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Russe und Ukrainerin eröffnen Restaurant im Münchner Westend | ABC-Z

München – Ein Anlaufpunkt für die Nachbarschaft und gleichzeitig ein Fenster in die moderne Ukraine soll das Ruta im Westend sein, fasst Anna Weiman zusammen. Gemeinsam mit Michael Fedorov betreibt sie seit dem 11. Dezember das Restaurant. Der betont: “Ukrainische Küche ist mehr als Borschtsch und Wereniki”.

Ruta: Ukrainerin und Russe eröffnen Restaurant im Westend in München

Anna Weiman ist Ukrainerin und seit 22 Jahren in Deutschland. Sie stammt aus der Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: Kriwoi Rog. Sie sei sogar auf die selbe Schule wie er gegangen und hätte seine Anfänge als Entertainer auf den Bühnen der Stadt miterlebt.

In Deutschland war Weiman jahrelang Reiseverkehrskauffrau – bis Corona die Karten neu gemischt hat. Michael Fedorov ist Krebsarzt in München und Russe. Letzteres würde das Paar im Ruta aber nicht so oft erwähnen, sagt er und lacht. Zusammen hätten sie lange den Traum vom eigenen Restaurant gehabt.

Vor allem der Onkologe habe sich immer nach einer positiven Abwechslung zu seinem sehr ernsten Berufsalltag gesehnt. Knapp eineinhalb Jahre hätten sie nach passenden Räumlichkeiten gesucht. In der Tulbeckstraße 9, dort wo bis 2023 das L’Adresse 37 war, seien sie dann fündig geworden.

Das komplette Team stammt aus der Ukraine

“Viele haben von der Ukraine gehört, aber wenige waren dort”, sagt Weiman. Deshalb sollen Münchner im Ruta einen Einblick in das Land bekommen. Der ukrainische Einfluss steckt in jeder Facette des Lokals – wenn auch teilweise subtil. Die Einrichtung habe etwa eine ukrainische Innenarchitektin ausgesucht. Die Weinkarte stammt von einem ukrainischen Sommelier. Sie soll künftig rund 30 verschiedene Weine aus der Ukraine umfassen – sobald diese den Zoll passiert haben.

Das komplette Team sei aus der Ukraine – teilweise erst seit Kurzem. Köchin Antonina aus Kiew bereitet natürlich auch Klassiker des Landes zu. Für Ukrainer, die Heimweh haben, sei das Ruta ein Ort, an dem sie Gerichte wie Wareniki oder Borschtsch genießen können, sagt Weiman.

Ukrainische Küche mit Twist: “Küche des Landes ist kreativ und modern”

Aber: Die Gerichte im Ruta sind nicht nur klassisch-ukrainisch, betonen die Betreiber. “Die Küche des Landes ist kreativ und modern, und genau das wollen wir zeigen”, sagt Fedorov. Auf der Speisekarte finden sich daher Interpretationen klassischer Gerichte, wie Borschtsch mit Teriyaki-Rippen oder Wereniki mit Steinpilzfüllung. Auch Gerichte wie Tatar oder Loup de Mer stehen auf der Karte.

Insgesamt könne man von einem “ukrainischen Touch” sprechen, der in der Küche des Ruta wiederzufinden ist, erklären Weiman und Fedorov. Ihre Köchin würden sie regelmäßig nach Kiew schicken. Von dort bringt sie Trends und Ideen ins Ruta nach München.

Köchin Antonina ist noch nicht lange in Deutschland. Inspiration holt sie sich auf Reisen in der Gastro-Szene in Kiew.
Köchin Antonina ist noch nicht lange in Deutschland. Inspiration holt sie sich auf Reisen in der Gastro-Szene in Kiew.
© Hannes Magerstädt
Köchin Antonina ist noch nicht lange in Deutschland. Inspiration holt sie sich auf Reisen in der Gastro-Szene in Kiew.

von Hannes Magerstädt

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Für den AZ-Testesser ist die ukrainische Küche Neuland. Er entscheidet sich daher für die modern interpretierten Klassiker Borschtsch und Wareniki (je 14 Euro). Die Suppe aus Kohl und Roter Beete schmeckt wunderbar würzig und leicht säuerlich.

Ein perfektes Wintergericht – herzhaft und reichhaltig. Die leicht rauchige und karamellige Note der Short Rib mit Teriyaki-Glasur harmoniert sehr gut mit den süß-säuerlichen Aromen des Borschtsch.

Wareniki - ukrainische Teigtaschen - gibt es im Ruta Bistro nicht nur herzhaft, sondern wie hier auch mit Kirschfüllung und Mascarpone.
Wareniki – ukrainische Teigtaschen – gibt es im Ruta Bistro nicht nur herzhaft, sondern wie hier auch mit Kirschfüllung und Mascarpone.
© Hannes Magerstädt
Wareniki – ukrainische Teigtaschen – gibt es im Ruta Bistro nicht nur herzhaft, sondern wie hier auch mit Kirschfüllung und Mascarpone.

von Hannes Magerstädt

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Die Teigtaschen sind neben Kartoffeln auch mit Steinpilzen gefüllt. Serviert werden sie mit Pilzsoße und Trüffelzwiebel. Das ursprünglich simple Gericht bekommt dadurch eine feine Komplexität.

Lange verbleiben die Wareniki daher nicht auf dem Teller. Eine Besonderheit sind auch die Wareniki in ihrer Dessertvariante mit Kirschfüllung und Mascarpone. Cremig-Süß und durch die eingelegten Kirschen leicht säuerlich – ein perfekter Abschluss.

Wodka wird aus der Ukraine importiert

Zum Schluss gehöre freilich Wodka dazu, sagt Fedorov, während er ein rotes Getränk serviert. Aus ukrainischem Wodka und Kirschen machen die beiden Nalivka, einen aufgesetzten Obstler. Spätestens jetzt wird klar: Im Ruta lässt sich ein wunderbar geselliger Abend verbringen. Aber nicht nur das: Am Wochenende lockt ein Brunch von 9 bis 16 Uhr.

Ein aufgesetzter Obstler aus Wodka und Kirsche: Navlika
Ein aufgesetzter Obstler aus Wodka und Kirsche: Navlika
© Hannes Magerstädt
Ein aufgesetzter Obstler aus Wodka und Kirsche: Navlika

von Hannes Magerstädt

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Der Name des Restaurants ist inspiriert von der “Ruta”, einer sagenumwobenen rosaroten Blume, die hoch in den Bergen der Ukraine wächst. “Die Ruta steht für Glück und Frieden”, erklärt Weiman. “Die findet man aber leider nie.” Mit ihrem Restaurant haben Weiman und Fedorov die Ruta vielleicht nicht gefunden, aber etwas geschaffen, das den Geist dieser Zauberblume einfängt: einen Ort voller Wärme, Inspiration und, zumindest, kulinarischem Glück.


Ruta, Tulbeckstr. 9, Di bis Fr 17 – 23 Uhr, Sa und So 10 – 23 Uhr

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