Fraglich ist dennoch, ob die Commerzbank noch lange Zeit selbständig sein wird, wenn Lautenschläger Mitte 2025 ihr Amt antritt. Unicredit-Chef Andrea Orcel beansprucht derzeit keinen Sitz im Aufsichtsrat, weil er die Frankfurter Bank nach eigenen Angaben vorerst nur als Finanzinvestment sieht.
Exklusiv Commerzbank-Übernahme
:Wer ist schuld an der Commerzbank-Misere?
Das fragen sich viele, seitdem die italienische Unicredit so leicht bei der Bank eingestiegen war. Ein Schreiben des Bundesfinanzministeriums zeigt nun: Die Verantwortung liegt nicht allein bei der Politik.
Lautenschläger, 60, war 2011 die erste Frau im Vorstandsgremium der Bundesbank und übernahm dort auch das Amt der Vizepräsidentin. Schließlich folgte sie 2014 dem Ruf in den Euro-Tower der EZB. Zusammen mit der Französin Danièle Nouy führte sie bis 2019 die neu gegründete Europäische Bankenaufsicht. Gleichzeitig saß sie im Direktorium der EZB mit Mario Draghi an der Spitze. Auch Commerzbank-Aufsichtsratschef Jens Weidmann, früher Bundesbank-Chef, kennt Lautenschläger gut.
Wie Weidmann galt Lautenschläger als Kritikerin der lockeren Geldpolitik Draghis. Sie erklärte im September 2019, gut zwei Jahre vor Ablauf ihres Mandats im EZB-Direktorium, überraschend ihren Rückzug aus dem Gremium. Lautenschläger kam intern in die Kritik, weil sie ihren Ehemann vergleichsweise häufig auf Dienstreisen mitgenommen hatte, auf Kosten der EZB. Das war rechtlich nicht zu beanstanden, brachte aber einige Kollegen gegen sie auf.
Für die Bundesregierung war Lautenschlägers vorzeitiger Weggang damals unangenehm, weil vor ihr schon zwei andere deutsche EZB-Direktoren vorzeitig aufgegeben hatten. Die Juristin hatte ihre Karriere bei der Finanzaufsicht Bafin begonnen, wo sie von der Pressesprecherin zur Exekutivdirektorin Bankenaufsicht aufgestiegen ist. Zurzeit arbeitet Lautenschläger als Beraterin der Wirtschaftskanzlei Covington.