S7-Verlängerung nach Geretsried: Landkreis bestätigt Trog-Beschluss – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Wann die S7 endlich bis nach Geretsried fahren wird, kann wohl keiner genau sagen. Immerhin soll noch in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen werden. Auf 433 Millionen Euro werden die Gesamtkosten für die Verlängerung von Wolfratshausen in die Nachbarstadt geschätzt. Allein etwa 31 Millionen Euro kostet demnach die Tieferlegung der S-Bahn unter der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen. Diese Summe teilen sich der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und die Städte Wolfratshausen und Geretsried. Der Kreisausschuss hat kürzlich mehrheitlich seinen Beschluss aus dem Jahr 2015 bestätigt, 70 Prozent der Kosten zu übernehmen. Das sind knapp 22 Millionen Euro.
Ein Planfeststellungsverfahren dient der Genehmigung bestimmter – in der Regel „raumbedeutsamer“ und im öffentlichen Interesse liegender – Vorhaben. Auch wollen in diesem Jahr das Land Bayern und der Bund konkret über die Finanzierung des Infrastrukturprojekts verhandeln. Ein weiterer Fortschritt ist, dass der Freistaat im Sommer vorhat, Vereinbarungen über die S-7-Verlängerung mit der Deutschen Bahn abzuschließen. „Es ist schön zu sehen, dass sich etwas rührt“, meinte dazu Landratsamts-Geschäftsleiter Wolfgang Krause.
Die beiden Städte müssen jeweils etwa 4,65 Millionen zahlen
Nun wünscht sich der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), dass die drei Kommunen zu ihrem Votum vor zehn Jahren stehen und für die zweigleisige Absenkung der S-Bahn-Trasse in Wolfratshausen aufkommen. Denn diese Kosten übernehmen weder Bund, noch Freistaat oder Deutsche Bahn. Ein Rückblick: Zunächst waren eine Schrankenlösung an oder die Tieferlegung der Sauerlacher Straße im Gespräch. 2010 sprach sich eine deutliche Mehrheit der Wolfratshauser Bürgerinnen und Bürger bei einem Bürgerentscheid gegen eine Schranke an der Sauerlacher Straße aus. Nach zähen Verhandlungen einigten sich die Beteiligten schließlich auf eine Absenkung der Gleise. Doch weil die Tieferlegung der Sauerlacher Straße die kostengünstigste schrankenlose Lösung wäre, übernehmen Bund, Freistaat und Deutsche Bahn nur die Kosten, die dafür anfallen würden. Den Rest für die teurere Trog-Varinate müssen die beiden Städte und der Landkreis aufbringen.
Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Eine neue Kostenschätzung liegt vor. Statt der anfangs anberaumten circa 168 Millionen Euro (Planungsstand 2009) liegt das Projekt jetzt bei 433 Millionen Euro. Somit stieg der kommunale Anteil von etwa 17 Millionen auf nun circa 31 Millionen. „Das ist eine Hausnummer“, kommentierte Krause. Der Landkreis muss demnach nun 21,7 Millionen anstelle von 11,9 Millionen Euro zahlen, die beiden Städte statt je 2,55 Millionen dann 4,65 Millionen Euro.
„Wir beißen in den sauren Apfel, aber bei 31 Millionen ist Schluss“, sagt Bachhuber
Nicht jedem im Kreisausschuss gefiel diese Entwicklung. Klaus Heilinglechner, FW-Kreisrat und Bürgermeister in Wolfratshausen, regte an, über eine Deckelung der Kosten „zu einem Zeitpunkt x“ nachzudenken. Das war ganz im Sinne von Martin Bachhuber (CSU), der von einer exorbitanten Kostensteigerung sprach. „Wir beißen in den sauren Apfel, aber bei 31 Millionen ist Schluss“, sagte er. Schließlich müsse man bedenken, welche weiteren Summen auf Geretsried und Wolfratshausen für Bahnhöfe und mehr zukämen. Bachhuber verwies ferner darauf, dass nach neuester Gesetzeslage eine Schrankenlösung ohnehin nicht mehr erlaubt wäre. Dennoch sieht er die drei Kommunen in der rechtlichen Verpflichtung, die Zusage zur Kostenübernahme einzuhalten. Dem widersprach Krause. Eine rechtliche Verpflichtung gebe es nicht. Allerdings habe nur die zugesagte Kostenübernahme damals dazu geführt, dass die S-Bahn-Verlängerung weiter verfolgt worden sei. Daher sollten Kreis und Städte zu ihrem Wort stehen.
Dafür warb auch Landrat Josef Niedermaier (FW). Er wolle die „großen Finanzierer“ nicht verärgern und die Verhandlungsposition der Kommunen geschwächt sehen, sagte er. Daher wünsche er sich ein starkes Votum – ein Wunsch, den ihm der Kreisausschuss mit großer Mehrheit und nur einer Gegenstimme erfüllte. Die Abstimmungen in den Stadträten Wolfratshausen und Geretsried stehen noch aus.